Echte Bedrohung: Welche Jobs sind durch KI gefährdet?

Künstliche Intelligenz - auch KI, Artificial Intelligence oder AI genannt - hat das Potenzial, die moderne Arbeitswelt in den nächsten Jahren von Grund auf zu revolutionieren. Warum ist das so und gab es früher eigentlich schon einmal solch große technologische Einschnitte, die unsere Arbeitsweise veränderten? Wie bereitet man sich bestenfalls auf Artificial Intelligence im Berufsleben vor? Und natürlich: Welche Jobs sind durch KI möglicherweise bald gefährdet?

Wie und warum beeinflusst KI unsere Arbeitsplätze?

In manchen Branchen merkt man es bereits mehr, in anderen noch etwas weniger: Künstliche Intelligenz kann unsere Arbeitsplätze, Arbeitsweise und Aufgaben auf vielfältige Art und Weise beeinflussen. Zunächst denkst du bei der sinnvollen Nutzung von KI im Job womöglich an die Automatisierung bestimmter Routinetätigkeiten. Vielleicht nutzt du breit zugängliche Angebote wie ChatGPT, Google Gemini oder YouChat schon zur Unterstützung bei bestimmten Aufgaben in der Dateneingabe oder bei der Recherche von Informationen.

Während du das eher freiwillig tust, kann es gleichzeitig sein, dass dein Arbeitgeber maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz bei der Analyse von Daten nutzen möchte. Schließlich können dadurch datenbasierte Entscheidungen getroffen werden, die das Unternehmen weiter voranbringen könnten.

KI spielt auch in der Kundenbetreuung eine große Rolle, da durch den Einsatz von Chatbots gehäufte Fragen automatisiert beantwortet werden können. Wer jetzt denkt, dass nur Bürojobs beeinflusst werden können, liegt jedoch falsch. Zwar ist die Anwendung von AI in Branchen wie Medizin, Handwerk oder Lebensmittelproduktion nicht so offensichtlich, aber auch hier greift man zum Beispiel für die Qualitätskontrolle oder zur Modellierung von Vorhersagen immer mehr auf die neuen technologischen Möglichkeiten zurück.

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Schon gewusst?

Artificial Intelligence ist nicht die erste Technisierung, mit der sich Arbeitnehmer:innen und Unternehmen konfrontiert sehen.

Im 18. und 19. Jahrhundert fand in Europa die Industrialisierung statt. Dabei wurden langsam immer mehr Dinge mit der Hilfe von Maschinen in Fabriken gefertigt, statt wie bisher per Hand. Während die Industrie von diesem Fortschritt finanziell sehr stark profitierte, dauerte es noch einige Zeit, bis die damals teils sehr schlecht bezahlten Arbeitnehmer:innen beispielsweise Arbeitsschutzmaßnahmen (in Deutschland erstmals 1891 eingeführt) oder eine Krankenversicherung (D: 1883) gesetzlich zugesichert bekamen.

Die Industrie entwickelte sich seitdem schnelllebig weiter. In den 1970er Jahren begann dann ein großer Einschnitt in die Arbeitswelt: die Automatisierung. Roboter übernahmen - und übernehmen auch heute noch - Aufgaben wie das Schweißen von Teilen oder bauen bestimmte Dinge automatisch zusammen. Man spricht dabei nicht umsonst von einer Automatisierungswelle, denn anfangs waren hiervon noch kaum Auswirkungen auf Arbeitsplätze zu erkennen. Das änderte sich mit der breiten Einführung von Robotern oder automatisierten Technologien in nahezu allen Branchen. Man geht davon aus, dass so allein im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts 1,6 Millionen Jobs in Europa wegfielen. Doch gleichzeitig entstanden unzählige andere Berufe, die es vorher so nie gegeben hat.

Berufe mit hohem Risiko: Diese Jobs könnten durch KI bald verschwinden

Die schlechte Nachricht zuerst: Ja, es gibt tatsächlich Berufe, die durch den Einsatz künstlicher Intelligenz in ihrer Existenz bedroht sind. Eine aktuelle Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) beziffert die Zahl der durch Artificial Intelligence beeinflussten Stellen mit einem Anteil von 60 Prozent - also die deutliche Mehrzahl. Vermutlich entdeckst du in unserer Liste an Jobs deshalb gleich einige, die du bisher so gar nicht als potenziell gefährdet auf dem Schirm hattest.

Die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz sind nicht in jedem Beruf gleich groß. Besonders stark durch KI in ihrer Existenz gefährdet sind laut aktueller Erkenntnisse unter anderem folgende Jobs:

Das sind durch KI gefährdete Jobs und Berufsgruppen

Buchhalter:innen

Buchhalter:innen aufgepasst! KI und Automatisierungstechnologien könnten in Zukunft einen großen Teil der Buchhaltungstätigkeiten übernehmen. Dazu gehören die Eingabe von Daten, die Buchführung und die Erstellung bestimmter Rechnungen oder Finanzberichte.

Mathematiker:innen

Ähnlich wie bei Buchhalter:innen kann AI als Unterstützung oder Ersatz von Mathematiker:innen automatisiert bestimmte Muster in komplexen Formeln und Daten erkennen oder nachstellen. Das gelingt teils deutlich schneller als durch manuelle Arbeit.

Programmierer:innen

Die Erstellung von Codes in der Softwareentwicklung bzw. beim Programmieren folgt klaren Regeln. Zwar dürfte die menschliche Problemlösungsfähigkeit und Kreativität bei Programmierer:innen weiterhin eine große Rolle spielen, bestimmte Codes könnten jedoch künftig von KI generiert werden.

Kund:innensupport

Wer schon einmal Rückfragen zu einem bestimmten Produkt oder einer Dienstleistung hatte, kennt sie wahrscheinlich bereits: Chatbots. Diese Tools könnten dafür sorgen, dass bald weniger Kundenservice-Mitarbeiter:innen eingestellt werden. Viele Fragen und Anliegen von Kund:innen können durch KI einfach automatisch geklärt werden.

Büro und Administration

Büromitarbeiter:innen führen häufig sich wiederholende Tätigkeiten aus. Kann man auf digitale Unterstützung zurückgreifen, spart man Ressourcen. Deine freien Kapazitäten kann dein Arbeitgeber entweder an anderer Stelle einsetzen oder er stellt weniger Personen für die Übernahme von Büroaufgaben ein.

Transportwesen

Na, hättest du das vermutet? Das Transportwesen gehört zu den Berufsfeldern, die von künstlicher Intelligenz mit am meisten bedroht ist. Eigentlich ist das gar nicht so verwunderlich. Immerhin wird schon seit sehr langer Zeit am autonomen Fahren geforscht. Jobs im öffentlichen Verkehr oder Warentransport, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, könnten so in einigen Jahren durch AI-basierte Technik ersetzt werden.

Zusteller:innen

In den USA bereits häufiger genutzt, sieht man sie in Europa noch quasi nirgends: Drohnen. Das Potenzial der automatisiert steuerbaren Mini-Hubschrauber ist groß. Sie könnten die klassische Paket- und Briefzustellung per Bot:in ersetzen - sofern die Technologie weit genug ausgereift ist.

Lebensmittelproduktion

Um die Qualität der hergestellten Lebensmittel kontinuierlich sicherzustellen, greift die Lebensmittelproduktion zum Beispiel zur Prozessoptimierung auf AI zurück. Das ist jedoch längst nicht alles. Auch in der Verpackung oder Etikettierung könnte die Anzahl menschlicher Mitarbeiter:innen durch weitere Automatisierung stark verringert werden.

Die Zukunft der Arbeit: Wo künstliche Intelligenz neue Berufsfelder schaffen könnte

Manche Jobs wird es in einigen Jahren in ihrer jetzigen Form nicht mehr geben - weil AI sie überflüssig gemacht hat. Wenn es nach einer Erhebung des Weltwirtschaftsforums (WEF) und den dafür befragten Unternehmen geht, entstehen jedoch deutlich mehr Jobs als zeitgleich wegfallen. Vor allem in der Automobilindustrie und der Luft- und Raumfahrttechnik geht man laut der Studie im Zuge der Einführung von KI von einem Zuwachs an Stellen aus.

Wie könnten sich die neu geschaffenen Berufsfelder gestalten? Wie gehen Arbeitnehmer:innen dabei mit Artificial Intelligence um? Welche Aufgaben und Ziele haben sie? Ein im MITSloan Management Review erschienener Artikel könnte hierauf Antworten bringen. H. James Wilson, Managing Director IT bei der Unternehmensberatung Accenture, und weitere Studienautor:innen unterteilen darin mögliche Jobs und deren Aufgabenbereiche in drei Kategorien:

  • Trainer:innen
  • Erhalter:innen
  • Erklärer:innen

Trainer:innen sind unter anderem in der IT und Softwareentwicklung tätig und trainieren Programme, sodass diese wie gewünscht funktionieren. Erklärer:innen haben dagegen zur Aufgabe, die von AI getroffenen Entscheidungen einzuordnen und zu evaluieren. Sie können in unterschiedlichsten Branchen und Berufsfeldern eingesetzt werden. Und Erhalter:innen? Diese Berufsgruppe wäre in den Augen der Forscher:innen damit beschäftigt, die Balance zwischen der Performance der künstlichen Intelligenz und der Einhaltung der Business-Ziele zu überwachen und zu erhalten.

Fragst du dich jetzt, welche Menschen in diesen neuen Berufsfeldern arbeiten sollen? Schließlich kennen sich ja vergleichsweise wenige Personen schon sehr gut mit den KI-Technologien aus und der Markt an Expert:innen ist klein. Diese Frage haben sich auch Forscher:innen der University of Cambridge gestellt. Sie glauben, dass AI das Erlernen von Fachkenntnissen gänzlich verändern könnte. Was das im Detail für sie bedeutet? Die Forscher:innen sehen es als notwendig an, dass unternehmensübergreifende Lernplattformen geschaffen werden, um relevante Skills für bestimmte Programme oder Tools in kurzer Zeit zu erlernen. Ob das tatsächlich umgesetzt wird, ist noch Zukunftsmusik.

Übrigens: Dein Arbeitgeber geht mit gutem Beispiel voran und integriert die KI schon jetzt in den Arbeitsalltag? Teile deine Erfahrung anonym auf kununu.

So kannst du dich gegen AI wappnen - und sie sogar für dich nutzen

Den Wandel der Arbeitswelt kann niemand stoppen. Und trotzdem brauchst du keine Angst davor haben. Wie bereits oben beschrieben, werden im Zuge dessen diverse Berufsfelder entstehen, die du bisher noch gar nicht kennst. Außerdem gibt es Strategien, die du anwenden kannst, um auch in einem von KI geprägten Berufsleben gut aufgestellt zu bleiben. Wir haben dir die etwaigen Schritte und Maßnahmen zusammengestellt.

Tipps und Strategien: Gegen AI bestehen und sie gleichzeitig sinnvoll verwenden

KI aktiv nutzen

Angst vor künstlicher Intelligenz? Bitte nicht! Ganz im Gegenteil solltest du unterschiedliche AI-Technologien kennenlernen und sie - sofern möglich - im Job nutzen. Das nimmt dir nicht nur Zeit ab und lässt dich effizienter arbeiten. Der sichere Umgang mit KI wird von Arbeitgebern positiv bewertet und kann dir beispielsweise auch in Bewerbungsgesprächen den entscheidenden Vorteil gegenüber anderen bieten.

Lernwillen zeigen

Lernwillig zu sein, lohnt sich nicht nur im Erlernen des richtigen Umgangs mit KI-Tools. Indem du dir neue Skills zusätzlich zu deinen bisherigen fachlichen Fähigkeiten aneignest, setzt du dich trotz großer Veränderungen der Berufswelt als Arbeitnehmer:in von deiner Konkurrenz ab. Dabei kannst du dir natürlich bewusst Kenntnisse beibringen, die in von Automatisierung weniger betroffenen Berufen oder Branchen relevant sind.

Im "The Future Of Jobs"-Report des WEF werden klare Fähigkeiten definiert, die du als Arbeitnehmer:in in den nächsten fünf Jahren erlernen solltest. Auf dem modernen Arbeitsmarkt könnten dir diese Top-5-Skills helfen, um erfolgreich gegen KI zu bestehen:

    • Analytisches Denken
    • KI und Big Data
    • Kreatives Denken
    • Führungsqualitäten und Sozialkompetenz
    • Widerstandsfähigkeit, Flexibilität und Agilität

Angenehmer Nebeneffekt: Wer lebenslang lernt, hält sich fit und sorgt für Abwechslung. Außerdem eröffnen dir gewisse Fähigkeiten im Beruf Türen für interne oder externe Stellenwechsel und Beförderungen.

Menschlich bleiben

Egal, wie weit künstliche Intelligenz fortgeschritten ist: Menschliche Verhaltensweisen kann sie nur schwer ersetzen. Kreative Tätigkeiten oder Aufgaben, bei denen du im direkten Kontakt zu anderen arbeitest und viel Empathie benötigst, kann Technologie nur bis zu einem gewissen Grad ersetzen. Deshalb könntest du dich auf deine Weiterentwicklung in diesen Fähigkeiten konzentrieren, um auch in einer digitalen Welt unersetzbar zu bleiben.

Letztes Update: 7. März 2024