Überirdisch? Das verdient ein Pfarrer in Österreich wirklich
Was verdient ein Pfarrer in Österreich wirklich? Anders als vermutet, fließen im Pfarrhaus keine Goldbäche. Das durchschnittliche Bruttogehalt liegt bei etwa 47.500 Euro jährlich. Dazu kommen oft Annehmlichkeiten wie freie Dienstwohnung und Dienstwagen. Pfarrer:innen sind Seelsorger:innen, Manager:innen und Krisenbegleiter:innen in einer Person. Der Weg zum Pfarramt ist lang – inklusive Theologiestudium und Weihe. Doch der Job bietet Sinn und Sicherheit, mit Aufstiegschancen bis zum Bischof. Gefragt sind Empathie, Organisationstalent und theologische Expertise. Während in der evangelischen Kirche Frauen im Pfarramt selbstverständlich sind, bleibt es in der katholischen Kirche Männern vorbehalten. Fazit: Ein Job mit Berufung und – entgegen mancher Erwartung – einem soliden Gehalt.
Hast du dich im Weihnachtsgottesdienstes schon mal gefragt, was ein Pfarrer beziehungsweise Pfarrerin eigentlich verdient? Zwischen Bischofspalästen mit Marmorbädern und Schlagzeilen über teure Dienstwohnungen könnte man ja meinen, im Pfarrhaus fließt das Gold. Oder ist das Pfarrergehalt in Wahrheit so bescheiden, dass man sich höchstens ein einfaches Abendmahl leisten kann? Wir haben nachgeschaut.
Gehalt als Pfarrer:in in Österreich
Durchschnittsgehalt eines:einer Pfarrer:in
Pfarrer:innen in Österreich stehen in einem kirchlichen Dienstverhältnis – sie sind also nicht Angestellte des Staates, sondern ihrer jeweiligen Diözese. Die Bezahlung richtet sich nach der sogenannten kirchlichen Besoldungsordnung, die je nach Bistum leicht variiert.
Dazu kommen häufig freie Dienstwohnung (Pfarrhof), Spesenpauschalen und Dienstauto.
Berufsbild: Was macht ein:eine Pfarrer:in?
Pfarrer:innen sind geistliche Leitungspersonen einer Pfarrgemeinde. Sie gestalten Gottesdienste, spenden Sakramente, begleiten Menschen in wichtigen Lebensphasen – von der Taufe bis zur Beerdigung – und sind zentrale Bezugspersonen für spirituelle und soziale Anliegen.
Darüber hinaus übernehmen sie:
- Organisation & Verwaltung der Pfarre
- Seelsorgearbeit in Schulen, Spitälern oder Pflegeheimen
- Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Pfarrblatt, Social Media, Veranstaltungen)
- Koordination von Ehrenamtlichen und Mitarbeiter:innen
Pfarrer:innen sind somit Seelsorger, Manager, Redner und Krisenbegleiter in einer Person.
Wie wird man Pfarrer:in in Österreich?
Der klassische Weg zum katholischen Pfarrer:
- Theologiestudium (Katholische Theologie, meist an den Universitäten Wien, Graz, Salzburg oder Innsbruck).
- Pastoralpraktikum in einer Gemeinde.
- Diakonweihe – meist nach rund 6 Jahren Studium.
- Priesterweihe und Ernennung zum Kaplan (Assistenzpfarrer).
- Nach einigen Jahren Praxis folgt die Ernennung zum Pfarrer mit eigener Gemeinde.
Insgesamt dauert der Weg zum Pfarramt etwa 8 bis 10 Jahre.
Für evangelische Pfarrer:innen gilt:
- Evangelisch-theologisches Studium (Bachelor & Master).
- Vikariat – die praktische Ausbildungsphase in einer Gemeinde.
- Zweite theologische Prüfung und Ordination.
Quereinstieg & Alternativen
Ein direkter Quereinstieg in den Pfarrdienst ist in Österreich kaum möglich – wer Pfarrer:in werden will, braucht eine kirchliche Weihe oder Ordination.
Aber: Es gibt kirchliche Berufsfelder für Laien, etwa als
- Pastoralassistent:in,
- Gemeindepädagog:in,
- Theolog:in in der Caritas oder Bildungseinrichtung.
Diese Positionen sind für Akademiker:innen mit theologischer, pädagogischer oder sozialwissenschaftlicher Ausbildung offen – und bieten ähnliche Aufgabenfelder, ohne Weihepflicht.
Karriere und Entwicklungsmöglichkeiten als Pfarrer:in
Mit wachsender Erfahrung können Pfarrer:innen zusätzliche Verantwortung übernehmen, z. B.:
- Leitung mehrerer Pfarren oder eines Pfarrverbands
- Tätigkeit in der Diözesanverwaltung
- Arbeit als Spitals-, Militär- oder Gefängnisseelsorger:in
- Lehre an theologischen Fakultäten oder Priesterseminaren
Die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Kirche sind strukturiert – bis hin zu Ämtern wie Dechant, Bischof oder Generalvikar.
Welche Fähigkeiten braucht ein:e Pfarrer:in?
Soft Skills
- Empathie & Kommunikationsstärke
- Geduld, Gelassenheit & seelsorgerisches Feingefühl
- Organisationsfähigkeit & Verantwortungsbewusstsein
- Teamleitung & Konfliktlösungskompetenz
Fachliche Kompetenzen
- Fundierte theologische Kenntnisse
- Rhetorik & Predigtpraxis
- Pädagogische und psychologische Grundkenntnisse
- Erfahrung im Umgang mit Gemeindegruppen und Ehrenamtlichen
Internationale Perspektive
Pfarrer:innen aus Österreich können auch im Ausland tätig sein – etwa in deutschsprachigen Gemeinden in Europa, Afrika oder Nordamerika.
Besonders beliebt sind zeitlich befristete Auslandseinsätze über Organisationen wie Missio, Caritas international oder Diaspora-Kommissariate.
Frauen im Pfarrdienst
In der evangelischen Kirche Österreichs sind Frauen und Männer gleichberechtigt zum Pfarramt zugelassen – derzeit gibt es 76 evangelische Pfarrerinnen.
In der katholischen Kirche dagegen bleibt das Priesteramt Männern vorbehalten. Frauen übernehmen dort häufig leitende Funktionen als Pastoralassistentinnen, Theologinnen oder Ordensleiterinnen.
Fazit
Pfarrer:in zu sein bedeutet weit mehr als Gottesdienste zu halten – es heißt, Menschen durch das Leben zu begleiten. Der Beruf bietet Sinn, Sicherheit und eine tiefe Verbindung zu Gemeinschaft und Spiritualität. Und auch wenn der Lohn im Himmel gewiss ist – das irdische Gehalt kann sich in Österreich durchaus sehen lassen.