Nachtschicht arbeiten: Alles was du wissen musst

Morgens frische Brötchen, Taxi- und Zugfahrten mitten in der Nacht und eine ärztliche Versorgung rund um die Uhr: Das alles ist nur möglich, weil Menschen Nachtschicht arbeiten. Frei haben, wenn alle anderen arbeiten und arbeiten, wenn der Rest schläft – klingt eigentlich gar nicht so schlecht. Für einige Menschen funktioniert das Arbeiten in Nachtschicht auch sehr gut, und zudem gibt es in der Nachtschicht häufig auch mehr Geld. Aber Nachtschichtarbeit hat auch Nachteile: Der unregelmäßige Wach- und Schlafrhythmus kann negative Folgen für deine physische und psychische Gesundheit haben. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über das Arbeiten in Nachtschicht wissen solltest.

Arbeitest du aktuell in der Nachtschicht?

Arbeiten in der Nacht: Was bedeutet Nachtschicht?

2022 haben laut Statistischem Bundesamt 4,6 Prozent der unselbständig arbeitenden Personen Nachtschicht gearbeitet (Österreich: 4,8 Prozent). Damit liegen beide Länder nahe am EU-Schnitt von 4,2 Prozent Nachtschicht-Arbeit. Auch wenn das Thema also einen eher kleinen Anteil der Arbeitnehmer:innen betrifft, ist es relevant. Denn für die Menschen, die in Nachtschicht arbeiten und auch für ihre Familien, stellt die Nachtschicht-Arbeit ein sehr großer Eingriff in das Privatleben dar.

Nachtarbeit im Arbeitsrecht

Das Arbeitsrecht definiert Nachtarbeit als jede Arbeit, die für mehr als zwei Stunden in der Zeit zwischen 23 Uhr und 6 Uhr durchgeführt wird. Bei Bäckereien und Konditoreien verschiebt sich der Zeitraum der Nachtschichten auf 22 bis 5 Uhr. Für Beamte ist der Zeitraum zwischen 20 und 6 Uhr als Nachtschicht definiert.

Als Nachtarbeitnehmer:innen werden Personen bezeichnet, die Schichtdienst mit Nachtarbeit leisten oder die mindestens 48 Tage im Jahr nachts arbeiten (also in etwa einmal pro Woche). In der Schweiz gilt übrigens bis auf Ausnahmen ein Nachtarbeitsverbot, das nur nach ausdrücklicher Prüfung aufgehoben werden darf.

Welche Arbeitnehmer:innen arbeiten in der Nachtschicht?

Generell kann jede:r Arbeitnehmer:in Nachtschicht arbeiten, wenn der Arbeitgeber dies als notwendig definiert. Auch wenn zumindest für Bürojobs die klassische Arbeitszeit von 9 bis 18 Uhr gilt, darf der Arbeitgeber die Arbeitszeiten für die Mitarbeiter:innen selbst definieren. Im Gegensatz zur Sonn- und Feiertagsarbeit gibt es keine gesetzlichen Regelungen für das Arbeiten in der Nachtschicht. Allerdings sind einige Personengruppen von der Nachtschichtarbeit ausgenommen:

  • Werdende Mütter oder Mütter eines Säuglings 
  • Jugendliche Arbeitnehmer:innen 
  • Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen (eine arbeitsmedizinische Untersuchung kann alle drei Jahre auf Kosten des Arbeitgebers durchgeführt werden)
  • Alleinerziehende Beschäftigte mit einem Kind unter zwölf Jahren
  • Angestellte, die schwerpflegebedürftige Angehörige versorgen

Rechtliches: Wie lange darf eine Nachtschicht dauern?

Die Dauer eine Nachtschicht ist gesetzlich auf maximal acht Stunden begrenzt, in Ausnahmen kann sie auf zwölf Stunden verlängert werden. Es gibt keine gesetzliche Regelung dazu, wie viele Nachtschichten maximal hintereinander gearbeitet werden dürfen, Arbeitsmediziner:innen empfehlen maximal drei Nachtschichten in Folge. Innerhalb einer Nachtschicht gelten die üblichen gesetzlichen Ruhepausen (30 Minuten bei sechs bis neun Stunden Arbeitszeit, 45 Minuten bei mehr als neun Stunden Arbeitszeit). Auch bestimmte Ruhezeiten müssen für Arbeitnehmer:innen, die Nachtschicht arbeiten, gewährleistet sein: Zwischen den einzelnen Schichten müssen zur Regeneration elf Stunden ununterbrochene Ruhezeit liegen.

Nachtschicht arbeiten: Die Arbeit in Schichten

Die meisten Arbeitnehmer:innen, die Nachtschichten schieben, arbeiten in Wechselschicht. Schichtarbeit oder Schichtdienst meint das Arbeiten zu wechselnden oder konstant ungewöhnlichen Zeiten. Häufig teilen sich im Schichtdienst mehrere Angestellte einen Arbeitsplatz (wenn der:die eine in den Feierabend geht, übernimmt nahtlos ein:e Kolleg:in). 

Die meisten Arbeitnehmer:innen, die Nachtschicht arbeiten, arbeiten im sogenannten Drei-Schicht-Modell. Das bedeutet, es gibt eine Frühschicht, eine Spätschicht und eben eine Nachtschicht, Angestellte wechseln in unterschiedlichen Blöcken zwischen den Schichten. 

Dauernachtschicht: Für ausgesprochene Nachteulen

Auch das gibt es: Arbeitnehmer:innen, die immer dann arbeiten, wenn die anderen schlafen. Dauernachtschichten gibt es am häufigsten im Gesundheits- und Sozialbereich, im produzierenden Gewerbe sowie in der Verkehrs- und Lagerbranche. Der Vorteil an der Dauernachtschicht: Anders als im Schichtbetrieb müssen Angestellte in Dauernachtschicht sich nicht dauernd an wechselnde Arbeitszeiten gewöhnen. Durch die extremen Arbeitszeiten nachts sind sie jedoch auch fast ausgeschlossen aus der Gesellschaft und an Aktivitäten, die tagsüber stattfinden. 

Das sind Jobs mit Nachtschicht

Viele Unternehmen fahren Nachtschichten aus Produktionsgründen: Wenn die Maschinen auch nachts laufen, kann mehr produziert werden. In Betrieben mit komplexen Produktionsprozessen ist es technisch auch gar nicht möglich, die Maschinen abends abzuschalten und morgens wieder in Betrieb zu nehmen, sie müssen durchlaufen. Wer im produzierenden Gewerbe arbeitet, muss also unter Umständen in Nachtschicht arbeiten. Aber auch viele, teilweise essenzielle, Dienstleistungen werden in der Nacht angeboten. Jobs mit Nachtschicht gibt es unter anderem in folgenden Bereichen:

  • Krankenhäuser und Rettungsdienste
  • Feuerwehr
  • Polizei
  • Kranken- und Altenpflege
  • Transportangebote wie Taxi, Bahn und Flugzeug
  • Justizvollzug
  • Gastronomie & Hotelgewerbe

Gehalt bei Jobs mit Nachtschicht: Wer bekommt einen Nachtzuschlag?

Zunächst einmal: Es gibt keinen gesetzlich festgelegten Nachtzuschlag. Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) legt vage fest, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, für die nachts geleisteten Arbeitsstunden entweder eine angemessene Zahl freier Arbeitstage anzubieten oder einen Zuschlag auf das Bruttogehalt. Was angemessen ist, wird im Gesetz weder hinsichtlich der freien Tage noch des Nachzuschlags weiter konkretisiert. Das Bundesarbeitsgericht hat in einem Urteil aus dem Jahr 2015 einen Nachtzuschlag von 30 Prozent des Bruttogehalts als angemessen betrachtet, diese Angabe kann daher als grober Richtwert angelegt werden. Verschiedene Zuschläge können übrigens addiert werden: Arbeitnehmer:innen, die beispielsweise von Sonntagabend bis zum frühen Montagmorgen arbeiten, können sowohl den jeweils gültigen Sonntagszuschlag erhalten als auch den Nachtzuschlag. 

Minijob mit Nachtschicht – geht das

Minijob mit Nachtschicht – auch das ist möglich und sogar besonders attraktiv. In einem Minijob darfst du maximal 538 Euro im Monat verdienen – alles, was unter dieser Grenze liegt, ist befreit von der Einkommenssteuer. Das bedeutet, dass du netto nahezu den Betrag ausgezahlt bekommst, den du brutto verdienst. Grundsätzlich gilt: Nachtschichtzulagen in einem Minijob sind ebenfalls von der Lohnsteuer befreit (wichtig ist nur, dass dein Grundlohn unter der Grenze von 538 Euro liegt). Ein Minijob mit Nachtschicht kann auch als Nebenjob durchgeführt werden, also zusätzlich zu deinem eigentlichen Beruf. Bis zur Verdienstgrenze (Geringfügigkeitsgrenze) ist dein Nebenjob nicht steuerpflichtig. Dies gilt jedoch nur, wenn du nur einem einzigen Minijob nachgehst.

Nachtschicht arbeiten: Vor- und Nachteile

Wie so oft im Leben hat auch das Arbeiten in Nachtschicht Vor- und Nachteile. Es hilft, beide Seiten abzuwägen, um zu entscheiden, ob ein Job mit Nachtschichten für dich infrage kommt:

Nachtschicht arbeiten: die Vorteile

Die Nachtschichtzuschläge

In den meisten Fällen gibt es in der Nachtschicht für die gleiche Arbeit mehr Geld (realistisch sind 30 Prozent des Bruttogehalts on top), für viele Arbeitnehmer ist das der entscheidende Punkt. Generell sind Nachtzuschläge bis 25 Prozent von der Lohnsteuer befreit, was den Nachtzuschlag noch attraktiver macht. Beiträge zur Sozialversicherung werden erst dann fällig, wenn der Grundlohn 25 Euro brutto pro Stunde übersteigt.

Weniger Hektik auf dem Arbeitsweg und am Arbeitsplatz

Unabhängig, ob du die Öffis oder das eigene Fahrrad oder Auto nutzt: Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du für deine Arbeitswege weniger Zeit brauchen in der Nachtschicht. Auch am Arbeitsplatz wird es ruhiger zugehen. In Nachtschicht arbeiten ist eine gute Option für alle, die lieber ohne Kontakt zu anderen Menschen arbeiten. 

Flexible Freizeitgestaltung

Das gilt für allem für Menschen, die mit wenig Schlaf auskommen. Wenn du nachts arbeitest, hast du tagsüber die Möglichkeit, dir deine Freizeit flexibel zu gestalten, ohne von Öffnungszeiten etc. begrenzt zu werden.

Nachtschicht arbeiten: die Nachteile

In Nachtschicht arbeiten, kann allerdings eine große Belastung für Körper und Geist darstellen und sich dadurch negativ auf die Gesundheit auswirken. Menschen verfügen über eine biologische Uhr, die sich am Tag-Nacht-Rhythmus ausrichtet: Wenn es dunkel wird, werden wir müde, wenn es hell wird, wachen wir auf. Wer wegen der Nachtschichten permanent gegen seine innere Uhr lebt, kann zum Beispiel Schlafstörungen bekommen, wodurch sich das Schlafdefizit immer weiter erhöht. Fehlender Schlaf kann sich auf unsere Aufmerksamkeit auswirken und so ein Unfallrisiko darstellen. Wer permanent unter Schlafmangel leidet, ist auch anfälliger für psychische Erkrankungen.

Nachtschicht: Fünf Tipps, wie sie erträglicher wird

Bei Untersuchungen des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA) an Beschäftigten im Pflegedienst zeigte sich, dass vor allem die erste Nachtschicht negative Auswirkungen auf die Reaktionsfähigkeit hat. Ab der zweiten Nachtschicht war die Reaktionsfähigkeit wieder nahezu auf dem Niveau von Arbeitszeiten am Tag. Das zeigt: Der Körper kann sich adaptieren, und zwar sogar recht schnell. Hier sind ein paar Tipps für deine erste Nachtschicht:

Vortrainieren hilft

Gehe an den Abenden vor deiner ersten Nachtschicht schon später ins Bett. So kannst du deinen Körper darauf vorbereiten, dass er bald länger durchhalten muss.

Sorge für ausreichend Licht

Unser Tag-Nacht-Rhythmus wird unter anderem vom Sonnenlicht beeinflusst: Ist es hell, werden wir wach, wird es dunkel, werden wir müde. Um während der Nachtschicht wachzubleiben, kann dir daher eine helle Lichtquelle sehr behilflich sein.

Leichte, frische, gesunde Ernährung

Wer Nachtschichten schiebt, der hat nachts auch Hunger. Da du Energie verbrauchst, ist es auch absolut richtig, etwas zu essen. Achte jedoch darauf, keine schweren Nahrungsmittel zu dir zu nehmen. So lecker Comfort-Food auch ist, es macht uns tagsüber schon müde, nachts intensiviert sich dieser Effekt noch mehr.

Bewegung

Auch Bewegung kann hilfreich sein, um sich während einer Nachtschicht wachzuhalten. Verbringe die Pausen am besten an der frischen Luft oder am geöffneten Fenster und bewege dich. Wer rastet, der rostet, dieses Sprichwort gilt erst recht für die Nachtschicht.

Entspanne dich nach getaner Arbeit

Wenn deine Nachtschicht zu Ende ist, erwacht wahrscheinlich gerade die Welt. Vögel zwitschern, die Sonne geht auf, für viele Menschen beginnt jetzt der Alltag. Lass dich davon nicht anstecken, sondern finde heraus, was dir hilft, nach einer Nachtschicht zur Ruhe zu finden und den verdienten Schlaf zu finden. Gute Nacht. 

Letztes Update: 26. Januar 2024