
Generationenkonflikte am Arbeitsplatz: Wie klappt es gemeinsam?
Millenials wollen die Arbeitswelt umkrempeln, Babyboomer wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, und die Generation Z hat sowieso keine Lust zu arbeiten: Vorurteile über die unterschiedlichen Generationen, die im Arbeitsleben momentan aufeinandertreffen, gibt es viele. Aber was ist an diesen Klischees wirklich dran? Hier erfährst du, wie sich Generationenkonflikte am Arbeitsplatz vermeiden lassen – und welche Chancen das Miteinander bietet.
Verschiedene Generationen am Arbeitsplatz
Treffen ein mürrischer Babyboomer, ein pragmatischer Gen-X-ler, ein idealistischer Millennial und ein desinteressierter Gen-Z-ler am Arbeitsplatz aufeinander. Was wie der Anfang eines Witzes klingt, dürfte ungefähr dem entsprechen, was viele Menschen denken: Über die unterschiedlichen Generationen in der Arbeitswelt gibt es jede Menge Vorurteile.
Dass Konflikte entstehen, wenn mehrere Altersgruppen aufeinandertreffen, ist nicht neu. Senioren schimpfen auf die respektlose Jugend, die Jüngeren rollen die Augen über die störrischen Älteren: Diese Dynamik gibt es wahrscheinlich ungefähr so lange wie die Menschheit selbst. Am Arbeitsplatz sind solche Generationenkonflikte besonders frustrierend. Wenn unterschiedliche Werte, Arbeitsstile und Erwartungen aufeinandertreffen, sorgt das für Spannungen und behindert einen reibungslosen Ablauf. Für Unternehmen und Angestellte stellt sich daher die Frage: Wie gelingt ein harmonisches Miteinander trotz – oder gerade wegen – dieser Unterschiede?
Diese Generationen treffen im Arbeitsleben aufeinander
Eine Generation ist per Definition eine Gruppe von Menschen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums geboren wurden. Die Einordnung erfolgt anhand bestimmter gesellschaftlicher oder kultureller Einflüsse, die eine Altersgruppe besonders geprägt haben. Meistens umfasst eine Generation ungefähr 15 Jahre – die Grenzen sind dabei allerdings fließend.
Babyboomer (ca. 1946–1964)
Die Babyboomer wuchsen in einer Zeit auf, in der die Stimmung in Deutschland vom wirtschaftlichen Aufschwung geprägt war. Viele Vertreter dieser Generation sind schon in Rente oder nähern sich langsam dem Ende ihres Berufslebens.
Der Name Babyboomer ist entstanden, weil die Jahrgänge nach dem zweiten Weltkrieg besonders geburtenstark waren. Die Babyboomer hatten deshalb jede Menge Konkurrenz und mussten hart arbeiten, um sich ihren Platz zu verdienen. Viele Menschen aus dieser Generation arbeiteten ein Leben lang für denselben Arbeitgeber. Weil sie schon erwachsen waren, als Internet & Smartphone die Arbeitswelt übernahmen, mussten sie sich technologische Kompetenzen erst aneignen.
Typische Vorurteile gegenüber Babyboomern: Technikfeindlich, konservativ, wenig offen für Veränderungen, sehr hierarchieorientiert
Generation X (ca. 1965–1979)
Die sogenannte Generation X wuchs mit wirtschaftlicher Unsicherheit, politischen Umbrüchen und den ersten Schritten der Digitalisierung auf. Diese Menschen sind meistens gut ausgebildet, hatten aber viele Wettbewerber:innen und mussten früh lernen, für sich selbst einzustehen.
Finanzielle Absicherung ist dieser Generation oft sehr wichtig – gleichzeitig schätzt sie Status, Marken und Konsum. Im Job legen Gen X-ler mehr Wert auf Flexibilität und eine gute Work-Life-Balance als frühere Generationen. Sie gelten als pragmatisch, effizient und anpassungsfähig.
Typische Vorurteile: Zynisch, egoistisch, materialistisch, unsozial
Generation Y – Millennials (ca. 1980–1994)
Millenials (auch Generation Y oder Why genannt) sind die letzte Generation mit einer analogen Kindheit – und gleichzeitig die erste, die „Digital Natives“ hervorgebracht hat. Weil die meisten seit ihrer Teenagerzeit Computer und Mobiltelefone nutzen, ist digitales Arbeiten für sie selbstverständlich.
Geprägt von Globalisierung und politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, gelten Millennials als flexibel und innovativ. Viele haben einen akademischen Abschluss – und weil es während ihrer Geburtsjahrgänge weniger Nachwuchs gab, hatten sie es am Arbeitsmarkt oft etwas leichter als ihre Vorgänger:innen.
Typische Vorurteile: Verwöhnt, wenig belastbar, ständig auf der Suche nach Sinn und Bestätigung
Generation Z (ca. 1995–2010)
Generation Z sind die wahren Digital Natives – sie kennen kein Leben ohne Smartphones mehr. Sie sind gut vernetzt, gedanklich ständig an mehreren Orten gleichzeitig und sind es gewohnt, Informationen blitzschnell zu erhalten.
Einerseits sind viele von ihnen in Wohlstand aufgewachsen – andererseits haben sie erlebt, wie schnell sich die Gesellschaft verändert. Sie mögen geregelte Strukturen, verfolgen aber häufig eigene Ziele. Ähnlich wie Millennials haben sie kein Problem damit, den Arbeitgeber zu wechseln, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden.
Typische Vorurteile: Ungeduldig, ständig online, hohe Erwartungen, geringe Leistungsbereitschaft und Loyalität
Du möchtest mehr über die Generation erfahren, die grade den Arbeitsmarkt erobert? Erfahre alles rund um die Gen Z am Arbeitsplatz:
Häufige Konflikte zwischen den Generationen
Aktuell sind in der Arbeitswelt vier, in Einzelfällen sogar bis zu fünf Generationen vertreten. Die Menschen, die zur sogenannten „Stillen Generation“ bzw. den „Traditionalisten“ gehören, sind aber heute mindestens 80 Jahre alt – und damit fast alle schon in Rente. Dafür rückt langsam die nächste Generation Alpha nach.
Jede Generation ist von bestimmten Krisen, Ereignissen und Trends geprägt. Dadurch ergeben sich teilweise sehr unterschiedliche Werte, Prioritäten, Erwartungen und Arbeitsweisen. Spannungen und Missverständnisse am Arbeitsplatz sind da fast schon vorprogrammiert.
Die häufigsten Konflikte zwischen den Generationen
Kommunikation: Ältere Generationen bevorzugen meist persönliche Gespräche, jüngere setzen oft lieber auf digitale Kommunikation. Auch der Sprachstil unterscheidet sich: Jüngere Mitarbeitende kommunizieren in der Regel lieber in einem lockeren, umgangssprachlichen Tonfall.
Technologie: Jüngere Mitarbeitende sind es gewohnt, mit vielen digitalen Tools zu arbeiten – ältere Generationen fühlen sich dabei oft noch unsicher.
Führungsstil: Babyboomer schätzen klare Hierarchien, während sich viele Millennials und die Generation Z flachere Strukturen, ein informelles Umfeld und regelmäßiges Feedback wünschen.
Bedeutung der Arbeit: Den jüngeren Generationen ist Geld oft weniger wichtig: Sie sind nicht bereit, Ihr Leben der Arbeit unterzuordnen. Bei denjenigen, die ihren Job aus Leidenschaft machen, verschwimmen dann allerdings häufig die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben – das wiederum wäre für viele Babyboomer undenkbar.
Wenn Erwartungen aufeinanderprallen
Weil vor allem die Generation Z neue Wünsche und Erwartungen an ihren Arbeitgeber hat, müssen sich viele Unternehmen umstellen. Statt einer Gehaltserhöhung fordern jüngere Mitarbeitende oft flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten oder mehr Urlaubstage.
Viele Babyboomer und Gen-X-ler ärgert das: Laut einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftswoche ist mehr als die Hälfte der älteren Führungskräfte der Ansicht, dass die Generation Z es mit ihren Erwartungen an die Work-Life-Balance übertreibt.
Noch mehr, nämlich etwa zwei Drittel der Entscheider, sind der Ansicht, dass die Jüngeren nicht kritikfähig sind. Sowohl Gen Z als auch Gen Y finden dafür, dass sich die Babyboomer zu schnell mit den Bedingungen zufriedengeben.
Welche Chancen bietet die Zusammenarbeit?
Doch vielleicht braucht es einfach nur einen Perspektivwechsel. Was wäre, wenn wir uns statt auf die Unterschiede zwischen den Generationen mehr auf die Chancen konzentrieren würden, die sich durch die Zusammenarbeit ergeben?
Wenn es jüngeren Generationen gelingt, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, ebnen sie damit letztendlich auch den Weg für Gen X und die Babyboomer. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von den unterschiedlichen Stärken und Herangehensweisen der Generationen am Arbeitsplatz. Wo jüngere Mitarbeitende frische Ideen und einen neuen Blickwinkel mitbringen, kann die Erfahrung und Besonnenheit älterer Generationen blinden Aktionismus verhindern. Wenn alle Parteien die Bereitschaft mitbringen, sich offen zu begegnen und voneinander zu lernen, entstehen ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten.
Generationen am Arbeitsplatz: Klischee vs. Realität
An den gängigen Vorurteilen über die Generationen in der Arbeitswelt mag ein Körnchen Wahrheit dran sein – sie zeichnen aber mit Sicherheit nicht das ganze Bild. Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigte zum Beispiel, dass in der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen – also den Vertreter:innen der Gen Z – heute deutlich mehr Menschen arbeiten als in den zwei Jahrzehnten vorher. Von faul kann also keine Rede sein.
Ähnliches gilt für die angeblich Technologie-scheuen Babyboomer: PwC Deutschland befragte 1.000 Menschen im Alter zwischen 55 und 75 Jahren nach ihren Gewohnheiten im Zusammenhang mit Internet und Social Media. Das Ergebnis: 94 Prozent nutzen regelmäßig ein Smartphone, zwei Drittel verwenden WhatsApp. Fast die Hälfte gibt an, dass sie die Digitalisierung im Alltag als Erleichterung empfindet. Babyboomer sind also prinzipiell offen für Technologie und schätzen die Vorteile digitaler Kommunikation – auch wenn sie vielleicht etwas länger brauchen, um sich mit neuen Produkten vertraut zu machen.
Jede Generation besteht aus vielen Individuen
Auch andere Studien zeigen: Eigentlich sind die Unterschiede zwischen den Generationen in der Arbeitswelt gar nicht so groß, wie wir denken. Außerdem umfasst jede Generation ungefähr 15 Jahre – und es wäre etwas vermessen, zu denken, dass alle diese Menschen gleich denken und arbeiten.
Vielleicht sind es (wie so oft) auch die Vorurteile, die zu Konflikten am Arbeitsplatz führen. Wer von vornherein fest davon überzeugt ist, dass der neue Lehrling keine Lust hat, zu arbeiten, oder dass die ältere Mitarbeiterin neue Software aus Prinzip ablehnt, begegnet den Menschen anders – und kreiert damit möglicherweise Spannungen, die gar nicht nötig wären.
Zukunftsausblick: Was erwartet uns?
In vielen europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, steigt die Lebenserwartung, während die Geburtenraten sinken. Das bedeutet, dass in Zukunft immer mehr ältere Menschen mit immer weniger jüngeren zusammenarbeiten werden.
Gleichzeitig werden neue Technologien die Arbeitswelt grundlegend – und wahrscheinlich viel schneller als bisher – verändern. Außerdem steht die Generation Alpha, die ab dem Jahr 2010 geboren wurde, kurz davor, in das Arbeitsleben einzutreten. Was genau die nächste Generation mitbringt, wird sich zeigen: Sehr wahrscheinlich ist aber, dass mindestens dasselbe Maß an technologischer Kompetenz, Flexibilität und selbstbewusstem Auftreten haben wird wie die Generation Z.
Lösungsansätze für den Arbeitsalltag
Generationenkonflikte am Arbeitsplatz sind ein Teil des Lebens und werden es bleiben. Um erfolgreich zusammenzuarbeiten und ein wertschätzendes Miteinander zu schaffen, ist es wichtig, dass alle Beteiligten immer wieder aufeinander zugehen.
Unternehmen können das unterstützen, indem sie die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden miteinander kombinieren und den aktiven Austausch fördern. Wechselseitige Mentoring-Programme, bei denen sich zwei Menschen aus unterschiedlichen Generationen gegenseitig unterstützen, funktionieren im Alltag sehr gut: Junge Mitarbeitende können bei Fragen rund um Technologie und Trends unterstützen, während die Älteren ihr Wissen und ihre Erfahrung teilen. Ebenfalls bewährt haben sich gemeinsame Unternehmungen im Team: Sich außerhalb der Arbeit zu unterhalten und kennenzulernen, kann helfen, Vorurteile loszulassen und Brücken zwischen den Generationen zu bauen.
Fazit: Generationenkonflikte am Arbeitsplatz vermeiden
Eine Generation ist eine Gruppe von Menschen mit ähnlicher Prägung – zumindest in der Theorie. Studien zeigen aber auch, dass die Unterschiede zwischen den Generationen als viel extremer wahrgenommen werden, als sie es eigentlich sind.
Außerdem besteht jede Generation aus vielen Individuen: Pauschale Aussagen über alle Menschen, die innerhalb von 15 Jahren geboren wurden, sind grundsätzlich schwierig.
Trotzdem kommen Konflikte zwischen Generationen in der Arbeitswelt häufig vor. Die beste Strategie für Unternehmen und Mitarbeitende ist es, den aktiven Austausch zu suchen und sich offen und auf Augenhöhe zu begegnen. Denn das Einzige, was in der Arbeitswelt Bestand hat, ist der Wandel.