
Betriebliche Altersvorsorge: Wann sich die Betriebsrente für dich lohnt
Hast du dir schon einmal die Frage gestellt, ob deine gesetzliche Rente, die du am Ende deiner Erwerbstätigkeit erhalten wirst, ausreichen wird? Klar ist, dass dies für viele ehemals Berufstätige längst Realität ist. Laut Statistischem Bundesamt liegt die sogenannte Armutsgefährdungsquote zwischen 2020 und 2024 auf einem konstant hohen Niveau (um 20 %).
In diesen Zeiten gewinnen zusätzliche vermögensbildende Maßnahmen wie die betriebliche Altersvorsorge (bAV) zunehmend an Bedeutung, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu sichern. Sie ermöglicht es Arbeitnehmenden, über den:die Arbeitgeber:in eine zusätzliche Rente aufzubauen, häufig mit finanzieller Unterstützung des Unternehmens. Doch welche Möglichkeiten der bAV existieren? Wer trägt die Kosten? Ist sie für Unternehmen verpflichtend? Und welche Vor- und Nachteile sind zu beachten? In diesem Artikel bieten wir dir einen Überblick über die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland und beantworten die zentralen Fragen.
Was ist die betriebliche Altersvorsorge?
Die betriebliche Altersvorsorge ist eine zusätzliche Rentenleistung, die Arbeitgeber:innen für ihre Beschäftigten anbieten können. Die Beiträge werden während der Erwerbszeit eingezahlt und später, nach dem Renteneintritt, ausgezahlt – meist als monatliche Rente oder als Einmalzahlung.
Wer finanziert die betriebliche Altersvorsorge?
In Deutschland ist die bAV durch das Betriebsrentengesetz (BetrAVG) geregelt und kann von Arbeitgebenden in zwei grundsätzlichen Varianten angeboten werden:
- Arbeitgeber:innenfinanzierte bAV: Der:Die Arbeitgeber:in zahlt freiwillig oder aufgrund tariflicher Vereinbarungen Beiträge für die Mitarbeitenden ein.
- Entgeltumwandlung: Ein Teil des Bruttogehalts wird direkt in die Altersvorsorge eingezahlt. Seit 2002 haben Arbeitnehmer:innen einen gesetzlichen Anspruch darauf, einen Teil ihres Gehalts für die bAV zu verwenden. Diese Form der Altersvorsorge bietet steuerliche Vorteile und wird staatlich gefördert, was sie für viele Beschäftigte attraktiv macht.
Weitere Informationen findest du in der Broschüre der Deutschen Rentenversicherung, die du hier herunterladen kannst.
Welche Modelle der betrieblichen Altersvorsorge gibt es?
Laut Betriebsrentengesetz kann der:die Arbeitgeber:in in Deutschland zwischen fünf Durchführungswegen für die betriebliche Altersvorsorge wählen und entscheiden, welches Modell sie anbieten. Die Wahl des passenden Modells hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Unternehmensgröße, finanzielle Möglichkeiten und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden. Die Modelle unterscheiden sich in der Art der Finanzierung, Verwaltung und Auszahlung.
1. Direktversicherung
Arbeitgebende schließen eine Lebens- oder Rentenversicherung für die Beschäftigten ab. Die Beiträge können vom Unternehmen durch Entgeltumwandlung oder kombiniert finanziert werden. Die Verwaltung übernimmt die Versicherungsgesellschaft.
2. Pensionskasse
Pensionskassen sind von Unternehmen oder Gruppen gegründete Versorgungseinrichtungen, die wie Rentenversicherungen funktionieren. Sie unterliegen der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
3. Pensionsfonds
Diese Anlageform investiert die Beiträge am Kapitalmarkt, was höhere Renditen, aber auch größere Risiken mit sich bringt. Pensionsfonds bieten oft mehr Flexibilität in der Anlagestrategie.
4. Unterstützungskasse
Eine Unterstützungskasse ist eine rechtlich selbstständige Einrichtung, die von einem oder mehreren Unternehmen zur Versorgung der Mitarbeitenden genutzt wird. Sie eignet sich besonders für höhere Versorgungszusagen und bietet Gestaltungsspielraum bei der Finanzierung.
5. Direktzusage/Pensionszusage
Hierbei verspricht das Unternehmen direkt eine Rentenzahlung und bildet dafür Rückstellungen. Die Auszahlung erfolgt direkt vom Arbeitgebenden an die Beschäftigten. Dieses Modell bietet hohe Sicherheit, hängt jedoch von der finanziellen Stabilität des Unternehmens ab.
Wann müssen Unternehmen eine betriebliche Altersvorsorge anbieten?
Grundsätzlich ist die Einführung einer bAV für Arbeitgebende freiwillig. Allerdings haben Arbeitnehmer:innen seit 2002 einen gesetzlichen Anspruch auf Entgeltumwandlung, wodurch sie Teile ihres Gehalts für die Altersvorsorge verwenden können. In bestimmten Branchen können Tarifverträge Arbeitgeber:innen zum Angebot einer bAV verpflichten.
Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge
Die betriebliche Altersvorsorge bietet eine Vielzahl von Vorteilen, insbesondere wenn der:die Arbeitgeber:in sich finanziell beteiligt. Sie kann eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Rente sein und bietet steuerliche sowie sozialversicherungsrechtliche Vorteile.
1. Steuerliche Vorteile und Ersparnisse bei Sozialabgaben
Beiträge zur bAV sind steuer- und sozialabgabenfrei – zumindest bis zu einer bestimmten Höchstgrenze.
- Arbeitnehmende zahlen weniger Einkommenssteuer auf ihr Gehalt, da der Beitrag aus dem Bruttogehalt abgezogen wird.
- Es fallen keine Sozialversicherungsbeiträge auf die umgewandelten Beträge an (bis zur jeweiligen Beitragsbemessungsgrenze).
- Dadurch steigt das Nettoeinkommen im Vergleich zu einer privaten Vorsorge.
2. Zuschuss durch Unternehmen: Geschenktes Geld für die Altersvorsorge
Seit 2019 sind Arbeitgeber:innen verpflichtet, bei einer bAV per Entgeltumwandlung mindestens 15 % Zuschuss zu den Beiträgen zu leisten – falls die Durchführung über eine Direktversicherung, Pensionskasse oder einen Pensionsfonds erfolgt.
- Viele Unternehmen zahlen sogar höhere Zuschüsse oder finanzieren die bAV vollständig.
- Falls dein Unternehmen 20 %, 30 % oder sogar mehr beisteuert, ist die betriebliche Altersvorsorge besonders lohnenswert.
3. Sicherheit und garantierte Leistungen im Alter
Im Gegensatz zu einigen anderen Formen der Altersvorsorge, die stark von Kapitalmarktentwicklungen abhängen, bieten viele bAV-Modelle eine garantierte Rente oder Kapitalauszahlung.
- Bei Direktversicherungen, Pensionskassen und Unterstützungskassen gibt es festgelegte Rentenmodelle.
- Die bAV wird durch das Betriebsrentengesetz geschützt – sollte ein Unternehmen insolvent gehen, tritt der Pensions-Sicherungs-Verein (PSVaG) ein und sichert bestehende Betriebsrenten.
4. Zusätzliche Absicherung für das Rentenalter
Da die gesetzliche Rente für viele Menschen nicht ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard zu halten, ist eine zusätzliche Altersvorsorge essenziell.
- Die bAV hilft, eine finanzielle Versorgungslücke zu schließen.
- Arbeitnehmende profitieren von einer lebenslangen Zusatzrente oder einer Einmalzahlung im Rentenalter.
- Im Gegensatz zu manchen privaten Rentenversicherungen gibt es oft geringere Verwaltungskosten und keine oder nur geringe Abschlussgebühren.
5. Schutz vor Pfändung & Hartz-IV-Anrechnung
Ein weiterer Vorteil: Die angesparten Beiträge in einer bAV sind geschützt vor einer Pfändung. Das bedeutet, dass im Falle einer Privatinsolvenz oder finanzieller Schwierigkeiten das angesparte Kapital nicht gepfändet werden kann.
- Ebenso wird die bAV bei der Berechnung von Hartz IV (Bürgergeld) nicht sofort als verwertbares Vermögen berücksichtigt.
- Damit unterscheidet sich die bAV von manchen privaten Sparformen, die zuerst aufgebraucht werden müssen, bevor staatliche Unterstützung greift.
Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge
1. Versteuerung in der Rentenphase
Die ausgezahlte Betriebsrente unterliegt der vollen Besteuerung im Alter. Das bedeutet, dass du als Bezieher:in von Betriebsrenten je nach Einkommenssituation Steuern zahlen musst.
2. Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge
Für gesetzlich Versicherte gilt: Auf Betriebsrenten fallen Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung an. Wenn du im Alter eine gesetzliche Rente beziehst und zusätzlich eine Betriebsrente erhältst, zahlst du in der Regel den vollen Beitragssatz. Eine Entlastung gibt es für Rentner:innen, deren Betriebsrente unterhalb bestimmter Freibeträge liegt.
3. Weniger gesetzliche Rente durch Entgeltumwandlung
Wenn du dich für eine Entgeltumwandlung entscheidest, zahlst du geringere Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Dadurch kann es zu einer geringfügigen Kürzung deiner gesetzlichen Rente kommen. Profitierst du jedoch von einem Arbeitgebendenzuschuss, gleichst du diesen Nachteil oft aus.
4. Geringe Flexibilität
Einmal abgeschlossene Verträge sind oft nicht kündbar. Falls du den:die Arbeitgeber:in wechselst, kann es kompliziert sein, den bestehenden Vertrag mitzunehmen oder fortzuführen. Bei einem Jobwechsel solltest du daher frühzeitig klären, wie die Betriebsrente weitergeführt werden kann.
Lohnt sich die betriebliche Altersvorsorge?
Die betriebliche Altersvorsorge ist eine sinnvolle Möglichkeit, mit der du zusätzlich für das Rentenalter vorsorgen kannst. Besonders attraktiv ist sie, wenn dein:e Arbeitgeber:in Zuschüsse zahlt und du die steuerlichen Vorteile optimal nutzen kannst.
Tipp: Bevor du dich für eine betriebliche Altersvorsorge entscheidest, lohnt sich eine individuelle Beratung – entweder durch den Betriebsrat, die Verbraucherzentrale oder eine unabhängige Rentenberatung
Allerdings gibt es auch Nachteile, insbesondere in Bezug auf die Versteuerung im Rentenalter, die geringe Flexibilität und mögliche Auswirkungen auf die gesetzliche Rente. Ob die bAV für dich sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Bietet dein:e Arbeitgeber:in einen Zuschuss? Falls ja, kann die bAV eine attraktive Möglichkeit sein, zusätzliche Altersvorsorge aufzubauen.
- Wie hoch sind die Einsparungen durch steuerliche Vorteile? Wenn du in einer höheren Steuerklasse bist, profitierst du besonders von der Steuerfreiheit der Beiträge.
- Wie flexibel ist die gewählte Durchführungsform? Direktversicherungen und Pensionskassen sind einfacher übertragbar als Pensionszusagen oder Unterstützungskassen.
- Wie lange bleibst du im Unternehmen? Da viele bAV-Modelle auf langfristige Bindung ausgelegt sind, lohnt sich eine Betriebsrente oft mehr für Arbeitnehmende, die länger bei einem Unternehmen bleiben.
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