
Tabuthema Wechseljahre: Wie Unternehmen den Betroffenen helfen können
Der 18. Oktober steht ganz im Zeichen der Wechseljahre, denn das Datum wurde durch die WHO zum weltweiten Tag der Menopause ernannt. Ein Tag von großer Bedeutung, denn die meisten Frauen sind im Laufe ihres Lebens von Wechseljahrsbeschwerden betroffen, die auch Auswirkungen auf den Job haben können. Trotz dieser Tatsache sind die Wechseljahre in vielen Gesellschaften und Unternehmen immer noch ein Tabuthema. Die Problematik wird oft vermieden, und viele Frauen sprechen nur ungern über ihre Erfahrungen oder die damit verbundenen Herausforderungen. Welche Gründe hat das und wie können wir die Situation gemeinsam verändern?
Was sind überhaupt die Wechseljahre?
Die Wechseljahre sind keine Krankheit, haben keine Abrechnungsziffer für vertragsärztliche Leistungen und werden in der gynäkologischen Facharztausbildung nur gestreift. Viele – gerade betroffene Frauen – wissen nicht, dass die Symptome bereits Jahre vor der eigentlichen Menopause (letzte Blutung) beginnen, in der so genannten Perimenopause. Diese beginnt oftmals bereits im Alter von Anfang 40.
Die Wechseljahre beschreiben eine Phase der natürlichen, hormonellen Umstellung im Körper der Frau. Häufig wird damit der Zeitraum nach der letzten Regelblutung (die Menopause) beschrieben. Die Wechseljahre können in unterschiedliche Phasen unterteilt werden, wobei diese mit verschiedenen Symptomen einhergehen.
Das vermutlich bekannteste Symptom der Wechseljahre sind die Hitzewallungen: Plötzlich fühlt sich dann nicht nur die Raumtemperatur deutlich zu heiß an, sondern auch jedes Kleidungsstück. In diesen Momenten hilft nur der hastige Griff zu dem Fächer, um sich etwas kühle Luft zufächeln zu können.
Allerdings gibt es noch deutlich mehr Symptome, die mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden. Darunter depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Migräne, Herzrasen oder Gelenkschmerzen – Symptome die nicht unterschätzt werden sollten und deutlichen Leidensdruck für Betroffene mit sich bringen können. Allerdings bringt ein Großteil dieser Frauen ihre Beschwerden nicht direkt mit den Wechseljahren in Verbindung. Dies führt nicht nur zu einer anhaltenden Einschränkung der Lebensqualität, sondern auch dazu, dass Betroffene meist mehr als drei Jahre mit den Symptomen leben, bevor ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht wird.
Wechseljahre im Job: Wie gehen Unternehmen damit um?
In einer gemeinsamen Umfrage von kununu und the-change.org unter dem Titel meno@work, geben ganze 63 Prozent der Befragten an, die Wechseljahre als „ausschließlich“ oder „hauptsächlich“ privates Thema anzusehen. Dieser Trend zeigt sich auch in der Arbeitswelt: 32 Prozent der befragten Personalverantwortlichen sehen das Thema Menopause als „tabuisiert“. 43 Prozent geben an, dass es wenig bis gar kein Wissen im Unternehmen zu den Wechseljahren gibt. Doch woran liegt das?
Ein wichtiger Grund für die anhaltende Tabuisierung besteht darin, dass in einem Großteil der Unternehmen eine Kultur des Schweigens im Hinblick auf die psychische und körperliche Gesundheit herrscht. Nur 57 Prozent der Unternehmen bezeichnen sich hier als „offen“. Dabei ist auffällig, dass viele der Befragten angeben, dass ihr Unternehmen im Hinblick auf Frauen im Alter zwischen 40 und 55 Jahren vor Herausforderungen steht – vor allem bei den Themen Stundenreduzierung (32 Prozent), dem erhöhten Bedarf an flexiblen Arbeitsregelungen (25 Prozent) sowie der schwankenden Gesundheit (22 Prozent). Also alles mögliche Ausfallgründe, die mit den Wechseljahren zusammenhängen können. Sowohl die körperliche als auch psychische Gesundheit im Kontext von Arbeit sollten dabei nicht unterschätzt werden, schließlich ist Burnout ein ernstzunehmendes Krankheitsbild.

*Umfragergebnisse meno@work in Prozent von kununu im Zusammenarbeit mit the-change.org. Insgesamt wurden 1.035 Personalverantwortliche befragt. Die Befragung stammt aus dem Jahr 2024.
Wieso ist gerade die Altersgruppe von 40 bis 59 Jahren so wichtig?
Menschen im Alter zwischen 40 und 59 Jahren stellen die größte Bevölkerungsgruppe in Deutschland dar. Unter ihnen sind etwa 11,2 Millionen Frauen. In der Umfrage meno@work geben 58 Prozent an, dass es sehr wichtig ist, Frauen in dieser Altersgruppe zu halten und zu fördern, weitere 29 Prozent geben die Auswahlmöglichkeit „eher wichtig“ an. Frauen dieser Altersgruppe werden häufig mit Stärken wie „Reife und Professionalität“ (50 Prozent), „Erfahrung“ (50 Prozent) oder „Loyalität und Beständigkeit“ (49 Prozent) in Verbindung gebracht – gleichzeitig können sie aber eben auch besonders stark durch die einsetzenden Wechseljahre betroffen sein.
Was können Unternehmen tun?
Wollen Unternehmen also diese Altersgruppe binden und fördern, müssen sie die Mitarbeiterinnen unterstützen. Dies kann beispielsweise erfolgen, indem Aufklärungsarbeit betrieben wird und die Tabuisierung des Themas gebrochen wird. Die Befragten sehen dafür vor allem die Führungskräfte in der Pflicht (59 Prozent) – ein Hebel der auch für die Zufriedenheit von Mitarbeitenden nicht unterschätzt werden sollte.
Meno@work: Warum ist diese Umfrage so relevant?
Anlässlich des weltweiten Tags der Menopause am 18. Oktober haben kununu und the-change.org die gemeinsame Umfrage meno@work durchgeführt. „Mit meno@work liefern wir einen wichtigen Impuls, um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen zu erhalten und zu fördern. Wechseljahre sind bislang ein Tabuthema im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Unternehmen, die hier engagiert zur Tat schreiten, tun viel für die eigene Leistungsfähigkeit und Attraktivität als Arbeitgeber“, erklärt Nina Zimmermann, CEO von kununu.
Auch Sonja Hachenberger, die Initiatorin von the-change.org unterstreicht, warum dieses Thema mehr Aufmerksamkeit verdient: „Mit meno@work schließen wir eine Wissenslücke und zeigen Handlungsoptionen für Unternehmen auf“, sagt Sonja Hachenberger, Initiatorin von the-change.org: „Über 80% der Frauen über 40 sind erwerbstätig. Mit der Umfrage haben wir deshalb den Blick auf die Perspektive der Arbeitgeber gerichtet: Wir wollten herausfinden, wo Handlungsbedarf besteht und die verschiedenen Perspektiven für den gesellschaftlichen Dialog über Wechseljahre aktivieren.“