Psycholog:in: Gehalt, Karriere & Ausbildung
Inhaltsverzeichnis
Psycholog:innen sind aktuell gefragter denn je. Einerseits steigt der Bedarf an Therapieplätzen in unserer Gesellschaft und andererseits erleben wir eine zunehmende Enttabuisierung von psychischen Krankheiten. Immer mehr Betroffene können offen mit einer psychischen Erkrankung umgehen und Therapieangebote wahrnehmen. Der Beruf als Psycholog:in ist ein vielfältiger Beruf, in dem du Menschen in Notsituationen helfen kannst. Wir haben alle wissenswerten Informationen für die berufliche Karriere als Psycholog:in zusammengestellt.
Warum Psycholog:innen gefragter denn je sind
Die Suche nach einem Therapieplatz kann lange dauern: Die Auswertung von über 300.000 Versichertendaten der Bundespsychotherapeutenkammer (BpTK) hat ergeben, dass Patient:innen drei bis neun Monate auf einen Therapieplatz warten müssen, nachdem ein Behandlungsbedarf festgestellt wurde. Im Schnitt beträgt die bundesweite Wartezeit 19,5 Wochen – also fast fünf Monate.
Grund sind unter anderem die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Schulschließungen, Kontaktverbote und die Homeoffice-Pflicht haben für viele Menschen die sozialen Kontakte reduziert. In anderen Fällen saßen Familien plötzlich wochen- und monatelang beengt aufeinander, ohne sich aus dem Weg gehen zu können. Dies, sowie die Unsicherheit und die Angst vor Ansteckung haben psychische Krankheiten gefördert und den Bedarf nach Therapien ansteigen lassen. Der Kinder- und Jugendreport der Krankenkasse DAK Gesundheit kommt zu dem Schluss, dass 2021 in der Gruppe der 15- bis 17-Jährigen 54 Prozent mehr Mädchen aufgrund von Essstörungen und bei den 10- bis 14-Jährigen 23 Prozent mehr Mädchen aufgrund von Depressionen behandelt wurden als vor dem Ausbruch der Pandemie.
Die Nachfrage nach Psycholog:innen ist also groß wie nie und es kann davon ausgegangen werden, dass sie auf hohem Niveau bleibt oder gar weiter wächst. Kriege und Konflikte, der Klimawandel, die fortschreitende Entwicklung von künstlicher Intelligenz, die immer mehr Lebensbereiche durchdringt – all das sind Themen, die die Menschen verunsichern oder gar verängstigen und sie anfälliger machen für psychologische Erkrankungen. Gleichzeitig erleben wir endlich ein Endtabuisierung psychologischer Kranken. Immer mehr Betroffene gehen offen mit einer psychischen Erkrankung um – auch das wird den Bedarf eher weiter erhöhen.
Was sind die Aufgaben als Psycholog:in?
In der Psychologie gibt es zahlreiche Spezialisierungen und Fachbereiche, doch alle haben denselben Ausganspunkt: Die Psychologie setzt sich mit bewussten und unbewussten psychischen Vorgängen und mit dem Erleben und Verhalten von Menschen auseinander. Mithilfe von Beobachtungen, Experimenten, Befragungen und Testverfahren betrachten Psycholog:innen ihre Patient:innen ganzheitlich und helfen ihnen dabei, ihr Erleben und Verhalten ins Positive zu verändern. Die Therapie durch eine:n Psycholog:in beziehungsweise eine:n Psychotherapeut:in ist dann gefragt, wenn ein Mensch in eine Krise gerät und aus dieser nicht mehr alleine herauskommt. Mögliche psychische Erkrankungen können von Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen, Burn-out bis hin zu Suchterkrankungen reichen.
Diese Tätigkeitsbeschreibung trifft auf die klassische Tätigkeit als Psycholog:in oder Psychotherapeut:in zu. Tatsächlich gibt es je nach Ausbildung und Spezialisierung viele weitere Möglichkeiten, als Psycholog:in zu arbeiten, darunter:
- In der Personal- und Unternehmensberatung
- In der wissenschaftlichen Forschung
- In der Werbung
- An Gerichten
- Bei Jugendämtern
- Bei der Polizei
- In Einrichtungen für körperlich oder geistig behinderten Kindern und Erwachsenen
- In der Suchthilfe
Psycholog:in: Studium oder Ausbildung?
Voraussetzung, um als Psycholog:in arbeiten zu können, ist ein abgeschlossenes Studium der Psychologie. Lange war es nur an Universitäten möglich Psychologie zu studieren, inzwischen wurde das System jedoch reformiert. Um ein Psychologie-Studium zu beginnen, ist die Hochschulreife oder eine abgeschlossene Ausbildung sowie Berufserfahrung im Ausbildungsberuf Voraussetzung.
Psychologie: Bachelor-Studium
Das Bachelor-Studium Psychologie dauert in der Regel sechs bis acht Semester und gliedert sich in Basis- und Aufbaumodule. In Grundkursen erhältst du einen Überblick, bevor du dich in komplexe Theorien und Konzepte einarbeitest. In Seminaren setzt du dich praktisch mit den theoretischen Grundlagen aus, die du in den Vorlesungen gehört hast. Mit dem Abschluss des Bachelor-Studiums erhältst du den akademischen Grad des Bachelor of Science (B.Sc.).
Praktika und Gruppenarbeiten sind ein fester Bestandteil des Studiums. Allein oder in der Gruppe erstellst du ein Versuchsdesign, rekrutierst Versuchspersonen, führst den Versuch durch und wertest die Ergebnisse aus. Viele Psychologie Studiengänge sehen auch ein Praktikum bei einem Unternehmen vor und/oder ein Auslandssemester.
Psychologie: Master-Studium
Das Master-Studium baut auf die im Bachelor-Studium vermittelten Kenntnisse auf und dient der Vertiefung und der Spezialisierung. Es dauert in der Regel zwei bis vier Semester. Nach dem Abschluss des Master-Studiums erhältst du den akademischen Grad des Master of Science (M.Sc.). Viele Master-Angebote beschäftigen sich mit konkreten Psychologie-Themenfeldern, wie der Rechts-Psychologie, der Medien-Psychologie oder der Kinder-Psychologie. Achtung: Um später als Psychotherapeut:in arbeiten zu können, musst du dich auf die Fachrichtung Psychotherapie festlegen!
Steckbrief: Studium Psychologie
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- Voraussetzung: Abitur/Hochschulreife oder abgeschlossene Ausbildung plus Berufserfahrung
- Studiendauer: Bachelor 3 bis 4 Jahre / Master 1 bis 2 Jahre zusätzlich
- Spezialisierungen: Wirtschaftspsychologie, Medienpsychologie, klinische Psychologie
- Abschluss:
- Bachelor of Science (B.Sc.).
- Master of Science (M.Sc.)
Übrigens: Psychologie zählt zu den beliebtesten Studiengängen. Die hohe Nachfrage hat zur Folge, dass es an den meisten Universitäten sehr strenge Zugangsbeschränkungen gibt (Numerus Clausus oder Auswahlverfahren). Sehr gute Noten sind also eine Voraussetzung, um einen Studienplatz zu ergattern.
Psycholog:in oder Psychiater:in – was ist der Unterschied?
Psychologe:n und Psychiater:in – beide Berufen setzen sich mit der seelischen Gesundheit von Menschen auseinander, doch die akademischen Werdegänge und Befugnisse unterscheiden sich.
Ausgebildete Psychiater:innen haben ein Medizinstudium absolviert und darauf folgend eine mehrjährige Facharztausbildung in der Psychiatrie und Psychotherapie. Aufgrund ihrer ärztlichen Ausbildung dürfen sie auch Medikamente wie Antidepressiva verschreiben, Patient:innen körperlich untersuchen oder in eine Klinik einweisen.
Ausgebildete Psycholog:innen hingegen haben sich in ihrem Psychologie Studium mit dem Denken, Fühlen und Verhalten von Menschen auseinandergesetzt. Sie können Gedanken und Handlungen erklären, vorhersagen und eventuell beeinflussen. Allerdings besteht kein medizinischer Hintergrund, so ist beispielsweise die Verschreibung von Medikamenten nicht möglich. Um als Psychotherapeut:in arbeiten zu dürfen, müssen sie eine entsprechende Prüfung ablegen.
Das neue Psychotherapeut:innen-Gesetz
Im Herbst 2019 haben Bundestag und Bundesrat ein neues Gesetz beschlossen, das die Ausbildung von Psychotherapeuten grundlegend ändert. Seit September 2020 führt nicht jeder Psychologiestudiengang zum Abschluss in Psychotherapie. Angehende Psychotherapeut:innen müssen sich mit der Einführung des neuen Gesetzes schon im Studium auf die Fachrichtung Psychotherapie festlegen und entsprechende Fächer belegen. Nach erfolgreichem Abschluss können sie die psychotherapeutische Prüfung ablegen, um die Berufserlaubnis zu erhalten und Patient:innen zu behandeln.
Durchschnittsgehalt: Wie viel verdient man als Psycholog:in?
Gehalt als Psycholog:in
Das durchschnittliche Brutto-Jahresgehalt für Psycholog:innen liegt bei 50.200 Euro. Als Berufseinsteiger:in im Bereich Psychologie liegen deine Gehaltsaussichten zwischen 35.700 Euro und 45.600 Euro. Als Top-Verdiener:in mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung kannst du bis zu 77.400 Euro im Jahr verdienen.
Gehalt als Psychotherapeut:in
Um mit einem Psychologiestudium als Psychotherapeut:in arbeiten zu können und Patient:innen zu behandeln, musst du dich im Studium auf das Fach Psychotherapie spezialisieren. Das durchschnittliche Gehalt für Psychotherapeut:innen liegt bei 57.900 Euro im Jahr. Als Einsteiger:in kannst du mit einem Gehalt ab 54.400 Euro rechnen. Die Top-Verdiener:innen der Branche verfügen meist über mindestens zehn Jahre Berufserfahrungen und streichen bis zu 96.000 Euro im Jahr ein.
Gehalt als Psychiater:in
Vor allem aufgrund des medizinischen Hintergrunds sind die Gehälter für Psychiater:innen deutlich höher: Das durchschnittliche Brutto-Jahresgehalt liegt bei 78.800 Euro – für die Top-Verdiener:innen der Branche sind bis zu 132.400 Euro möglich.
Die Gehälter im Überblick:
Psycholog:in | Psychotherapeut:in | Psychiater:in | |
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Durchschnittsgehalt | 50.200 Euro | 57.900 Euro | 78.800 Euro |
Einstiegsgehalt | Ab 35.700 Euro | Ab 40.200 Euro | Ab 40.700 Euro |
Top-Gehalt | 77.400 Euro | 96.000 Euro | 132.400 Euro |
Vorraussetzungen | Abgeschlossenes Psychologie-Studium | Abgeschlossenes Studium, Spezialisierung auf Psychotherapie, psychotherapeutische Prüfung | Abgeschlossenes Medizinstudium, Facharztausbildung |
*Die Durchschnitts,- Einstiegs,- Top-Gehälter basieren auf den Angaben unserer kununu Nutzer:innen im kununu Gehaltschecks und aktualisieren sich daher laufend. Diese Daten sind mit dem Stand 4. November 2024.
Letztes Update: 4. November 2024