
Neuer Job aber schlechteres Gehalt? Das spricht dafür
Fast die Hälfte der kündigenden Arbeitnehmer:innen haben ihr Unternehmen gemäß einer Randstad-Studie aufgrund der zu geringen Bezahlung verlassen. Kein Wunder, immerhin lautet die erste und wichtigste Regel der Jobsuche: Ein Wechsel sollte immer eine Verbesserung der aktuellen Situation darstellen. Meist ist damit die finanzielle Verbesserung gemeint.
Doch es gibt Situationen, bei denen ein Jobwechsel trotz schlechterem oder gleichbleibendem Gehalt sinnvoll sein kann. Wann du dies in Betracht ziehen solltest, ordnen wir jetzt genauer für dich ein.
Aus diesen Gründen könnte dein Gehalt im neuen Job schlechter sein
Durchschnittlich steigt das Gehalt bei jedem Jobwechsel – egal, ob du freiwillig oder unfreiwillig wechselst – gemäß einer von McKinsey durchgeführten Befragung um fünf Prozent. Gleichzeitig passiert es häufiger als du vielleicht denkst, dass ein Gehaltssprung in der neuen Stelle ausbleibt. Die Gründe dafür könnten vielfältiger nicht sein.
Ein wesentlicher Faktor ist dein individueller Marktwert, der in deiner Branche beispielsweise aufgrund wirtschaftlicher Krisen oder wachsender Konkurrenz stark schwanken kann. Wechselst du vielleicht in eine Region mit niedrigerem Lohnniveau oder ist dein neuer Arbeitgeber ein Start-up mit geringen finanziellen Mitteln? Auch das kann sich direkt auf dein Gehalt auswirken. Zusätzlich könnte ein Branchen- oder Berufswechsel dazu führen, dass deine bisherige Erfahrung finanziell anders bewertet wird.
Veränderte Benefits im neuen Job spielen ebenso eine wichtige Rolle. Möglicherweise hat dein bisheriger Arbeitgeber kaum auf Zusatzleistungen wie flexible Arbeitszeiten gesetzt und dich stattdessen „nur“ besser entlohnt. In deiner neuen Stelle gibt es statt eines hohen Verdienstes dagegen unter Umständen mehr Urlaubstage oder Erfolgsboni. Beides spiegelt sich nicht sofort auf deinem Gehaltskonto wider.
Mehr Geld in Jobs mit Tarifveträgen
Bei ihnen stehen die Chancen auf ein geringeres Gehalt bei einem Jobwechsel gering! Firmen in Branchen mit Tarifverträgen zahlen höhere Löhne als jene ohne Tarifbindung. So erhalten Vollzeitbeschäftigte in tariflosen Betrieben laut einer im vergangenen Jahr veröffentlichen WSI-Studie im Durchschnitt 11 Prozent weniger als Angestellte in vergleichbaren Unternehmen mit Tarifbindung. Dieses Wissen könnte dir die Jobsuche leichter gestalten.
Das spricht dafür den Job zu wechseln, obwohl das Gehalt geringer ist
Den Job zu wechseln ohne beim neuen Arbeitgeber mehr zu verdienen? Für die meisten Arbeitnehmer:innen ist das ein ganz klares No-Go. Geht es um die berufliche Selbstverwirklichung, scheint Gehalt generell ein heikles Thema zu sein.
Bewirbst du dich gerade auf einen Job, der dir höchstwahrscheinlich keine Gehaltsverbesserung bietet oder stehst du nach einem Jobangebot sogar schon vor der Entscheidung der Zu- oder Absage? Beachte zunächst die folgende Grundregel: Nimm nur einen Job ohne Gehaltsverbesserung an, wenn du dir deinen Lebensstandard weiterhin problemlos leisten kannst. Miete, monatliche Fixkosten und deinen Lebensunterhalt sollten für dich problemlos finanzierbar sein.
Ist dies möglich, aber du hast dennoch noch etwas Bauchschmerzen, was den fehlenden Gehaltssprung angeht? Verständlich. Wir stellen dir aber nun fünf gute Gründe vor, die dafür sprechen, einen solchen Job in Erwägung zu ziehen.
1. Deine Arbeitszeiten verbessern sich
Ein genauer Blick auf die neuen Vertragskonditionen lohnt sich immer! Hast du vorher in Vollzeit 40 Stunden gearbeitet und würdest nun nur noch 38 Stunden pro Woche arbeiten, handelt es sich bei einem gleichbleibenden oder leicht geringeren Gehalt um keinen wirklichen Verlust.
Stattdessen bedeutet der reduzierte Verdienst mehr Freizeit. Das kann gerade für Menschen mit zeitintensiven Hobbys oder einer Familie einen massiven Gewinn bedeuten, der mit Geld kaum aufzuwiegen ist.
Hast du vielleicht nicht weniger, aber dafür flexible Arbeitszeiten, kann auch das dafür sprechen, den schlechter bezahlten Job anzunehmen. Immerhin zählen dauerhafter Stress und eine fehlende Work-Life-Balance zu den häufigsten Kündigungsgründen.
2. Eine neue berufliche Perspektive entsteht
Wie bereits weiter oben erwähnt, kann dein Gehalt aufgrund eines Branchen-, Berufs- oder Ortswechsels geringer ausfallen. So verdienen Marketing Manager:innen in der Branche Industrie mit 55.300 Euro brutto durchschnittlich am meisten. Ihr allgemeiner Gehaltsdurchschnitt liegt jedoch nur bei 49.800 Euro brutto im Jahr. Auch regional gibt es große Unterschiede – in München locken 55.400 Euro, in Leipzig dagegen nur 40.700 Euro. Der kununu Gehaltscheck verrät dir genau, in welchem Job du welches Gehalt erwarten kannst.
Solltest du dich im neuen Job beruflich und persönlich weiterentwickeln können, ist weniger Gehalt vermutlich nicht ganz so tragisch. Gleiches gilt, wenn du eine höhere Funktion einnimmst, du aber wegen spezifischer Branchentarife einfach gleich viel oder etwas weniger verdienst als bisher. Oder du genießt durch einen Ortswechsel trotz eines Gehaltsverlusts Vorteile wie die Nähe zur Familie oder niedrigere Lebenshaltungskosten.

3. Echte Vorteile durch Benefits
Für viele Arbeitnehmer:innen wiegen Benefits wie flexible Arbeitszeiten, ein Job-Ticket, mehr Urlaub, Sabbaticals, Kinderbetreuung oder eine betriebliche Altersvorsorge genauso viel wie das reine Gehalt. Das wissen auch die Arbeitgeber und schnüren attraktive Benefit-Pakete.
Findest du also heraus, dass du von den die angebotenen Vorteilen im Unternehmen massiv profitierst, könnte das ein Argument dafür sein, auf die Gehaltserhöhung zu verzichten.
4. Positives Arbeitsumfeld und -klima
Wer schon einmal in einem toxischen Arbeitsumfeld gearbeitet hat, weiß genau, wie belastend dieses für die Psyche ist. Einer der wichtigsten Gründe einen Job anzunehmen, der dir keinen Gehaltssprung verschafft, ist also die nachhaltige Verbesserung deiner Arbeitsbedingungen.
Das inkludiert nicht nur die oberflächlichen Verbesserungen – wie ein neues, helles Office oder leckerer Gratis-Kaffee. Nein, es geht vor allem um ein positives Arbeitsumfeld, in dem du dich wohlfühlst und beispielsweise konstruktives Feedback auf deine Arbeit erhältst. Auch ein dynamisches Team kann rechtfertigen, im neuen Job auf Geld zu verzichten.
5. Deine Traumposition wartet auf dich
Arbeitest du schon länger für deinen bisherigen Arbeitgeber und hast bemerkt: „Irgendwie komme ich hier einfach nicht weiter“? Fehlen dir innerhalb der Firma gewisse Erfahrungswerte, die dich für eine höhere Position qualifizieren würden? Oder gibt es schlicht und einfach keine Aufstiegsmöglichkeiten, können finanzielle Abstriche bei einem neuen Job trotzdem sinnvoll sein.
Langfristig gesehen könntest du mit deinen zusätzlichen Erfahrungen die Karriereleiter erklimmen. Kurz gesagt: Gehe einen kleinen Schritt zurück, um den großen Sprung zu schaffen.
Tipp: Prüfe außerdem, ab welchem Jahreseinkommen du in eine höhere Steuerklasse gestuft wirst. Informationen findest du in diesem Artikel:
Wenn weniger Gehalt zu mehr Lebensqualität führt
Ein geringeres Gehalt muss nicht automatisch einen schlechteren Job bedeuten. Die Entscheidung, auf eine Gehaltserhöhung zu verzichten oder sogar finanzielle Einbußen hinzunehmen, sollte jedoch immer gut durchdacht sein. Reflektiere hierzu deine beruflichen Ziele. Wie wichtig sind dir deine Work-Life-Balance, deine berufliche Weiterentwicklung oder dein Arbeitsumfeld? Oft machen diese Aspekte einen Jobwechsel auch ohne Gehaltsplus sinnvoll – vor allem, wenn er langfristig neue Möglichkeiten eröffnet.
In jedem Fall soll dich ein neuer Job in erster Linie zufriedener machen. Ist das gegeben, kann der Gehaltsverzicht ein lohnender Schritt sein. Übrigens: Der kununu Gehaltsvergleich unterstützt dich dabei, deine zukünftigen Vertragskonditionen besser einordnen zu können. So fällt die Entscheidung für oder gegen einen neuen Job noch etwas leichter.