Beziehung oder Affäre am Arbeitsplatz

Wir verbringen eine Menge Zeit an unserem Arbeitsplatz und mit unseren Kolleg:innen. Bei gemeinsamen Projekten, Meetings, Kaffee- und Mittagspausen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich näher zu kommen und festzustellen, dass man mehr füreinander empfindet als Kollegialität. Einer repräsentativen Studie zufolge sind 42 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland schon einmal mit jemanden aus der Kollegschaft ausgegangen. Bei 20 Prozent der Befragten hat sich daraus eine langfristige Beziehung entwickelt. Ob One-Night-Stand oder kurzfristiger Flirt mit einem Teammitglied, Affäre mit dem:der Chef:in oder feste Beziehung – wir haben für dich zusammengetragen, was du zum Thema Beziehung oder Affäre am Arbeitsplatz bzw. zwischen Arbeitskolleg:innen wissen und beachten solltest.

Beziehung zwischen Kolleg:innen oder mit Chef:in: Das sagt das Arbeitsrecht

Zunächst gilt: Zwischenmenschliche Beziehungen jeglicher Art sind Privatsache. Dein Unternehmen kann Affären oder Beziehungen am Arbeitsplatz nicht verbieten oder dir vorschreiben, dass du eine Beziehung mit einem Teammitglied offenlegen musst. Es geht niemanden etwas an, wen du liebst, mit wem du das Bett teilst oder mit wem du eine Affäre eingehst.

Es gibt allerdings eine Einschränkung: Deine privaten Beziehungen dürfen deine Arbeitsleistung nicht beeinträchtigen – und auch nicht die der Kolleg:innen (das gilt natürlich unabhängig davon, ob du eine Beziehung am Arbeitsplatz hast oder außerhalb). Ihr beide solltet euch daher gut überlegen, wie offen ihr eure Beziehung am Arbeitsplatz auslebt. Von privaten Slack-Nachrichten, zärtlichem Austausch oder gar Streit solltet ihr im Büro absehen, auch in eurem eigenen Sinne: Schließlich sind Affären am Arbeitsplatz oder Büro-Pärchen ein beliebtes Klatsch-Thema in der Kollegschaft.

Beziehung am Arbeitsplatz – Pro & Contra

Du hast dich in deine Kollegin oder deinen Kollegen verliebt und bist dir nicht sicher, ob du aus der Sache etwas Ernstes machen möchtest? Nun, für die Liebe am Arbeitsplatz spricht einiges, – aber es gibt auch Dinge, die du bedenken solltest. Wir haben für dich die Pros und Contras für eine Beziehung unter Kolleg:innen zusammengestellt.

Beziehung am Arbeitsplatz: Was dafür spricht

  • Das größte Pro liegt auf der Hand: Ihr beiden könnt mehr Zeit miteinander verbringen. Als Kolleg:innen seid ihr einen Großteil eures Tages im gleichen Büro, habt eventuell ähnliche Arbeitszeiten und könnt gemeinsam kommen und gehen. So spart ihr Zeit, die ihr wiederum für private Dinge nutzen könnt.
  • Stress am Arbeitsplatz kann gemeinsam bewältigt werden: In nahezu jedem Beruf gibt es stressige Zeiten, Konflikte mit Vorgesetzten oder im Kollegium oder Situationen, in denen man unter Druck steht. Wenn dein:e Partner:in das Unternehmen selbst kennt, wird er:sie dich besser verstehen können und dir passende Ratschläge geben können – ohne, dass du viel erklären musst.
  • Ihr habt ähnliche Interessen: Wenn ihr im gleichen Unternehmen und vielleicht sogar in ähnlichen Jobs arbeitet, spricht einiges dafür, dass ihr eure Interessen teilt. Das ist eine gute Voraussetzung für eine Beziehung, weil ihr immer Themen finden werdet, zu denen ihr euch gemeinsam austauschen könnt.

Beziehung am Arbeitsplatz – das spricht dagegen

  • Was passiert, wenn es nicht klappt? Mit dieser Frage müsst ihr euch natürlich auseinandersetzen. So schön es ist, die geliebte Person im Arbeitsalltag um sich herum zu haben, so schwierig kann die Situation sein, falls ihr euch trennt. Egal was kommt, handelt immer professionell und tragt private Konflikte nicht im Büro aus, schon alleine, weil ihr nicht das Top-Thema des Flurfunks werden möchtet.
  • Arbeitsthemen rund um die Uhr: Wer gemeinsam arbeitet, hat viele gemeinsame Themen. Da besteht die Gefahr, dass man auch in der Freizeit über nichts anderes redet, was langfristig nie gut ist für eine Beziehung. Ihr solltet daher möglichst Beruf und Freizeit voneinander trennen, um auch mal abschalten zu können.
  • Konkurrenzkampf: Als Kolleg:innen im gleichen Unternehmen ist es durchaus möglich, dass ihr irgendwann in gegenseitiger Konkurrenz steht, was eure berufliche Entwicklung angeht. Darüber solltet ihr euch im Klaren sein, besonders wenn ihr auch im gleichen Job oder sogar im gleichen Team arbeitet.

Übrigens: Das rein platonische Äquivalent zur Beziehung am Arbeitsplatz ist die sogenannte Büroehe. Einen "Work Spouse" zu haben, bietet mehr Vor- als Nachteile.

Beziehung oder Affäre mit dem:der Chef:in – ein No-Go?

Eigentlich wolltest du Berufliches und Privates immer trennen. Eigentlich bist du professionell. Dennoch kann es natürlich passieren, dass du dich in deine:n Vorgesetzte:n verliebst und er:sie sich in dich. Was tun? Wenn der:die Chef:in die Person von Interesse ist, musst du ein bisschen mehr beachten als beim Flirt mit dem:der Arbeitskolleg:in. Hier die wichtigsten Tipps bei einer emotionalen Affäre mit dem:der Chef:in.

Die Nachteile einer Affäre oder einer Beziehung mit dem:der Chef:in

Natürlich ist es von Fall zu Fall verschieden, jedoch hat eine Affäre oder Beziehung mit dem:der Chef:in vor allem für den:die Mitarbeiter:in teils gravierende Nachteile. Datest du als Mitarbeiter:in deine:n Chef:in, wirst du schnell mit Kolleg:innen konfrontiert werden, die dir unmoralische Beweggründe unterstellen. Mit Unterstellungen wie "Schläft sich hoch" musst du umgehen können. Durch deine Beziehung zu deinem:deiner Chef:in wird dein Verhältnis zu deinen Kolleg:innen wahrscheinlich mit einem Mal anders sein, deine Kolleg:innen plötzlich anders mit dir umgehen. Sie werden vielleicht erst einmal auf Abstand gehen oder vor dir nicht mehr so frei über den Job und die Vorgesetzten sprechen, wie sie es vorher getan haben - aus Angst, dass alles, was sie sagen und sie in irgendeiner Weise kompromittieren könnte, direkt bei dem:der Vorgesetzten landet.

Beziehung mit dem:der Chef:in: Wie verhalten?

Beziehungen oder Affären zwischen Chef:in und Mitarbeitenden werden in vielen Unternehmen sehr kritisch beäugt und gerne im Kollegium diskutiert. Als Beteiligte solltet ihr euch darüber bewusst sein und wissen, wie ihr mit Klatsch und Tratsch umgehen könnt. Spätestens wenn aus der Affäre eine Beziehung wird, solltet ihr darüber nachdenken, sie transparent zu machen. Oft ahnt die Kollegschaft ohnehin schon etwas, der Flurfunk ist schließlich überall. Ein sinnvoller Weg ist es, wenn ihr zunächst weitere Vorgesetzte informiert und mit ihnen besprecht, wie der Rest der Belegschaft am besten informiert wird.

Wenn deine Kolleg:innen auf einmal anders mit dir umgehen, weil du eine Beziehung mit deinem:deiner Chef:in hast, solltest du deinen Kolleg:innen nicht mit Enttäuschung begegnen. Versuche dich in ihre Situation zu versetzen. Lass sie sich an die neue Situation gewöhnen und gib ihnen und dir selbst Zeit! Wichtig ist, dass du deinen Kolleg:innen zeigst, dass du auf ihrer Seite stehst und ihr Vertrauen nicht missbrauchst. Meistens legt sich der Tratsch und das Misstrauen dir gegenüber wieder nach ein paar Wochen. Wenn nicht, dann hol dir hier Tipps, wie du dich bei deinen Kolleg:innen wieder beliebt machst.

Tipps für Beziehungen am Arbeitsplatz

Das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch ist großartig. Wenn du und dein:e Arbeitskolleg:in euch dazu entschließt, eine romantische Beziehung einzugehen, ist es jedoch hilfreich, wenn ihr im Arbeitsalltag ein paar Dinge beachtet:

Beziehungsstatus offenlegen

Werdet euch einig, ob eure Beziehung unter oder oberhalb des Radars geführt werden soll. Spielt, wenn möglich, mit offenen Karten, dies beugt Gerüchten und Missverständnissen vor und kommt auch im Team besser an. Wenn die Rahmenbedingungen innerhalb des Unternehmens dies jedoch nicht zulassen, seid euch im Klaren darüber, dass Dinge wie ein gemeinsamer Urlaub problematisch werden können.

Konflikte lösen

Auf der Arbeit geht es ohnehin stressig zu, da kommen Konflikte mit dem:der Partner:in ungelegen. Löscht den Brandherd, bevor er sich ausbreitet. Ein klärendes Gespräch mit einer Dosis Ehrlichkeit glättet die Wogen. Eine frühe Aussöhnung verhindert zudem schlechte Stimmung, dies gilt fürs Büro wie auch für zu Hause. Lasst die privaten Streitigkeiten daheim und tragt diese nicht am Arbeitsplatz aus. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche.

Tratsch nicht ernst nehmen

Manchmal verwandelt sich das Büro zum Marktplatz. Marktschreier:innen entpuppen sich schnell und posaunen Neuigkeiten schallend heraus. Ihr solltet euch der Tatsache bewusst sein, dass ihr besonders am Anfang eurer Beziehung zur Zielscheibe von Gesprächen werden könntet. Schenkt dem Getratsche daher nicht viel Aufmerksamkeit. Erfreut euch viel mehr über positives Feedback und zeigt den Kolleg:innen, dass Beziehungen am Arbeitsplatz durchaus funktionieren.

Hierarchie ausblenden

Viele Unternehmen setzen auf klare Strukturen: ein „Sie“ anstatt „Du“ und klare Hierarchien, durch Titel gekennzeichnet. Da kann es schnell dazu kommen, dass man sich in unterschiedlichen Positionen wiederfindet und einer dem anderen unterstellt ist. Gönnt einander Erfolg, anstatt zu neiden und unterstützt euch gegenseitig, wie ihr es auch mit anderen im Team handhaben würdet.

Wichtig jedoch: Bleibt im Arbeitsalltag professionell und wahrt die Hierarchiestufen, um Kolleg:innen nicht zu verunsichern und eure Beziehung oder Affäre nicht öffentlich zur Schau zu stellen.

Kollegialität

Die rosarote Brille sitzt und man erfreut sich an der gemeinsamen Zeit. Achtet jedoch darauf, dass ihr euch dabei nicht aus dem Team ausgrenzt. Private Gesprächsthemen sollten nicht in Anwesenheit von Kolleg:innen erörtert werden. Unterhaltungen über Themen, an denen auch andere teilhaben können, kommen da weitaus besser an. Der Austausch von Zärtlichkeiten hat zwar durchaus seinen Reiz, sollte jedoch eher nach Feierabend stattfinden.

Beziehung zwischen Chef:in und Mitarbeiter:in oder unter Kolleg:innen - wie gehe ich als Außenstehende:r damit um?

Du hast den Verdacht, dass zwei deiner Kolleg:innen eine Affäre am Arbeitsplatz haben – vielleicht sogar mit dem:der Chef:in – und weißt nicht, wie du dich verhalten sollst? Zunächst einmal gilt auch für Außenstehende: Beziehungen sind reine Privatsache, zumindest solange sie nicht die Arbeitsleistung negativ beeinflussen. Du bist also nicht verpflichtet, dein Unternehmen zu informieren.

Unsere Empfehlung: Gönne den Beteiligten ihr Glück und heize nicht den Flurfunk an mit Tratschereien und Vermutungen über Streit, Trennung und Versöhnung. Wer weiß, vielleicht kommst du selbst einmal in die Situation, dann wirst du die Diskretion deiner Kolleg:innen zu schätzen wissen.

letztes Update: 3. November 2021