Experten-Tipps: So baust du dir dein berufliches Netzwerk auf

Netzwerken ist ein wichtiger Faktor zum beruflichen Erfolg und kann ein echter Karriere-Booster sein. Allerdings fällt es vielen Menschen schwer, neue Kontakte zu knüpfen. Wie und wo fängt man an? Ab wann zählt ein Kontakt zu meinem Netzwerk? Und welche Fehler sollte man auf jeden Fall vermeiden?

Wir haben nachgefragt – Karriereexperte Christian Richter verrät uns mehr zum Thema erfolgreich Netzwerken und anschließend findet ihr hilfreiche Tipps für die Praxis.

Diese Frage sollte man sich vorab stellen

kununu: Was muss ich beachten, wenn ich mir ein berufliches Netzwerk aufbauen möchte?

Christian Richter: Zuallererst sollte man sich die Frage stellen, welche Ziele man mit aktiven Networking erreichen möchte. Sucht man Gleichgesinnte, die Interessen im privaten Bereich mit einem teilen? Oder ist man an beruflichen Kontakten interessiert, um beispielsweise einen fachlichen Austausch zu pflegen, jemanden in Führungsfragen, um Rat fragen zu können oder Förderer für den eigenen Karriereweg zu gewinnen?

Wenn man sich seiner kurzfristigen und langfristigen Ziele bewusst ist, kann der nächste Schritt zum Aufbau eines Netzwerks angegangen werden. Hier sollte man sich Gedanken dazu machen, welche konkreten Personen man ansprechen möchte, um Kontakte aufzubauen. Es gilt allerdings zu beachten, dass man nicht nur den eigenen Nutzen in den Vordergrund stellt, sondern auch bedenkt, welche "Qualitäten" man selbst anzubieten hat.

So gelingt der Start am besten

kununu: Wie fange ich am besten an?

Christian Richter: Ein guter Startpunkt, um ein Netzwerk aufzubauen, sind immer die bereits bestehenden persönlichen Kontakte aus dem privaten und beruflichen Umfeld. Eine gute Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen ist es, bei Bekannten einfach mal nachzufragen, ob sie jemanden kennen, der eine gewisse Expertise aufweist. Beispielsweise: „Kennst du nicht jemanden, der sich mit Onlinemarketing auskennt? Ich würde mich gerne zu Suchmaschinen-Optimierung mit einem Experten austauschen“.

Aber auch Veranstaltungen sind ein guter Treffpunkt, um neue Kontakte zu knüpfen. Es lohnt sich also, öfters mal auszugehen und berufliche Treffen wahrzunehmen. Hierbei sollte man offen für neue Begegnungen sein und auch selbst aktiv neue Personen ansprechen. Es ist wichtig, auf eine positive Ausstrahlung zu achten und möglichst selbstbewusst aufzutreten.

kununu: Small Talk oder mit der Tür ins Haus: Mit welcher Taktik knüpfe ich am besten Kontakte?

Christian Richter: Auf welche Art und Weise man ein Gespräch beginnt, sollte man situativ entscheiden. Welchen ersten Eindruck vermittelt die Person, die man ansprechen möchte? Tritt diese sehr selbstbewusst auf, kann man mit einer humorvollen Ansprache eher punkten. Gerade aus der Situation heraus, lassen sich häufig gute Themen für eine erste Ansprache ableiten. In der Pause eines Vortrags kann man fragen, wie der Redner bisher beim Gegenüber angekommen ist. Somit findet man leicht einen Einstieg in das Gespräch und merkt wie interessiert der oder die Andere an einem Gespräch ist.

Sobald eine Unterhaltung oder die Kontaktaufnahme zu verkrampft, zweckmäßig oder zielstrebig wirkt, kann das eine abschreckende Wirkung haben. Man sollte dementsprechend möglichst empathisch vorgehen. Außerdem braucht man Geduld, bis man tatsächlich ein großes Netzwerk von nützlichen Kontakten aufgebaut hat. Ein wichtiges Credo für ein gutes Networking lautet somit: geduldig sein, entspannt und selbstbewusst an Gespräche herangehen und sich immer positiv und engagiert präsentieren.

Das macht richtiges Netzwerken aus

kununu: Qualität oder Quantität: Auf was sollte mehr Wert gelegt werden?

Christian Richter: Es ist durchaus wichtig, dass man beim Netzwerken auf die Qualität der Beziehungen achtet. Im Zeitalter von Twitter, Facebook, Instagram, LinkedIn, XING und Co. ist es leicht, eine Vielzahl von Followern und Freunden um sich zu scharen und jede Menge Einträge auf seinen Kontaktlisten zu haben. Aber wahllos Name um Name, Kontakt um Kontakt aufzuführen, ist noch lange kein gutes Netzwerken.

Es sollte also nicht im Vordergrund stehen, dass man sich mit möglichst vielen Kontakten brüsten kann. Der Fokus sollte immer auf einem nachhaltigen Beziehungsaufbau liegen. Wobei man sein Netzwerk natürlich auch in Bereiche von wertvollen Netzwerkpartnern bis hin zu flüchtigen Bekanntschaften kategorisieren kann.

kununu: Ab wann zählt ein Kontakt überhaupt zu meinem Netzwerk?

Christian Richter: Hierfür gibt es natürlich keine festgelegten Regeln. Eine Festigung der Kontakte erreicht man am besten, wenn man erstmal selbst einen Nutzen für die neuen Netzwerkpartner erbringt. Man sollte demnach gut überlegen, welche Informationen wertvoll sein können, wie man Leute aus dem eigenen Netzwerk in Verbindung bringen kann oder welche anderen Möglichkeiten bestehen, um sich „beliebt“ zu machen. Denn darum geht es schließlich beim Networking.

Es gilt zudem in die regelmäßige Pflege der Beziehungen Zeit zu investieren. Gemeinsame positive Erlebnisse, wie beispielsweise ähnlichen Interessen nachzugehen, zusammen Sport zu treiben, Konzerte oder Ausstellungen zu besuchen oder entspannte Treffen, festigen die persönliche Bindung zueinander.

Online-Portal als Netzwerk-Unterstützung

kununu: Wie kann ich berufliche Online-Netzwerke für mich nutzen?

Christian Richter: In Deutschland haben sich vor allem XING und LinkedIn als berufliche Social Media Plattformen etabliert. Diese bieten unterschiedliche Möglichkeiten der Vernetzung. Es ist beispielsweise möglich sich in Foren mit anderen Mitgliedern zu den verschiedensten Themen auszutauschen oder in Netzwerkgruppen beizutreten, die Branchentreffen oder ähnliches umsetzten.

Die Pflege der Kontakte über diese Plattformen fällt besonders leicht und auch die Identifizierung möglicher Netzwerkpartner ist gut möglich. Man sollte sich allerdings im Vorfeld gut informieren, welche Spielregeln bei der Nutzung von Social Media Plattformen gelten.

Mit diesen 4 Tipps klappt das Netzwerken

1. Achte auf das Timing

Wichtig ist es, dass du dir gut überlegst, ob gerade der richtige Zeitpunkt ist, um die jeweilige Person anzusprechen. Führt sie gerade ein Gespräch oder wirkt sehr konzentriert oder in Gedanken versunken? Dann warte, bis sich ein besserer Zeitpunkt ergibt. Es ist bedeutend, dass die Unterhaltung auf einer angenehmen Ebene stattfindet und zwar für dich und für dein Gegenüber.


Praxistipp: Informiere dich bereits vor dem Event auf sozialen Netzwerken über die Person, mit der du gerne sprechen willst. Dann fällt das Ansprechen nur halb so schwer.


2. Pflege dein Netzwerk

Networken braucht seine Zeit und du wirst dein Netzwerk nach dem ersten Event, das du besucht hast, nicht um 20 neue Kontakt erweitern können. Es geht nicht darum, unzählige Anfragen auf einer Plattform zu versenden oder möglichst viele Visitenkarten einzusammeln und dann nie wieder etwas von den jeweiligen Personen zu hören. Wer erfolgreich Netzwerken will, muss kontinuierlich an seinen Kontakten arbeiten und diese auch pflegen.


Praxistipp: Auch die Mittagspause eignet sich gut dafür, dein Netzwerk auszubauen. Zeige Interesse an deinen Kollegen und Kolleginnen und baue Vertrauen auf.


3. Erst Geben, dann Nehmen

Die Devise für gutes Netzwerken lautet: Hilfst du mir, helfe ich dir. Du kannst nicht von Informationen und Know-How deines Netzwerkes profitieren, ohne selbst etwas zu geben. Sei also aufmerksam, wenn es darum geht, Hilfe zu gewährleisten und biete sie an, wenn du merkst, dass du etwas Gutes beitragen kannst. Sei dir sicher, wenn du Unterstützung brauchst, wirst du auf offene Ohren stoßen.


Praxistipp: Vergiss beim Kennenlernen nicht anklingen zu lassen, welche Fähigkeiten du hast und wie dein Netzwerkpartner davon profitieren könnte.


4. Weniger ist mehr

Es kommt nicht allein auf die Anzahl deiner Kontakte an, denn was vor allem ausschlaggebend ist, ist die Qualität deines Netzwerkes. Ein guter Kontakt ist wichtiger als hunderte, zu denen du keine echte Beziehung aufbauen kannst. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass ein Mensch den Umgang mit maximal 150 Personen intensiv pflegen kann. Bei 150 stoßen Menschen an eine Kapazitätsgrenze und können sich nicht mehr genau merken, wer die Leute sind, woher man sie kennt, geschweige denn, was sie so alles tun und mögen.[1]


Praxistipp: Achte darauf, welchen Background die Personen haben, mit denen du sprichst. Je unterschiedlicher die Fähigkeiten und das vorhandene Wissen, desto mehr profitierst du von deinem Netzwerk.


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Quelle:

[1] zeit.de