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Die Karriere-DNA: Wie vorbestimmt ist unsere Karriere?

Nein, in diesem Artikel geht es nicht um eine Karriere in der Biologie oder Genetik! Mit der menschlichen DNA im weiteren Sinne beschäftigen wir uns jedoch trotzdem. Denn wir wollen mit dir der Frage nachgehen, ob es eine Karriere-DNA gibt und inwiefern diese möglicherweise unseren Weg in der Arbeitswelt beeinflussen könnte.

Gibt es eine Karriere-DNA?

Die Idee, dass unsere berufliche Laufbahn durch eine Art Karriere-DNA vorbestimmt ist, klingt faszinierend. In gewissem Sinne ist es sogar beruhigend, denn folgt man dieser Idee, so liegen auch falsche Entscheidungen nicht in unserer Hand und können einfach durch das Schicksal oder unsere Genetik erklärt werden.

Doch wie viel Wahrheit steckt hinter dem Mythos Karriere-DNA? Daniel Belsky, Professor an der Duke University School Of Medicine, fand mit seinen Kolleg:innen in einer Studie heraus, dass man zumindest teilweise von einem genetischen Einfluss auf unsere berufliche Entwicklung sprechen kann. Der Verlauf der Karriere sei jedoch keineswegs ausschließlich Schicksal, sondern ein dynamisches Zusammenspiel aus sozialem Einfluss und der Genetik.

Für kein kleines Baby steht schon im Bauch der Mutter fest, ob es in Zukunft einmal einen PhD machen oder die Schule ohne Abschluss verlassen wird. Dennoch konnte nachgewiesen werden, dass sich beispielsweise hohe polygenetische Scores bei der Selbstkontrolle oder der Zusammenarbeit mit anderen positiv auf deine Karriere auswirken können. Rainer Riemann vom Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (BiZ) stellte zudem in seiner Forschung zum Thema fest, dass sich die genetische Ausstattung einer Person weniger stark auf deren Bildungserfolg als die Intelligenz auswirken würde.

Genetik und Jobzufriedenheit

Deine DNA kann nicht nur deinen beruflichen Erfolg an sich mitgestalten. Zusätzlich lässt eine aktuelle Studie vermuten, dass auch deine Jobzufriedenheit genetisch bedingt sein könnte. Darüber, wie glücklich oder unglücklich du in einer Stelle bist, entscheidet gemäß der Studienergebnisse zu 30 Prozent deine Genetik.

Fest steht: Das Forschungsfeld der Soziogenetik befindet sich noch ganz am Beginn seines wissenschaftlichen Potenzials. In den nächsten Jahren möchten Sozialwissenschaftler:innen beispielsweise untersuchen, inwiefern eine erfolgsversprechende Genetik sogar schlechte soziale Umstände oder schwierige Herkunftsverhältnisse ausgleichen können.

Diese Faktoren beeinflussen unsere berufliche Laufbahn

Wie sich deine Karriere kurz- und langfristig entwickelt, hängt nur teilweise von deinen genetischen Voraussetzungen ab. Zu den weiteren potenziell entscheidenden Aspekten gehören:

  • Bildung und Ausbildung: Der Zugang zu Bildungseinrichtungen, schulische Leistungen und weiterführende Qualifikationen beeinflussen maßgeblich deine beruflichen Möglichkeiten.
  • Soziales Umfeld: Familie, Lehrer:innen, Freund:innen oder andere soziale Kontakte prägen unsere Berufswahl oft stärker, als uns bewusst ist.
  • Wirtschaftliche Rahmenbedingungen: Der Arbeitsmarkt, technologische Entwicklungen und wirtschaftliche Trends entscheiden mit darüber, welche Karriere für dich realistisch und lukrativ ist.
  • Zufall und Gelegenheiten: Der Zufall spielt eine große Rolle! Fast die Hälfte aller Menschen haben ihre aktuelle Stelle nicht durch explizite Eigeninitiative, sondern durch Zufall gefunden.

Wichtig ist natürlich auch die Tatsache, dass du mit deinen individuellen Bedürfnissen den Grundstein für deine Karriere legst. Ist dir beispielsweise wichtig, dass dein Job in der Nähe deines gewohnten Wohnumfelds ist und du bist dafür bereit, beim Gehalt oder bei den Aufstiegsmöglichkeiten Abstriche zu machen? Dann verzichtest du zwar möglicherweise auf allgemein gesehen bessere Karrierebedingungen, priorisierst dafür aber dein persönliches Wohlbefinden im Job. Und dieses ist am Ende auch immer ein Erfolg.

Big-Five-Modell: Diese Rolle spielt deine Persönlichkeit

Die Big Five spielen nicht nur bei Safari-Tourist:innen eine große Rolle. In der Psychologie und Wirtschaft spricht man statt von Nashorn, Elefant und Co. von den Big Five der Persönlichkeit – bestehend aus Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Neurotizismus und Verträglichkeit. Und jeder dieser Punkte kann theoretisch großen Einfluss auf die Entwicklung deiner Karriere nehmen.

Gerade bei der Gewissenhaftigkeit konnten Forscher:innen schon mehrmals eine positive Korrelation mit beruflichem Erfolg nachweisen. Als gewissenhafter Mensch bist du motivierter, zufriedener und weist weniger kontraproduktives Verhalten auf als weniger gewissenhafte Arbeitnehmer:innen. Auch ein gewisses Maß an Offenheit und Extraversion lässt dich im Beruf in der Regel erfolgreicher werden. Neurotische Personen empfinden dagegen manche Situationen schneller als stressig und könnten so Nachteile im Job erfahren. All das spricht dafür, dass deine Gene und deine Persönlichkeit Auswirkungen auf deine Karriere mit sich bringen.

Wie viel Kontrolle haben wir über unsere Karriere?

Während die einen davon überzeugt sind, dass sie ihr Berufsleben gänzlich selbst bestimmen können, glauben andere an Vorbestimmtheit und das Schicksal. Wie viel aktiven Einfluss haben wir wirklich? Fakt ist: Äußere Faktoren können manchmal mehr Einfluss haben als persönliche Entscheidungen.

Glücklicherweise bleiben dir dennoch einige Wege, um deinen beruflichen Erfolg selbst in die Hand zu nehmen. Darunter fallen:

  • Selbstreflexion: Um zu beurteilen, was du für das Vorankommen im Job brauchst, musst du deine aktuelle Situation reflektieren und einordnen.
  • Gezielte Weiterbildung: Wer in seine Fähigkeiten investiert, kann sich neue Karrieremöglichkeiten erschließen.
  • Eigenmotivation: Versuch, am Ball zu bleiben! Nur, wenn du motiviert bist und phasenweise mehr für deine Weiterentwicklung tust, winkt im Job eine Belohnung.
  • Kommunikation: Besprich mit deiner Führungskraft, wie du dir den weiteren Verlauf deiner Karriere vorstellst. Setzt gemeinsame Maßnahmen fest.
  • Networking: Beziehungen zu den richtigen Menschen können Türen öffnen, die sonst verschlossen bleiben.
  • Flexibilität: Die Bereitschaft, sich an neue Bedingungen im Job anzupassen, hilft langfristig beim beruflichen Erfolg.

Nicht zu vernachlässigen: Das sogenannte Growth Mindset, also die Überzeugung, dass Fähigkeiten durch Anstrengung und Lernen verbessert werden können, hat einen entscheidenden Einfluss auf den beruflichen Erfolg. Es fördert nicht nur die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen, sondern auch deine Resilienz gegenüber Rückschlägen und deine kontinuierliche Weiterentwicklung im Arbeitsumfeld.

Berufliche Neuausrichtung: Wie flexibel bist du durch deine Gene wirklich?

Früher war es üblich, sein gesamtes Berufsleben in einer Branche oder sogar in einem Unternehmen zu verbringen. Mittlerweile bleiben Arbeitnehmer:innen in Deutschland durchschnittlich zehn Jahre bei einem Arbeitgeber. Viele von ihnen wechseln in ihrer beruflichen Laufbahn sogar gleich mehrmals den Job.

Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu, ob deine DNA dir einen Jobwechsel erschwert oder sogar erleichtert. Vielmehr dürften bestimmte persönliche Überzeugungen manche Arbeitnehmer:innen davon abhalten, in einer neuen Stelle durchzustarten. Darunter fallen beispielsweise die Angst vor einem Neuanfang oder einer Vorverurteilung aufgrund vermeintlicher Unbeständigkeit oder mangelnder Loyalität für ein Unternehmen.

Die Karriere-DNA ist nicht der einzige Erfolgsfaktor im Arbeitsleben

Eine festgelegte Karriere-DNA gibt es – wie oben bereits festgestellt – nicht. Dein Erfolg oder Misserfolg im Job hängt von einem Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren ab. Während genetische Anlagen und frühkindliche Prägungen eine gewisse Rolle spielen können, kommen deine persönlichen Entscheidungen ebenfalls hinzu. Genauso darf der Faktor Zufall in der beruflichen Entwicklung nicht vernachlässigt werden.

Wer im Arbeitsleben die eigenen Stärken erkennt, nutzt, sowie etwaige Schwächen durch Weiterbildung ausgleicht und Chancen aktiv ergreift, hat die Möglichkeit, die eigene Karriere in eine völlig neue Richtung zu lenken. Dann ist es auch gar nicht mehr so wichtig, von welchem ursprünglichen Punkt du gestartet bist.