So ruinierst du deine Karriere im Eiltempo

Bedingungslose Hingabe, jede Menge Überstunden und immer schön beim Chef schleimen: Wie man Karriere macht, wissen wir alle. Zumindest in der Theorie. Wie du deiner Karriere hingegen ein Ende bereitest, bevor sie überhaupt beginnt: Wir verraten's dir.

Sieh das Glas stets halb leer.

Gratis Cappuccino in der Kantine? Nett, aber mit dem Kaffee, den du auf deiner letzten Rucksacktour durch die Olivenhaine Sardiniens verkostet hast, kann diese Brühe nicht mithalten. Und die hart von der Gewerkschaft erstrittene Gehaltserhöhung? Davon kannst du dir das Ferienhaus am Gardasee auch nicht leisten. Egal ob der Firmenkühlschrank keine Eiswürfelfunktion hat, oder dein Chef dir verbietet, dir bereits jetzt sämtliche Brückentage bis 2030 zu sichern: Gib dir Mühe, auch in den kleinsten Dingen das Negative zu sehen und lass dir davon den Tag, die Woche, am besten aber deine gesamte Karriere ruinieren. Teile deinen Unmut auch mit Kollegen, Kunden, Vorgesetzten, Paketboten, Pförtnern... So ziehst du einen deutlichen Kreis des Verderbens um dich, der langfristig nicht nur dich, sondern auch all deine Mitmenschen demotiviert und frustriert. Wie ein Klotz aus Zement zieht dich deine negative Energie so beständig nach unten und verhindert deinen beruflichen Aufstieg.

Krieg dein Lästermaul nie voll genug.

Die Schmitt aus dem Vertrieb hat ihre Beförderung ihren horizontalen Talenten zu verdanken und der Hoffmann aus der Buchhaltung hat früher mal in Erwachsenenfilmen mitgespielt. Egal, ob wahr oder falsch, übertrieben oder völlig frei erfunden: Pflege in deinem Kopf ein illustres Album sämtlicher Eskapaden, Skandale und Anrüchigkeiten, die deine Kollegen verbrochen haben oder haben könnten, und du lass jeden daran teilhaben, ob er will oder nicht. Verbreite dein Halbwissen per Flurfunk, Newsletter oder ganz altmodisch als Flugblatt, gerne auch firmen- oder branchenübergreifend. Schrecke dabei auch nicht davor zurück, deine Vorgesetzten mit abstrusen Gerüchten zu bedenken. Du wirst sehen: Mit genügend Hingabe und ausreichend Einsatz machst du dir schnell einen Namen als Lästermaul und Giftmischer. Ein idealer Ruf für jeden, der lieber an den Karriereleitern anderer sägt, als selbst hinaufzuklettern.

Versprich alles und halte... nix.

Sicher kannst du die Aufgaben der drei kranken Kollegen erledigen und anschließend die schlampige Ablage der letzten fünf Jahre in Ordnung bringen. Und die tiefroten Zahlen der Firma noch eben im letzten Quartal ins Schwarze bringen? Alles kein Problem, Chef. Dass das alles gar nicht möglich ist? Weißt du selber. Wissen deine Kollegen. Und dein Chef, der ahnt es wahrscheinlich auch. Trotzdem solltest du stets das Unmögliche versprechen, unrealistische Erwartungen schüren und dich unter unnötigen Druck setzen, um am Ende immer wieder für eine bodenlose Enttäuschung zu sorgen. So signalisierst du unmissverständlich: Du bist ein unzuverlässiger Schwätzer, der viel verspricht und wenig hält. Deiner Karriere legst du damit gekonnt Felsbrocken in den Weg. Noch effektiver ruinierst du deinen Werdegang, indem du deine Misserfolge mit Lügenmärchen kaschierst. Ein paar Zahlen schönen hier, ein paar glückliche Kunden erfinden dort: Wenn dein Kartenhaus schließlich einstürzt, ist das Karriereaus so gut wie sicher.

Kultiviere deine Aufschieberitis im Endstadium.

Montag morgens direkt mit der Arbeit beginnen? Lieber nicht, immerhin hast du noch die ganze Woche vor dir. Ab Mittwochmittag solltest du dir schließlich eine wohlverdiente Pause von der Pause gönnen und spätestens ab Donnerstag lohnt es sich ohnehin nicht mehr, irgendetwas anzufangen. Besonders, wenn Kollegen von deinem Anteil an einem Projekt abhängen, solltest du dir ausgiebig Zeit dafür nehmen… erst mal deine Büroklammern nach Farbe, Größe und Spannkraft zu sortieren und deine Instagram-Follower mit kunstvoll arrangierten Fotos von deinem Arbeitsoutfit zu versorgen. #casualfriday #workhardshopharder
Können wichtige Deadlines nicht eingehalten werden, fällt das ganze letztendlich auf dich zurück und stärkt deine Reputation als pflichtvergessener Bummler und Taugenichts. So schiebst du ganz nebenbei auch eine mögliche Beförderung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag auf. Well done!

Bleib deinem Motto treu: „Kann ich nicht. Will ich nicht. Hilfe!“

Egal ob einschüchternde Mammutaufgabe oder Minitask: Jede neue Herausforderung sollte dir Kopf-, Bauch- und Gliederschmerzen bereiten und dich in einen völlig übertriebenen Zustand aus Panik und Schockstarre versetzen. Die Druckerpatrone auswechseln? Unmöglich. Vor deinem Urlaub eine Abwesenheitsnotiz hinterlegen? Dazu musst du erst mal alle anwesenden Kollegen befragen. „Ich kann das nicht, wie soll das gehen? Das funktioniert einfach nicht!“, sollte dein Wahlspruch sein, den du verinnerlichen und täglich wie ein Mantra herunterbeten solltest. So verbaust du auf deinem Karriereweg garantiert jegliche Chance auf eine verantwortungsvolle Position.