Tattoo im Job: Noch immer ein No-Go?

Rund 17 Prozent der Deutschen haben ein oder mehrere Tattoos - Ganz schön viele! Trotzdem gelten Tätowierungen im Job immer noch häufig als Tabu. Aber wie problematisch ist der dauerhafte Körperschmuck im Arbeitsleben wirklich? Welche Vorurteile herrschen? Darf dein Arbeitgeber dir Tattoos verbieten? Und gibt es eigentlich Berufsgruppen, bei denen offizielles Tattooverbot gilt? Finde es im folgenden Artikel heraus.

Tattoos im Job: Sind sie auch 2024 noch ein Problem?

Tattoo-Fans dürfen aufatmen! Unterschiedliche Studien haben herausgefunden, dass die Akzeptanz von Tattoos am Arbeitsplatz zunimmt. Die Universitäten Texas und Arkansas stellten beispielsweise fest, dass immer weniger Menschen Tätowierungen am Arbeitsplatz ablehnen. Außerdem ergab die Umfrage, dass selbst nicht-tätowierte Personen mittlerweile weniger Vorurteile gegenüber Tätowierten haben als früher. Ähnliche Ergebnisse können Forscher:innen aus Missouri vorweisen: In ihrer Befragung, die unter anderem auf das Aufdecken von Stereotypen gegenüber tätowierten Kolleg:innen im Job zum Ziel hatte, gaben 82 Prozent der Personen an, diesbezüglich keinerlei negative Vorurteile zu haben.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es trotzdem. Denn die beiden genannten Studien beziehen sich rein auf die gegenseitige Wahrnehmung von Mitarbeiter:innen mit und ohne dauerhafte Körperbemalung. Eine weitere Studie lässt darauf schließen, dass Angestellte mit Tattoos zumindest in Hotellerie und Tourismus von Gäst:innen schlechter behandelt werden als ihre nicht-tätowierten Kolleg:innen. Dabei kommt es jedoch stark auf die Größe, Farbe und Sichtbarkeit der Body Art an.

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Dürfen deine Tattoos im Job sichtbar sein?

In Artikel 2 Grundgesetz ist festgelegt: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt." Aber heißt das nun, dass du als Arbeitnehmer:in deinen Körper so verschönern kannst, wie es dir beliebt?

Teilweise. Unsichtbare Tattoos an Stellen, die im Arbeitsalltag von deiner Kleidung bedeckt werden, sind grundsätzlich deine Privatsache. Wieso auch nicht, denn schließlich können weder Kund:innen noch Kolleg:innen oder Führungskräfte sie sehen. Sofern dein Tattoo aber großflächig ist, sich im Gesicht befindet oder trotz T-Shirt erkennbar bleibt, sieht es etwas anders aus. Ob du damit aneckst, hängt beispielsweise von folgenden Fragen ab:

    • In welcher Branche arbeitest du? Ist dein Arbeitgeber eher modern oder konservativ eingestellt?
    • Bist du im Kund:innenkontakt tätig?
    • Welche Art von Tattoo hast du? Könnte dir das Motiv negativ ausgelegt werden?

Kann dein Arbeitgeber dir Tattoos verbieten?

Weder in Deutschland noch in Österreich und der Schweiz können dir private Unternehmen Tattoos einfach so verbieten. In keinem der drei Länder gibt es ein Gesetz, dass hier klare Regeln definieren würde. Aber: Die Arbeitgeber verfügen über das sogenannte Direktionsrecht. Sie können damit nach eigenem Ermessen Regeln rund um das Verhalten von Arbeitnehmer:innen am Arbeitsplatz aufstellen. Diese müssen allerdings gut begründet sein und ein berechtigtes Interesse haben.

Manche Unternehmen nutzen das Direktionsrecht, um Weisungen bezüglich Tattoos und Körperschmuck wie Piercings zu erlassen. Hältst du dich nicht an die Vorgaben, können im Job negative Konsequenzen entstehen. Bevor du einen Termin bei deiner Tätowiererin oder deinem Tätowierer vereinbarst, solltest du besser mit deiner Führungskraft abklären, ob das Motiv und die geplante Stelle in Ordnung sind.

Schon gewusst? Dein Arbeitgeber kann nicht nur Regeln zu Tätowierungen aufstellen. Er kann mit schlüssigen Argumenten auch eine allgemeine Kleiderordnung einführen, die noch weitreichender ist.

Polizei & Co. - Das sind Berufsgruppen mit offiziellem Tattooverbot

Arbeitgeber müssen stets das Persönlichkeitsrecht ihrer Mitarbeiter:innen im Blick haben. Unter Umständen können ihre Interessen hinsichtlich eines Tattooverbots mehr wiegen als dein Recht auf freie Entfaltung. Das ist in erster Linie im öffentlichen Dienst der Fall.

Bei der Polizei, im Militär oder sogar in der öffentlichen Verwaltung ist es wichtig, ein möglichst professionelles und neutrales Erscheinungsbild zu wahren. Die deutsche Bundeswehr begründet ihre strengen Vorgaben zu sichtbaren Tattoos damit, dass Soldat:innen "durch ihr Auftreten in Uniform und ihr korrektes Aussehen das Bild der Bundeswehr in der Öffentlichkeit und das Bild Deutschlands im Ausland" repräsentieren würden. Alle Körperbemalungen, darunter auch Henna- und Airbrush-Tattoos müssen theoretisch abdeckbar sein, sofern sich die Soldat:innen nicht im aktiven Einsatz oder beim Schwimmtraining befinden. Wie auch im Militär, müssen Tattoos bei der Polizei und in der öffentlichen Verwaltung unter anderem den folgenden Regeln entsprechen.

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Verbotene Motive

  • Motive von verfassungsfeindlichen Organisationen oder jene, die damit verwechselt werden könnten
  • Motive, die auf eine links- oder rechtsextreme Haltung schließen lassen
  • Motive mit diskriminierendem, sexistischem oder rassistischem Hintergrund
  • Gewaltdarstellungen

Abseits davon sind alle anderen Motive im öffentlichen Dienst theoretisch erlaubt, sofern sie den individuellen Vorgaben deines Dienstgebers entsprechen. Sprich bei Unsicherheiten - gerade, wenn es um die Verwechselbarkeit mit problematischen Darstellungen geht - mit deiner Führungsperson. Um für den Nachwuchs attraktiver zu werden, haben in letzter Zeit beispielsweise die bayerische und die österreichische Polizei ihre Regeln für Tattoos im Job gelockert. Während sich die Lockerungen in Bayern nur auf Tattoos auf den Unterarmen beziehen, erlaubt Österreich - sofern diese rechtskonform sind - Polizist:innen seit Ende 2023 alle sichtbaren Tattoos.

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Spannender Fakt

In Japan waren Tattoos über viele Jahre verpönt, weil früher fast ausschließlich die Angehörige der kriminellen Organisation Yakuza tätowiert waren. Erst langsam werden die Stigmatisierungen von Körperschmuck im ostasiatischen Land weniger. So normal wie in Europa sind Tattoos insbesondere am Arbeitsplatz aber noch lange nicht. Tattooverbote sind in staatlichen wie auch privaten Unternehmen weit verbreitet.

So können Tattoos deine Karriere beeinflussen

So viel ist klar: Mit sichtbaren Tattoos stichst du unter anderen Arbeitnehmer:innen hervor. Ist das nun positiv oder negativ? Dein Körperschmuck kann dich als Person individuell machen und lässt so manche:n Personaler:in möglicherweise Rückschlüsse auf deine kreative Persönlichkeit ziehen. Hast du im Beruf viel mit jungen Menschen zu tun, wirst du von ihnen vielleicht als besonders nahbar wahrgenommen. Und wer weiß, womöglich hat die oder der HR-Mitarbeiter:in bei deinem Bewerbungsgespräch ja ein Motiv von derselben Tätowiererin wie du und ihr schafft damit eine erste Verbindung.

Neben diesen positiven Aspekten kann deine Körperverschönerung auch im Jahr 2024 noch negativen Einfluss auf deine Karriere nehmen. Man könnte nun denken, dass das Gehalt oder die Einstellungsrate von tätowierten Personen schlechter abschneiden als bei Nicht-Tätowierten. Das stimmt allerdings erfreulicherweise nicht. In eher konservativen Ländern - und wahrscheinlich auch in konservativen Unternehmen - kann es jedoch sein, dass deine tatsächliche Leistung von anderen weniger wahrgenommen wird als dein tätowiertes Erscheinungsbild. Bei Beförderungen könntest du aus diesem Grund übergangen werden.

Klischee adé? Diese Vorurteile herrschen gegenüber Tätowierten immer noch

Die Gesellschaft wird lockerer und toleranter gegenüber Tattoos am Arbeitsplatz. Vorurteile und Klischees gibt es weiterhin. Diese beruhen nicht nur auf den persönlichen Vorlieben bestimmter Personen, sondern stehen in Verbindung mit kulturellen Normen und traditionellen Werten.

Vorurteile gegenüber tätowierten Personen im Job

  • Mangelnde Professionalität: Im Job muss man gewisse Erwartungen an das äußerliche Erscheinungsbild erfüllen. Zumindest war das jahrelang so. Nicht in allen Köpfen ist bis jetzt angekommen, dass Tattoos keineswegs auf einen Mangel an Professionalität schließen lassen.
  • Fehlende Neutralität: Wer tätowiert ist, ist Teil einer Subkultur und kann laut Klischee nicht neutral sein. Menschen mit Vorurteilen könnten denken, dass du bestimmte politische Einstellungen verfolgst und jene Kolleg:innen benachteiligst, die nicht deiner Gesinnung entsprechen.
  • Kriminalität: Schon mal gehört? Alle Tätowierten sind kriminell! Stimmt natürlich nicht, aber da Gefangene früher häufig Körperschmuck hatten, gibt es das Klischee dennoch.
  • Abschreckungsgefahr: Was sollen nur die Kund:innen denken? Manche Unternehmen verbieten Tattoos aus Angst davor, dass Kund:innen oder Klient:innen von deinem Erscheinungsbild abgeschreckt sein könnten.

Tattoo im Job: Ja oder Nein?

Ob du dich als Arbeitnehmer:in für oder gegen ein Tattoo oder eine sonstige Modifikation deines Körper entscheidest, ist und bleibt deine persönliche Entscheidung. Du musst nur im Hinterkopf behalten, dass deine Chancen auf manche Positionen oder auf eine Einstellung in bestimmten Unternehmen geringer werden könnten. Das muss aber nicht der Fall sein.

Wenn du das Für und Wider gegeneinander abgewogen hast und du dir sicher bist, das Tattoo dauerhaft am Körper haben zu wollen: Go for it! Immerhin nehmen die Stereotypen gegenüber Tätowierten sowieso stetig ab und dein Körperschmuck erregt irgendwann gar kein Aufsehen mehr.

Tipp: Du kannst anderen Arbeitnehmer:innen von deiner persönlichen Erfahrung mit deinem ehemaligen oder aktuellen Arbeitgeber ganz einfach und anonym auf kununu.com berichten.

Letztes Update: 7. Februar 2024