Job-Hopping: Nachteil oder doch Karriere-Push?

In einer Welt, in der immer weniger Menschen vom Eintritt ins Berufsleben bis hin zum Ruhestand im selben Unternehmen arbeiten, wird Job-Hopping immer häufiger. Was es mit dem Begriff auf sich hat, ob es sich dabei nur um einen vorübergehenden Trend handelt und welche möglichen Vor- und Nachteile Job-Hopper:innen haben? Das und mehr liest du jetzt.

Definition: Wann spricht man von Job-Hopping?

Beim Job-Hopping wechselt man innerhalb kurzer Zeit mehrmals die Stelle. Zweimal pro Jahr oder dreimal in fünf Jahren? Eine klare Definition dafür, wann deine häufigen Jobwechsel als Job-Hopping zählen, gibt es innerhalb der wissenschaftlichen Forschung noch nicht. Das heißt: Personaler:innen entscheiden aktuell individuell oder anhand einer Unternehmensvorgabe darüber, wann sie Bewerber:innen als Job-Hopper:innen einstufen. Dasselbe gilt dafür, ob das Hüpfen zwischen verschiedenen Arbeitsstellen eher positiv oder negativ wahrgenommen wird.

Job-Hopping: Trend oder neuer Standard?

Schnell aufeinanderfolgende Job- und Unternehmenswechsel werden in der modernen Arbeitswelt als Trend betrachtet. Schließlich sind für Arbeitgeber bei ihren Mitarbeiter:innen eine gewisse Sicherheit und Verlässlichkeit wichtig. Das ist vermutlich auch der Grund, warum 2024 durchschnittlich 42,8 Prozent der Arbeitnehmer:innen mehr als zehn Jahre für eine und dieselbe Firma tätig sind.

Fakt ist gleichzeitig: Weniger Arbeitnehmer:innen als früher (2012: 48,3 Prozent) binden sich ihr ganzes Arbeitsleben lang an ein Unternehmen. Wie eine von XING beauftragte Studie des Meinungsforschungsinstituts Apponio ergab, hat jede:r zweite:r Deutsche ihren oder seinen Job innerhalb der Probezeit oder des ersten Arbeitsjahrs gekündigt. Besonders die Generation Y - also Menschen, die in den 1980ern bis späten 1990ern geboren wurden - betrifft das Phänomen stark. Bei ihnen sind es sogar 58 Prozent, die in den ersten zwölf Monaten im neuen Job wieder gekündigt haben. Man kann also davon ausgehen, dass Job-Hopping längst kein Trend mehr ist. Es ist gekommen, um zu bleiben. Aber warum tun sich so viele Menschen den Stress an, wechseln oft ihre Jobs und machen immer wieder einen Neuanfang?

Die wichtigsten Gründe für häufige Jobwechsel

Ein Umzug, familiäre Gründe oder veränderte Lebensumstände können einen Jobwechsel nötig machen. Sie sind aber nur sehr selten die Ursachen für Job-Hopping. Denn wer in kurzer Zeit mehrmals eine neue Stelle annimmt, kann das wohl kaum mit ständigen Wohnortwechseln begründen. Job-Hopping hat in der Regel eher mit Arbeitsunzufriedenheit zu tun. Unzufriedenheit ist dabei als übergeordneter Begriff zu verstehen, weil darunter viele einzelne Gründe für eine Kündigung fallen. Welche das sind?

Ursachen für Job-Hopping

  • Gehaltsunzufriedenheit
  • Schlechte Team- oder Unternehmenskultur
  • Unzufriedenheit mit der Führungskraft
  • Mangelnde Wertschätzung
  • Langweilige oder unterfordernde Aufgaben
  • Stress und häufige Überstunden
  • Schlechte Arbeitsbedingungen
  • Persönliche Unzufriedenheit, beispielsweise mit dem gewählten Beruf

Auch in einer neuen Stelle kann es sein, dass du nicht das findest, was du suchst. Das mag auch daran liegen, dass fast 40 Prozent der HR-Manager:innen bei einer Umfrage zugaben, dass sie Kandidat:innen hinsichtlich der Arbeitsbedingungen anlügen würden. Du denkst dann, dass du in diesem Unternehmen endlich glücklich werden könntest, wirst es aber nicht. Wieder und wieder steht ein unfreiwilliger Jobwechsel an, weil deine Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Was dir vor einer Bewerbung zumindest bei der Beurteilung deiner tatsächlichen Übereinstimmung mit der Arbeits- und Unternehmenskultur eines Arbeitgebers helfen kann? Der Cultural Fit.

Mehr Gehalt für Job-Hopper:innen?

Ein Stellenwechsel bringt Arbeitnehmer:innen mehr Gehalt und Job-Hopping kann durchaus finanziell lukrativ sein. Das wurde unter anderem von der Unternehmensberatung McKinsey nachgewiesen. Diese gibt in ihrer Studie "Human Capital At Work: The Value Of Experience" an, dass deutsche Berufstätige in einem neuen Job ungefähr 30 Prozent mehr als vorher verdienen. Es seien theoretisch sogar noch größere Gehaltssprünge bis 46 Prozent drin. Also ran an die Stellenrecherche und Bewerbungsunterlagen ausschicken? Nicht unbedingt.

Die mögliche Gehaltssteigerung hat mit deinen künftigen Aufgaben, den geforderten Spezialfähigkeiten und den Verantwortungsbereichen zu tun. Nur, wer sich hier im Vergleich zur bisherigen Stelle steigert, erhöht laut der Studie im Umkehrschluss das Gehalt. Fraglich bleibt demnach, ob du dir als Job-Hopper:in in kurzer Zeit die nötigen Skills und die Erfahrung für solche besser bezahlten Jobs aneignen kannst. Warten kann sich - im wahrsten Sinne des Wortes - lohnen.

Positiv und negativ: Mögliche Folgen von Job-Hopping

Job-Hopping kann im Allgemeinen nicht ausschließlich positiv oder ausschließlich negativ beurteilt werden. Die möglichen beruflichen Konsequenzen sind vielmehr ein komplexes Zusammenspiel aus individuellen Vor- und Nachteilen. Was für die einen schwerwiegend ist, kann für die anderen völlig unproblematisch oder sogar gut sein. Welche positiven Folgen können für Arbeitnehmer:innen aus häufigen Stellenwechseln entstehen? Ein Überblick:

Positive Folgen von Job-Hopping

  • Befreiung aus toxischem Arbeitsumfeld: Neuer Job, neue Chance. Dein Stellenwechsel kann dafür sorgen, dass du tief durchatmen kannst und endlich bessere Arbeitsbedingungen bekommst.
  • Gehaltssteigerung: Geschickte Jobwechsel können großen Einfluss auf deinen Lohn haben und deine finanzielle Situation verbessern.
  • Unterschiedliche Aufgabenfelder: Endlich mal etwas anderes! Als Job-Hopper:in bekommst du regelmäßig Abwechslung und kannst dich in andere Aufgaben einarbeiten.
  • Persönliche und berufliche Horizonterweiterung: Mit deiner Arbeit in unterschiedlichen Unternehmen erhältst du jedes Mal eine neue Sichtweise. Außerdem erlernst du Skills, die du womöglich in einem besser bezahlten Job brauchen kannst.
  • Kontakte in unterschiedlichen Unternehmen: Berufliche Kontakte können Türen öffnen. Job-Hopper:innen lernen durch ihre Jobwechsel immer wieder andere Menschen kennen.

Schlechte Chancen im Bewerbungsprozess ist nur einer der Nachteile, die Job-Hopper:innen bedenken müssen - obwohl es natürlich meist die wichtigste Folge ist. Das sind die negativen Konsequenzen in der Übersicht:

Negative Folgen von Job-Hopping

  • Schlechter Einfluss auf Bewerbungschancen: Personaler:innen wollen Stellen langfristig besetzen. Du brauchst gute Argumente, um sie davon zu überzeugen, dass du in ihrem Job länger bleiben willst. Ansonsten bekommt die Konkurrenz ein Angebot.
  • Gefühlte Unverlässlichkeit: Wer ständig einen anderen Job hat, kann auf Außenstehende unbeständig wirken - auch dann, wenn die Jobwechsel einen berechtigten Grund haben.
  • Fehlende Expertise: Ja, du hast in vielen Bereichen gearbeitet. Aber Job-Hopping birgt das Risiko, aufgrund der Kürze der Anstellung in keinem Bereich fundierte Expertise aufbauen zu können.
  • Psychischer Stress: Berufliche Neuanfänge kosten Energie. Nie zu wissen, wie lange man in einem Unternehmen bleibt, kann inneren Stress verursachen.

Bewerbung: So erklärst du deine zahlreichen Jobwechsel

Hast du das Gefühl, dass deine Stellenwechsel in den letzten Jahren etwas zu viel geworden sind, bist aber trotzdem wieder auf der Suche nach einem neuen Job? Wie du dein Job-Hopping am besten erklärst - oder nicht erklärst -, hängt in erster Linie von deiner Persönlichkeit und der Unternehmenskultur deines potenziellen Arbeitgebers ab.

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Own it!

Geeignet für:

... Menschen, die:

  • extrovertiert sind,
  • mutig sind,
  • selbstbewusst sind,
  • besonders selbstreflektiert sind

... Unternehmen, die:

  • eine moderne Unternehmenskultur haben,
  • Bewerbungsunterlagen individuell ansehen,
  • einen offenen Umgang mit Fehlern pflegen.

Ja, du hast ständig deine Jobs gewechselt. Ja, ja und nochmals ja! Als Person, die Job-Hopping "ownt" - also für sich nutzt -, gehst du sehr offen mit deiner beruflichen Vergangenheit um. Du weist proaktiv darauf hin, legst womöglich sogar den Finger in die Wunde und machst klar: Dir sind deine häufigen Jobwechsel bewusst und du hast etwas durch das Job-Hopping gelernt.

Seien es nun eine bestimmte Branche oder ein spezielles Aufgabenfeld, was du dir jetzt wünschst: Betone am besten, wie dir deine bisherigen Stellen bei der Selbstreflexion geholfen haben und was deine beruflichen Ziele sind.

Andere Bewerber:innen-Typen schlagen lieber leisere Töne an. Sie erwähnen ihre Jobwechsel zwar, benennen diese aber nicht gleich als Job-Hopping.

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Ordne die Jobwechsel ein!

Geeignet für:

... Menschen, die:

  • besonders selbstreflektiert sind,
  • ihre Gründe für mehrere Stellenwechsel gut erklären können,
  • wissen, was sie in Zukunft wollen,
  • ihre Bewerbungschancen erhöhen wollen.

... Unternehmen, die:

  • eine moderne bis eher konservative Unternehmenskultur haben,
  • deine Bewerbungsunterlagen individuell beurteilen.

Sofern du eine gute Begründung für dein Job-Hopping hast oder klarstellen kannst, worin du deine langfristige berufliche Zukunft wirklich siehst, kannst du deine bisherigen Entscheidungen in deiner Bewerbung kurz und knapp einordnen. Ein, zwei Sätze können schon reichen, um der Leserin oder dem Leser deiner Unterlagen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Bleib dabei immer ehrlich und übertreibe nicht.

Unter Umständen kann es für dich als Bewerber:in angenehmer sein, dein bisheriges Job-Hopping in deinen Bewerbungsunterlagen einfach zu verschweigen.

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Verschweige dein Job-Hopping!

Geeignet für:

... Menschen, die:

  • weniger selbstbewusst sind,
  • Angst vor negativen Reaktionen haben,
  • den Grund für ihr Job-Hopping (noch) nicht genau definieren können oder wollen.

... Unternehmen, die:

  • keine direkte Bindung zu ihren Mitarbeiter:innen haben,
  • Bewerbungen nicht individuell screenen,
  • mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben.

Ist beispielsweise ein toxisches Arbeitsumfeld schuld an deinem wiederholten Stellenwechsel? Oder geht es sowieso nur um einen kurzfristigen Job, für den dringend Personal gesucht wird? Beides könnte neben der Angst vor negativen Reaktionen zu den Gründen gehören, warum du deine Jobwechsel lieber nicht erwähnen möchtest.

Das ist auch vollkommen legitim. Wäge jedoch genau ab, ob du die Chance nicht lieber doch nutzen willst, um das Job-Hopping in deiner Bewerbung einzuordnen. Manche HR-Mitarbeiter:innen fragen sonst im Vorstellungsgespräch genauer nach. Spätestens dafür solltest du dir eine Erklärung zurecht gelegt haben.

Das klassische Berufsleben ist nicht für alle passend

Wenn du auf der Suche nach deinem beruflichen Glück von Job zu Job hüpfst, könnte es sein, dass dein erlernter Beruf nicht der richtige für dich ist oder du dich als Angestellte:r nicht wohlfühlst. Um das für dich und deine individuelle Situation besser einschätzen zu können, kannst du dir diese Fragen stellen:

  • Aus welchem Grund suchst du gerade einen neuen Job?
  • Was erhoffst du dir von einer anderen Stelle?
  • Welche beruflichen Träume hast du? Was brauchst du, um sie ausleben zu können?
  • Wie definierst du Arbeitszufriedenheit für dich?

Die Selbstreflexion kann dir zum einen bei der Suche nach dem perfekten Job für dich helfen. Zum anderen kann sie aber Aufschluss darüber geben, ob du überhaupt in das klassische Berufsleben mit einer Festanstellung passt.

In Deutschland waren 2022 beispielsweise 3,6 Millionen Menschen selbstständig. Nur etwas über die Hälfte der Deutschen gaben weiter an, dass sie in ihrem erlernten Beruf arbeiten. Vielleicht brauchst du die gewisse Unabhängigkeit oder Flexibilität der Selbstständigkeit. Vielleicht ist es ein ganz anderes Berufsfeld, das dein Herz höher schlagen lassen würde. Vielleicht ist es aber auch genau die dritte Stelle in zwei Jahren, die du dir bei deinen Recherchen zu einem neuen Job ausgesucht hast, die dich endlich glücklich machen wird.

Du wählst deine berufliche Zukunft selbst. Job-Hopping kann für dich zwar zum Nachteil werden. Wichtig ist aber, das Hüpfen von Stelle zu Stelle bis zu einem gewissen Grad als Teil des persönlichen und beruflichen Wachstums zu begreifen und dennoch stets zu reflektieren. Auf das so erlangte Wissen kannst du deine künftigen Entscheidungen aufbauen, um deine Arbeitszufriedenheit zu steigern.

Letztes Update: 29. Januar 2024