Weiterbildung in der Krise: Warum jetzt der beste Zeitpunkt ist

Die Ausbreitung des Coronavirus hat große Auswirkungen auf unseren Alltag. So finden immer mehr Tätigkeiten virtuell in den eigenen vier Wänden statt – und auch Weiterbildungsangebote sind dabei keine Ausnahme. Welche Formen der Fortbildung sich für welche Bedürfnisse eignen und warum Arbeitgeber auch in Zeiten der Krise nicht darauf verzichten sollten ihren Mitarbeitern Weiterbildungen zu ermöglichen, erklärt Birthe Kretschmer, Geschäftsführerin der ZEIT Akademie, im Interview.

kununu: Was genau bietet ihr als ZEIT Akademie an?

Birthe Kretschmer: Wir sind Partner für digitale Weiterbildung. Das heißt, wir liefern Unternehmen Inhalte, die sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stellen können. Digitale Weiterbildung umfasst Text- und Bildinhalte sowie Audio- und Videokurse oder eine Mischung aus diesen Medien. Wir setzen für unser Weiterbildungsangebot weitgehend auf Videokurse, weil diese in Kombination mit interaktiven Elementen wie Aufgaben und Quizzes sehr gute Lernergebnisse ermöglichen.

Unsere Inhalte können außerdem individuell auf unsere Kunden und deren Situation angepasst werden. Wenn künstliche Intelligenz zum Beispiel ein spannendes Thema in einer Firma ist, können unsere Lerninhalte durch zusätzliche Inputs ergänzt werden, um auf die konkreten Bedürfnisse und Themenfelder im Unternehmen einzugehen. Der Vorteil liegt neben der individuellen Aufbereitung vor allem in der Ersparnis von Ressourcen, die sonst intern für Weiterbildungen aufgewendet werden müssen.

kununu: Welche Form der Weiterbildung eignet sich für welche Bedürfnisse?

Kretschmer: Wenn Unternehmen vor der Frage stehen, welche Form der Weiterbildung für sie die richtige ist, sollte das Ziel der Maßnahmen immer im Fokus stehen. Ganz unternehmensspezifische Themen können Arbeitgeber natürlich intern machen. Nehmen wir als Beispiel ein produzierendes Unternehmen, das weltweit Werke betreibt, jedoch beherrschen dort nur eine Handvoll Mitarbeiter eine bestimmte Technik. Wenn es darum geht, fachliches Wissen zu teilen, kann es an dieser Stelle intern gut weitergegeben und vermittelt werden. Steht aber eine Weiterbildung zu übergeordneten Themen im Fokus, wie Führung, Digitalisierung, Kommunikation oder Organisationsentwicklung, dann kann es wiederum sinnvoll sein, Inhalte von Experten einzukaufen und sie dann individuell anzupassen.

Außerdem kann eine Unterscheidung nach Kurz- und Langformaten bei der Suche nach der richtigen Weiterbildung hilfreich sein. Kurzformate wie Webinare dauern eine bis eineinhalb Stunden, in denen Teilnehmerinnen und Teilnehmern Impulse für Themen gegeben werden. Wir haben erst kürzlich ein Webinar zum Thema "Plötzlich Homeoffice" erstellt und sehen, dass die Teilnehmenden sehr viele Fragen haben und diese von unseren Expertinnen und Experten auch gut beantwortet werden können. Kurzformate eignen sich daher, um einen Einblick in neue Themen zu bekommen. In weiterer Folge können Mitarbeiter dann gemeinsam mit der Personalentwicklung sehen, in welchen Bereichen ein tieferes Einsteigen und mehr Informationen sinnvoll sind. Und hier kommen dann Langformate, wie unsere umfangreichen Onlinekurse, ins Spiel.

kununu: Welche Kurse sind gerade besonders gefragt?

Kretschmer: Aktuell bemerken wir im Bereich von psychologischen Themen wie Führung eine erhöhte Nachfrage. Zum Beispiel unser Kurs “Digital Leadership”. Unser Angebot geht allerdings über die neuen Herausforderungen rund um remote Führung hinaus, denn Weiterbildungen in diesen Themenbereichen sind unabhängig von der aktuellen Situation. Ein Verständnis für meine Teammitglieder und ihre Bedürfnisse brauche ich nicht nur, wenn alle im Homeoffice sind. Und doch liegt hier ein großer Vorteil: Wenn Führungskräften bewusst ist, was ihren Mitarbeitern wichtig ist und was sie motiviert, kann das in der aktuellen Situation sehr förderlich sein. Aber auch Kurse zu Achtsamkeit und Resilienz oder Digitalisierungsthemen sind sehr gefragt – und das momentan noch mehr als sonst.

kununu: Welche Skills könnte man jetzt verbessern, die auch zukünftig immer wichtiger werden?

Kretschmer: Aus Mitarbeiterperspektive könnten Themen aus dem Bereich, den wir Persönlichkeit nennen, spannend sein. Darunter fallen die bereits genannten Kurse zu Achtsamkeit und Resilienz, also die Fähigkeiten, in sich zu gehen und schwierige Situationen zu überstehen. Gerade jetzt, wo die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem noch stärker verschwimmen. Außerdem könnten Skills und Methoden für agiles Arbeiten für viele interessant sein. Fragestellungen könnten hier zum Beispiel sein: Wie organisiere ich mich oder wie führe ich in Krisenzeiten? Im Rahmen dieser Weiterbildungen stehen Methoden für die Zusammenarbeit im Team im Mittelpunkt.

Wir bieten mit dem Kurs "Psychologie der Führung" außerdem Weiterbildungen speziell für Führungskräfte an. Einer unserer Experten, Prof. Niels van Quaquebeke, thematisiert hierbei eine sogenannte Opferbereitschaft von Vorgesetzten. Dieser Begriff wirkt auf den ersten Blick sehr stark und könnte auch negativ assoziiert werden. Diesen Ansatz sehe ich aber gerade jetzt als sehr wichtig an. Denn es geht vor allem um das aktive Zuhören und das Zurücknehmen der eigenen Person, um Raum für das Team und die Mitarbeitenden zu schaffen. Ich merke auch selbst, dass das für mich als Führungskraft noch wichtiger geworden ist.

kununu: Bieten manche Unternehmen ihren Mitarbeitenden eher Weiterbildungen als andere?

Kretschmer: Erfahrungsgemäß kann ich sagen: Weiterbildung ist für alle möglich und findet auch in den verschiedensten Bereichen statt. Vom mittelständischen Unternehmen im Produktionsbereich bis zum digitalen Großkonzern, ausschlaggebend ist weder Unternehmensgröße noch Branche, sondern die Lernkultur. Oftmals sind Firmen, die vielleicht von außen nicht wahnsinnig innovativ wirken, sehr innovativ in ihrer Mitarbeiterentwicklung und treiben diese auch sehr stark voran – und andersrum.

Entscheidend ist, welche Rolle Weiterbildung im Unternehmen und vor allem in der Führungsebene spielt. Welcher Stellenwert der Thematik innerhalb einer Firma zukommt, bemerkt man gerade in Krisenzeiten. Früher wurde oft im Bereich Weiterbildungen eingespart. Hier sollten sich Unternehmen aber bewusst machen, welche Wirkung das auf ihre Mitarbeitenden hat und wie solche Maßnahmen wahrgenommen werden.

kununu: Warum sollten Unternehmen auch oder gerade in Zeiten der Krise auf Weiterbildungen setzen?

Kretschmer: Die derzeitige Situation stellt die Vorteile von digitaler Weiterbildung noch einmal stärker in den Vordergrund. Zum einen fallen Komponenten weg, die bislang für Lernen in Präsenz gesprochen haben, wie der persönliche Kontakt, der nicht stattfinden kann. Aber ebenso treten Faktoren in den Hintergrund, die viele vielleicht oft daran gehindert haben, sich gezielt Zeit für eine Weiterbildung zu nehmen. E-Learning kann außerdem sehr flexibel eingesetzt werden und es besteht die Möglichkeit, sich genau die Themen herauszupicken, die für die jeweiligen Mitarbeitenden und Unternehmen gerade relevant sind.

Durch digitale Lerninhalte kann Weiterbildung auch kostengünstiger gemacht werden. Unternehmen sollten sich hier umsehen, was für sie möglich und sinnvoll ist. Wir haben aktuell ein Angebot für Unternehmen, unsere Kurse drei Monate lang kostenlos zu testen. Wir merken, dass die Nachfrage auf jeden Fall gegeben ist und dass viele Arbeitgeber erkannt haben, dass der Zeitpunkt günstig ist und ihn auch wirklich nutzen möchten. Denn Weiterbildung ist ein wichtiger Faktor, der nicht zuletzt auf die Employability, also die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeitenden, einzahlt. Für Unternehmen ist jetzt ein großer Moment gekommen, um sich auch in diesem Bereich um ihre Mitarbeitenden zu kümmern und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen.

Über die Interviewpartnerin

Birthe Kretschmer ist Geschäftsführerin der ZEIT Akademie und treibt mit ihrem Team die digitale Weiterbildung voran. Im Fokus stehen dabei Themen der Digitalisierung und der Führungskräfteentwicklung. Denn Künstliche Intelligenz wirft auch für Unternehmen und deren Management grundsätzliche Fragen auf. Seit mehr als zehn Jahren begleitet und berät Birthe Kretschmer Unternehmen im digitalen Wandel, u.a. als Head of Publishing Management bei Territory, dem Marktführer für Content Communication, sowie als international tätige Beraterin für Verlage.

14. April 2020