Work-Life-Balance – wie du es schaffst, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen

Work-Life-Balance – seit einigen Jahren ist dieser englischsprachige Begriff auch im deutschen Sprachraum zu einem Buzzword geworden. Und das ist gut so: In unserer schnelllebigen, digitalisierten Zeit verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben immer stärker. Die berufliche Kommunikation findet längst nicht mehr nur über E-Mail statt, Messenger-Dienste werden auch übers (persönliche) Handy genutzt. Das hat viele Vorteile – zum Beispiel, dass viele Arbeitnehmer:innen nicht mehr zwingend von 9 bis 18:00 vor dem Rechner im Büro sitzen müssen, sondern sich ihre Zeit flexibler einteilen können. Auf der anderen Seite hat die Arbeitszeit kein natürliches Ende, auch wenn man den Lap-Top zuklappt und die Bürotür hinter sich schließt. Das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen, kann einen großen Stressfaktor darstellen. Während der Corona-Pandemie hat die Zahl der Burn-Out-Fälle zugenommen. Grund dafür waren nicht nur die generelle Unsicherheit und eine unbestimmte Zukunftsangst. Viele Menschen haben während der langen Zeit im Home-Office ihre Work-Life-Balance verloren. 

Work-Life-Balance: Definition

Der Duden beschreibt den Begriff der Work-Life-Balance als „ausgewogenes Verhältnis zwischen beruflichen Anforderungen und privaten Bedürfnissen einer Person“. Work-Life-Balance ist hergestellt, wenn eine Person den Anforderungen ihrer Karriere und den Anforderungen ihres Privatlebens gleichermaßen Priorität einräumt beziehungsweise einräumen kann. Denn unsere Work-Life-Balance wird nicht nur durch uns selbst beeinflusst, sondern vor allem durch äußere Faktoren. Damit geht das Thema jede:n von uns etwas an: Berufstätige Personen, die es sich wünschen, eine Ausgeglichenheit zwischen Beruf und Privatleben zu erreichen und Vorgesetzte und Unternehmen, die die Möglichkeiten dafür schaffen müssen. Auf der anderen Seite ist Work-Life-Balance kein allgemein gültiges Konzept: Eine gute Work-Life-Balance sieht für jeden Menschen anders aus.

Warum ist eine gute Work-Life-Balance wichtig für die persönliche Gesundheit?

Wer das Gefühl hat, weder dem Beruf noch dem Privatleben gerecht werden zu können, setzt sich unter Druck und ist gestresst. Langfristig kann sich dieser kontinuierliche Stress negativ auf unsere Psyche auswirken, im schlimmsten Fall droht ein Burn-Out. Ausgeglichenheit zwischen Beruf und Privatleben fördert das psychische Wohlbefinden und trägt damit auch zu unserer physischen Gesundheit bei. Wer eine gute Balance findet zwischen Arbeit und Freizeit, ist leistungsfähiger, motivierter und ruht eher in sich selbst – die besten Voraussetzungen für ein erfülltes Privatleben und eine erfolgreiche Karriere. 

Aus diesen Erläuterungen wird klar: Eine gute Work-Life-Balance ist nicht nur im Sinne der Arbeitnehmer:innen, sondern auch im Sinne der Unternehmen: Ausgeglichene Mitarbeiter:innen sind motivierter und leistungsfähiger – und damit weniger häufig krank und tendenziell zufriedener im Job. Gottseidank haben viele Unternehmen den wirtschaftlichen Faktor der Work-Life-Balance erkannt und ergreifen entsprechende Maßnahmen, um die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter:innen zu fördern.

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Wie schaffe ich eine ausgeglichene Work-Life-Balance in meinem Berufsalltag? Fünf Tipps

Jeder Mensch ist anders, dies trifft auch bei der Wahrnehmung einer ausgeglichenen Work-Life-Balance zu. Auch die aktuellen Lebensumstände und die familiäre Situation spielen eine große Rolle: Wer im ersten Job durchstarten will und seine Karriere noch vor sich hat, hat andere Bedürfnisse an eine gesunde Work-Life-Balance als junge Mütter und Väter, die neben dem Job Haushalt und Kindererziehung schmeißen müssen. Die perfekte Work-Life-Balance ist also eine sehr individuelle Sache – und sie ändert sich im Laufe des Lebens. Doch es gibt ein paar generelle Tipps, die dir dabei helfen, deine persönliche Work-Life-Balance zu definieren.

1.: Setze Grenzen

Versuche, deinen Job und dein Privatleben voneinander zu trennen. Wenn du arbeitest, konzentrierst du dich auf deinen Job – in der Freizeit konzentrierst du dich auf deine Familie, deine Freund:innen, dich selbst. Das muss nicht bedeuten, dass du einen wichtigen beruflichen Anruf nicht auch mal in der Freizeit annimmst, wenn es die Ausnahme bleibt. Nimm dir die Freiheit, dich in deiner Freizeit nicht auf berufliche Dinge zu konzentrieren, sondern abzuschalten. Oft hilft es sogar, wenn du eine berufliche Herausforderung in deinem Kopf „parkst“ und sie am kommenden Tag mit frischen Gedanken beleuchtest. Grenzen setzen bedeutet auch, das (Arbeits-) Handy einfach mal zur Seite zu legen und auf stumm zu schalten. 

2.: Definiere deine Prioritäten

Im hektischen Arbeitsalltag ist es nicht immer möglich, alle Aktivitäten unterzubringen. Stelle dir die Frage, welche Dinge dir besonders wichtig sind, und konzentriere dich auf diese. Das kann auch mal bedeuten, dass du eine Verabredung absagst, weil es deiner Work-Life-Balance besser tut, wenn du dich einfach daheim entspannst. Oder dass du dich in einer wichtigen Phase voll auf deinen Job konzentrierst und dich in einer ruhigeren Phase wieder deinen Hobbies widmest. Wichtig ist, dass du die Dinge selbst in der Hand hast und dich nicht von äußeren Erwartungen lenken lässt. 

3.: Plane deine Zeit

Ein gutes Zeitmanagement ist nicht nur im Job wichtig – wenn du deine Freizeit vorausschauend planst und dir am Anfang einer Woche überlegst, welche Dinge du für dich und deine Erholung unternehmen möchtest, profitiert deine Work-Life-Balance. Für Familien mit Kindern bietet sich ein entsprechender Planer an, in dem Termine und Verabredungen für alle übersichtlich festgehalten werden können.

4.: Sei nicht zu streng mit dir

Das beste Zeitmanagement ist nicht gewappnet gegen ungeplante Vorkommnisse, die deine Planung über den Haufen werfen. Das wichtige Meeting wird verschoben, die beste Freundin ist unerwartet in der Stadt, der Kunde verschiebt unerwartet die Deadline. Im Sinne deiner Work-Life-Balance hilft es, in solchen Situationen ein gewisses Maß an Flexibilität und Gelassenheit an den Tag zu legen und dich nicht von deiner eigenen Planung unter Druck setzen zu lassen. 

Was können Unternehmen tun, um eine bessere Work-Life-Balance zu schaffen?

Klar ist: Zu einer funktionierenden Work-Life-Balance gehören zwei Seiten: Du als Angestelle:r muust das Konzept für dich verinnerlicht haben, aber dein Arbeitgeber muss die Voraussetzung für eine gesunde Work-Life-Balance seiner Mitarbeiter:innen schaffen. Es ist positiv, dass immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie von der Priorisierung der Work-Life-Balance profitieren: Für ein gutes Gehalt und eine tolle Position nehmen immer weniger Personen übermäßigen Druck und Stress in Kauf. Unternehmen, die es ihren Leuten ermöglichen, Familie und Karriere in Einklang zu bringen, gelten als attraktive Arbeitgeber. Die gelebte Work-Life-Balance eines Unternehmens ist ein wichtiger Faktor für die Unternehmenskultur. Aus diesem Grund ist die Work-Life-Balance eine der vier Dimensionen des kununu-Kulturkompass, mit dem die Kultur in Unternehmen analysiert wird. Unter dem Reiter „Firmenkultur“ kannst du dir für jedes auf kununu bewertete Unternehmen über den Stellenwert der Work-Life-Balance informieren.  

Es gibt unzählige Maßnahmen, mit denen Unternehmen die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter:innen fördern können. Wir haben hier die gängigsten aufgelistet:

1.: Flexible Arbeitszeit ermöglichen

Noch vor wenigen Jahren war in den meisten Jobs eine Präsenz von 9 bis 18 Uhr nötig. Ein solch striktes Regiment macht es schwer möglich, sich auf andere Dinge neben dem Job zu konzentrieren. Immer mehr Unternehmen bieten flexible Arbeitszeiten an. Mitarbeiter:innen können bis zu einem bestimmten Grad ihre Arbeitszeit selber planen und sie so an ihre Bedürfnisse anpassen. Einige Arbeitgeber ermöglichen es auch, die Wochenarbeitszeit vorübergehend zu reduzieren.

2.: Home-Office / Mobile-Office anbieten

In diesem Punkt haben sich viele Unternehmen während der Corona-Epidemie zwangsweise weiterentwickeln müssen. Wer ein krankes Kind daheim hat, einen Handwerker erwartet oder sich einfach auf eine Aufgabe konzentrieren möchte ohne von den Kolleg:innen abgelenkt zu werden, profitiert von einem Home-Office-Angebot. Nach der Corona-Epidemie haben viele Unternehmen wieder Präsenztage im Büro eingeführt, aber dennoch sind feste Home-Office Tage für die meisten Unternehmen weiterhin selbstverständlich. 

3.: Innovative Technologien nutzen

Es gibt immer mehr Tools, die Kollaboration und Kommunikation erleichtern, auch wenn die Kolleg:innen nicht am gleichen Ort sitzen. Arbeitgeber sollten ihren Mitarbeiter:innen den Zugang zu solchen Tools ermöglichen und dies etablieren.

4.: Bewegung fördern

Sport und Bewegung sind ein wichtiger Ausgleich zu einem stressigen Job. Angebote von Unternehmen sollten niederschwellig wahrnehmbar sein (zum Beispiel Yoga-Stunde morgens oder in der Mittagspause, vergünstige Fitnessclub-Mitgliedschaft im Studio in der Nachbarschaft etc.).

5.: Coaching anbieten

Stresssituationen können schnell akut werden und bedürfen dann professioneller Hilfe. Um in solchen Extremsituationen schnell eine Lösung zu bieten, können Unternehmen kostenfreie Unterstützung durch eine Psychologin oder einen geschulten Work-Life-Balance-Coach bieten. Natürlich anonym und für die Mitarbeiter:innen kostenfrei. 

6.: Work-Life-Balance-Kultur etablieren

Wie sagt man so schön: Der Fisch stinkt vom Kopfe. Die besten Maßnahmen wirken nur dann, wenn sie von der Führungsetage vorgelebt werden. Wenn der Chef auch am Wochenende arbeitsrelevante Nachrichten schickt, fällt es der Mitarbeiterin natürlich schwer, nicht zu antworten. Wenn die Vorgesetzte Überstunden erwartet, können sich die Teammitglieder schwer abgrenzen. Die Etablierung einer Work-Life-Balance im Unternehmen ist daher eine Managementaufgabe, die alle Bereiche eines Unternehmens einbeziehen muss. 

Kritik an Work-Life-Balance – was steckt dahinter und ist sie gerechtfertigt?

Kritiker:innen des Work-Life-Balance Konzepts argumentieren, dass die Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Leben gar nicht möglich sei – wer arbeitet, lebe schließlich gleichzeitig, die beiden Bereiche lassen sich nach Ansicht der Kritiker:innen nicht voneinander trennen. Wer den Begriff zu wörtlich nimmt, könne also nur scheitern. Statt dem Ideal einer Work-Life-Balance hinterherzulaufen, argumentieren diese Stimmen für eine „Work-Life-Integration“. Statt krampfhaft beide Bereiche voneinander zu trennen, gehe es darum, Arbeit und Leben miteinander zu vereinbaren, gerade in der heutigen Zeit, in der durch die Digitalisierung die Grenzen zwischen Arbeit und Leben immer weiter verschmelzen.

In der Diskussion um Work-Life-Balance geht es daneben auch um einen Generationenkonflikt. Junge Arbeitnehmer:innen sind weniger häufig bereit, sich im Arbeitsumfeld Stresssituationen auszusetzen. Anders als ältere Generationen wollen sich Angehörige der Gen Z nicht nur über ihren Job definieren. Eine steile Karriere und wohlklingende Jobtitel sind für sie weniger relevant. Wichtiger ist es, etwas Sinnstiftendes zu tun und den Job mit den privaten Interessen verbinden zu können. Der Ruf nach mehr Work-Life-Balance wird durch die ältere Generation daher teilweise abgetan, nach dem Motto „stellt euch nicht so an“. 

Dabei sollten die Überzeugungen der Gen Z eher bewundert als verachtet werden – von den Veränderungen in der Arbeitswelt, die sie ins Rollen bringen, profitieren schließlich alle berufstätigen Generationen.  

Letztes Update: 5. Oktober 2023