Pendeln – alle Fragen zum Arbeitsweg

Als Berufspendler:innen bezeichnet man Menschen, deren Wohnort nicht identisch ist mit dem Ort ihres Arbeitsplatzes. Immer mehr Beschäftigte in Deutschland pendeln zu ihrem Arbeitsplatz und legen dabei auch immer weitere Entfernungen zurück. Nach einer Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) arbeiteten im Jahr 2022 20,3 Millionen Arbeitnehmer:innen nicht in der Kommune, in der sie auch wohnten. 7,1 Millionen mussten mehr als 30 Kilometer zurücklegen, um an ihren Arbeitsort zu gelangen, 500.000 mehr als noch ein Jahr zuvor. Ein Grund für den Anstieg sehen die Expert:innen des BBSR in der Zunahme an Homeoffice-Möglichkeiten. Wer von zu Hause arbeiten kann und nicht jeden Tag ins Büro kommen muss, nimmt eine weitere Entfernung zum Arbeitsplatz eher in Kauf.

Aber was genau fällt eigentlich unter den Arbeitsweg? Welche rechtlichen und versicherungstechnischen Fragen gilt es zu berücksichtigen? Was hat es mit der Pendlerpauschale auf sich und unter welchen Umständen kann man eine Unterstützung für die Kosten vom Arbeitgeber erwarten? In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte.

Rechtliches: Was genau fällt unter den Arbeitsweg?

Der direkte Weg von zu Hause zum Arbeitsplatz wird als Arbeitsweg bezeichnet. Dabei wird im Allgemeinen der kürzeste Weg berücksichtigt. Diese Definition ist aus versicherungstechnischen Gründen und aus steuerrechtlichen Gründen wichtig. Wenn du auf deinem Arbeitsweg einen Unfall hast, bist du über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert, der Unfall zählt dann als Arbeitsunfall. Die gesetzliche Unfallversicherung greift jedoch nur dann, wenn du auf dem direkten Weg ins Büro oder nach Hause einen Unfall hast. Wenn du einen Zwischenstopp einlegst, weil du dich beispielsweise mit Freund:innen zum Arbeitsessen triffst, zählt der Unfall unter Umständen  nicht als Arbeitsunfall. Auch das Finanzamt erkennt den kürzesten Weg von deiner Wohnung ins Büro als Arbeitsweg an – wenn du beispielsweise dein Kind in der KiTa ablieferst, verlängert sich dadurch nicht dein Arbeitsweg. 

Pendeln: Wann lohnt es sich?

Tägliches Pendeln zur Arbeit kann zeitaufwändig und dadurch belastend sein, insbesondere wenn der Arbeitsplatz weit entfernt liegt. Zusätzlich zu den langen Strecken können schlechtes Wetter, eine Panne oder verspätete Busse für Frust sorgen und die Reisezeit verlängern. Hinzu kommt, dass ein langer Arbeitsweg auch negative Auswirkungen auf die Umwelt haben kann, vor allem, wenn man mit dem eigenen Auto fährt. Dennoch pendeln täglich viele Arbeitnehmer:innen größere Strecken und wie wir gelernt haben, steigt die Zahl der Pendler:innen sogar. Warum?

Bessere Verdienstmöglichkeiten in Ballungszentren

In ländlich geprägten Gebieten ist es für viele Berufsgruppen schwer, einen geeigneten Job mit Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten und guter Bezahlung zu finden. Wer nicht umziehen möchte, kommt oftmals gar nicht umhin, einen längeren Arbeitsweg in Kauf zu nehmen und für den Beruf zu pendeln. Hinzu kommt auch, dass in vielen Städten die Mietpreise sehr viel höher sind als auf dem Land. Wer bereit ist, die Pendelei auf sich zu nehmen, kann die Lebenshaltungskosten sparen. 

Steuerliche Begünstigungen: Entfernungspauschale

Egal, ob man mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem eigenen Auto unterwegs ist – Pendeln kostet Geld. Als Ausgleich gibt es für Pendler:innen steuerliche Begünstigungen über die sogenannte Pendlerpauschale oder Entfernungspauschale: Pendelkosten sind steuerlich absetzbar, unabhängig davon, mit welchem Verkehrsmittel du unterwegs bist. Das Finanzamt erkennt für die Fahrt zur Arbeit pro Arbeitstag jeden Kilometer der einfachen Wegstrecke als Fahrtkosten an, und zwar pauschal mit 30 Cent. Wenn der Arbeitsweg weiter als 20 Kilometer ist, werden pro Kilometer sogar 38 Cent anerkannt. Die Entfernungspauschale wirkt sich steuerlich jedoch nur aus, wenn die Gesamtausgaben für den Arbeitsweg den Pauschbetrag für Werbungskosten überschreiten. Das Finanzamt berücksichtigt automatisch und ohne Belege einen Betrag von 1.230 Euro pro Jahr.

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Pendlerpauschale berechnen –Beispiel

Lina pendelt an jedem Arbeitstag zu ihrem Arbeitsplatz. Ihre Wohnung liegt 25 Kilometer entfernt von ihrer Arbeitsstelle. Lina lebt in Hessen und arbeitet in Vollzeit ohne Homeoffice-Regelung. Im Jahr 2023 gab es in dem Bundesland 251 Arbeitstage. Von dieser Zahl zieht Lina ihre 30 Urlaubstage ab, zusätzlich war sie einen Tag krank. Im Jahr 2023 ist Lina also an 220 Tagen ins Büro gependelt. So berechnet Lina ihre Pendlerpauschale:

220 (Arbeitstage) x 0,30 (Euro) x 20 (Für die ersten 20 Kilometer)

+ 220 (Arbeitstage) x 0,38 (Euro) x 5 (Für die zusätzlichen 5 Kilometer)

= 1.738 (Euro)

Diesen Betrag kann Lina in ihrer Steuererklärung als Werbungskosten angeben und so ihre Steuer senken.

Pendlerpauschale in Österreich und in der Schweiz

Auch in Österreich gibt es eine Pendelförderung, die die Lohnsteuerbemessungsgrundlage vermindert und dadurch steuerliche Vorteile bringt. Die Berechnung ist abhängig davon, ob der:die Arbeitnehmer:in für den Arbeitsweg ein öffentliches Verkehrsmittel nutzen kann oder nicht, die Rede ist von der großen und kleinen Pendlerpauschale.  

In der Schweiz können Kosten fürs berufliche Pendeln nur dann steuerlich abgesetzt werden, wenn für den Arbeitsweg ein öffentliches Verkehrsmittel genutzt wird. Ausnahmen für die Nutzung des eigenen Autos gibt es beispielsweise, wenn der Arbeitsweg besonders lang ist, oder wenn gesundheitliche Probleme oder körperliche Gebrechen vorliegen. 

Homeoffice und Mobile Office-Regelungen fördern das Pendeln für den Job

Spätestens seit der Corona-Pandemie haben es die meisten Unternehmen verstanden: Bei weitem nicht jeder Job fordert eine ständige Anwesenheitspflicht an der Arbeitsstelle. Durch diese Entwicklung tun sich für Arbeitgeber und für Arbeitnehmer:innen gleichermaßen neue Chancen auf: Wer nur alle paar Wochen im Büro vorbeischauen muss oder gar komplett remote arbeiten kann, nimmt eine größere Entfernung zum Unternehmen eher in Kauf. 

Ist es sinnvoll für mich, zum Arbeitsplatz zu pendeln?

Ob es für dich in deiner Situation in Frage kommt, zu deinem Arbeitsplatz zu pendeln, hängt von individuellen Faktoren ab, die du prüfen solltest:

1. Wie lange ist die tägliche Pendelei?

Die Frage nach dem Zeitinvestment ist die wichtigste. Es gibt keine Standardauskunft dazu, welche Entfernungen für einen Arbeitsweg zumutbar sind. Doch wenn dein Arbeitstag acht Stunden beträgt und du davor und danach noch mehr als eine Stunde auf dem Arbeitsweg verbringst, bist du täglich zehn Stunden unterwegs. Das solltest du dir bewusst machen, denn die Zeit, die du auf dem Arbeitsweg verbringst, geht von deiner Freizeit beziehungsweise der Zeit ab, die du mit Familie und Freunden verbringen kannst. Das kann sich negativ auf deine Work-Life-Balance auswirken.

2. Wie oft musst du präsent sein am Arbeitsplatz?

Wenn dein Arbeitgeber Remote-Arbeit fördert und du nicht jeden Tag vor Ort sein musst, kannst du eventuell eine größere Entfernung in Kauf nehmen. Bevor du die Entscheidung für einen Job mit langem Arbeitsweg triffst, solltest du mit deinem neuen Arbeitgeber genau besprechen, wie oft du ins Büro pendeln musst. Diese Vereinbarung solltet ihr schriftlich festhalten.

3. Wie pendelst du?

Pendeln mit dem eigenen Auto ist wohl die komfortabelste Möglichkeit, aber auch die teuerste und die klimaschädlichste. Ein Viertel der verkehrsbedingten CO2-Emissionen in Deutschland sind auf Berufs- und Ausbildungsverkehr zurückzuführen, zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Umweltbundesamtes. Wenn du den öffentlichen Nahverkehr beziehungsweise Bus und Bahn für deinen Arbeitsweg nutzen möchtest, solltest du dich über Verbindungen informieren und diese testen, bevor du dich für einen Job mit langem Arbeitsweg entscheidest. Vielleicht macht es auch Sinn, eine Fahrgemeinschaft zu organisieren und gemeinsam zu pendeln.

Wann zahlt der Arbeitgeber die Kosten für den Arbeitsweg?

Arbeitnehmer:innen haben keinen Anspruch darauf, dass das Unternehmen für die Kosten für An- und Abfahrt aufkommt. Die Finanzierung oder Bezuschussung der Fahrtkosten von Angestellten kann als freiwillige Leistung zuzüglich zum Gehalt gewährt werden. Die Bezuschussung der Fahrtkosten hat steuerliche Vorteile für Unternehmen und Angestellte. Für den Arbeitgeber fällt ein Fahrtkostenzuschuss wegen der Steuervorteile meist günstiger als eine Lohnerhöhung aus. Arbeitnehmer:innen bekommen mehr Netto vom Brutto, da in der Regel für Angestellte weder Steuern noch Sozialabgaben fällig werden. Die Berechnung des Fahrtkostenzuschusses orientiert sich üblicherweise an der Entfernungspauschale (siehe oben). Für viele Unternehmen ist die Bezuschussung der Fahrtkosten auch ein Tool zur Bindung der Mitarbeiter:innen.

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Tipp

Auch wenn dein Arbeitgeber einen Fahrtkostenzuschuss leistet, kannst du die Pendlerpauschale in deiner Steuererklärung geltend machen. Du musst dir allerdings den gezahlten Fahrtkostenzuschuss vom Finanzamt anrechnen lassen. Die Differenz mindert deine Steuerbelastung.

Jobticket als Fahrkostenzuschuss vom Arbeitgeber

Anstelle eines Fahrkostenzuschusses bieten viele Unternehmen ihren Mitarbeiter:innen Jobtickets für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Dabei handelt es sich um Monats- oder Jahreskarten, die der Arbeitgeber, häufig vergünstigt, bei einem lokalen Verkehrsunternehmen erwirbt. Jobtickets sind seit 2019 steuerfrei, wenn das Unternehmen sie als freiwillige Zusatzleistung zusätzlich zum Gehalt anbietet und können auch für private Fahrten genutzt werden. Die Deutsche Bahn beispielsweise bietet das Deutschland-Ticket auch als Jobticket an. 

In Österreich gibt es seit 2021 das steuerfreie „Öffi-Ticket“, das als Wochen-, Monats- oder Jahresticket für öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden kann. Voraussetzung ist, dass entweder der Wohn- oder der Arbeitsort gültig ist.  

So machst du dir den Arbeitsweg angenehmer – 5 Tipps

Wenn du dich für einen Job mit langem Arbeitswegen eingelassen hast, solltest du das Beste daraus machen und versuchen, die Pendelei möglichst angenehm zu gestalten.

1. Fahre antizyklisch, um Stau zu vermeiden – vorausgesetzt, deine Arbeitszeiten sind flexibel und lassen dies zu.

2. Fahrrad statt Auto, zumindest wenn das Wetter es zulässt. Wer einen langen Arbeitsweg hat, leidet oft unter Bewegungsmangel. Wenn du zumindest ab und zu auf das Fahrrad umsteigst, verbindest du den Arbeitsweg mit etwas Sport – das fühlt sich doch gleich besser und gesünder an.

3. Jeden Tag ein neuer Weg. Wie sagt man so schön: Alle Wege führen nach Rom. Und wie viele Wege führen an deinen Arbeitsplatz? Wie wäre es mit einer Challenge, bei der du jeden Tag einen anderen Weg zu deinem Job nimmst. Das sorgt für Ablenkung und frische Gedanken.

4. Podcasts oder Hörbücher hören. Jede Fahrt aufs Handy starren, um die Zeit während des Arbeitswegs totzuschlagen? Viel besser ist es, die Fahrt produktiv zu nutzen und gleichzeitig unterhalten zu werden oder sich sogar weiterzubilden.

5. Zeit für dich. Wenn du im Büro ankommst, wird es hektisch? Warum nutzt du die Fahrtzeit nicht für Meditation oder Achtsamkeitsübungen nutzen, um den Tag ruhig zu beginnen oder abzuschließen?

Letztes Update: 3. April 2024