Karriereglück: Warum es woanders nicht immer besser ist

Unsere heutige Arbeitswelt? Flexibel und grenzenlos. Egal wann, egal wo, die Möglichkeit sich stetig neu zu erfinden und in den unterschiedlichsten Bereichen weiter zu entwickeln, prägt unser Berufsleben enorm. Ein und derselbe Job für die nächsten 20 Jahre? No way. Doch was, wenn wir vor lauter Job-Hopping erst viel zu spät erkennen, dass wir den Karriere-Jackpot längst in der Tasche hatten?

Da geht noch mehr.

Problematisch sind für uns vor allem drei Dinge. Erstens: Die gesellschaftlichen Normen haben sich geändert. Einen Job nur für Geld zu machen, wird hierbei kaum mehr akzeptiert – vielmehr wollen wir die Welt verändern und zwingen uns selbst dazu, im Arbeitsleben die komplette Erfüllung zu finden. Wir gehen davon aus, dass wir nur mit dem perfekten Job auch glücklich sein können. Zweitens: Wir haben unbegrenzte Möglichkeiten, die uns das Versprechen zuflüstern: Das kann es noch nicht gewesen sein. Da geht noch mehr.

Auch die XING-Gehaltsstudie zeigt, dass wir uns bei der Suche nach dem Sinn im Job nur sehr kurzfristig an einen Arbeitgeber binden. Jeder Zweite der Befragten hat in den letzten fünf Jahren seinen Arbeitsplatz gewechselt – mehr als jeder Zehnte sogar zweimal. Ähnlich wie bei einer Beziehung, glaubt Generation Tinder auch in der Arbeitswelt nicht daran, das ultimative Match schon gefunden zu haben. Und zugegeben, sich auf ewig die Unternehmenstreue zu schwören ist gar nicht so leicht, wenn doch an der nächsten Ecke der Karriere-Jackpot warten könnte.

Wir machen es uns zu leicht.

Das bringt uns zu Punkt Numero Drei: Wir haben ein Realitätsproblem. Warum? Weil wir dazu neigen, unsere eigene Wahrnehmung inmitten von Instagramfiltern und geschönten Erzählungen gekonnt zu verzerren. Im direkten Vergleich mit unseren Mitstreitern sehen wir nur das, was wir nicht haben und werden unzufrieden. Wir knüpfen unser Glück also an jemanden oder etwas – und machen es uns damit viel zu leicht.

Das ist auch der Grund, warum wir kontinuierlich davon ausgehen, dass uns ein Jobwechsel bei Stolpersteinen weiterbringen kann, obwohl das nicht immer stimmt. Meistens tauschen wir einfach ein Problem gegen ein anderes Übel aus, weil wir der Ursache nicht auf den Grund gehen müssen, wenn wir einfach unsere Sachen packen und zum nächsten Arbeitgeber weiterwandern. Dass unser Work-and-Travel-Abenteuer aber auch unserer Karriere schaden kann, weil wir uns an neue Umgebungen anpassen müssen, gestehen wir uns nur in den seltensten Fällen ein.

Ist es das wert?

Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich sollst du dich nicht an einen Arbeitgeber binden, bei dem du dich unwohl fühlst, der dich nicht unterstützt und ähnlich wie in einer schlechten Beziehung nur nimmt und nimmt. Im Gegenteil. Wir wollen dich ermutigen, den Arbeitgeber zu finden, der wirklich zu dir passt. Aber bevor du dich für einen endgültigen Schlussstrich entscheidest, hinterfrage noch einmal deine genaue Motivation und überlege dir, ob du nicht eigentlich doch sehr zufrieden bist. Ist es der Wechsel wirklich wert, dass du langfristiges Vertrauen gegen ein kurzes Abenteuer tauschst, dass du vielleicht am nächsten Tag schon wieder bereust?