Gut durch die Coronazeit!

Hand aufs Herz: Konntest du zu Beginn der Pandemie dem Lockdown und der Arbeit im Homeoffice nicht viele gute Seiten abgewinnen? Mehr Zeit mit dem Partner und den Kindern, Pausen, die für die Hausarbeit oder eine Joggingrunde genutzt werden konnten, und abends wurde virtueller Wein mit Freunden getrunken oder lang liegengebliebene Fotobücher erstellt.

Doch gepaart mit den Herausforderungen der dunklen Jahreszeit ist die aktuelle Situation im immer wieder verlängerten zweiten Lockdown für die Psyche Vieler alles andere als leicht zu ertragen. Für Menschen in Kurzarbeit wird es finanziell jetzt immer enger, das andauernde Homeschooling zerrt an den Nerven, die Streitigkeiten in der Partnerschaft häufen sich, Menschen vermissen Berührungen und die Chance, Freunde zu treffen, der letzte Urlaub im Süden ist lange her und die fehlende Perspektive macht es nicht besser.

Viele Menschen beschäftigen neben der Gesundheit Fragen wie: Welche Auswirkungen hat Corona langfristig auf mein Unternehmen? Ist mein Arbeitsplatz in Gefahr? Welche gesellschaftlichen Veränderungen folgen? Wann werde ich meine Kolleg*innen wieder sehen? Das alles kann zu mentalen Belastungssituationen führen. Vielleicht habt Ihr bei euch oder euren Kolleg*innen auch schon erste Anzeichen bemerkt, z.B.

  • passieren mehr Flüchtigkeitsfehler als bisher und Routinearbeiten dauern länger
  • reagieren Menschen im Team empfindlicher und sind bei sachlicher Kritik schneller gekränkt
  • verbreitet sich schlechte Stimmung im Team
  • ziehen sich Einzelne zurück, wirken niedergeschlagen oder abwesend

Doch (wie) können wir trotz Coronawinter gut für uns sorgen und das Leben weiterhin genießen? Jetzt geht es zunächst mal darum durchzuhalten. Wir können an den äußeren Umständen wenig ändern, aber dennoch mit ein paar Kniffen versuchen, es uns möglichst schön machen und unsere Stimmung zu heben.

Erst mal vorweg: Die Coronazeit ist vor allem eine Zeit der Unsicherheiten und Veränderungen. Darauf reagieren Menschen sehr unterschiedlich. Einige haben mehr Freizeit und Entschleunigung, entdecken neue Facetten vom Leben. Andere haben aber finanzielle Sorgen, fühlen sich isoliert oder von zu viel Nähe in engen Wohnungen überfordert. Die Pandemie verstärkt das, was vorher schon war. Im Guten wie im Schlechten. Emotionen kommen heftiger als sonst ans Tageslicht. Die Zukunft ist ungewisser denn je und das kann Niedergeschlagenheit und Angst auslösen. Das ist erst mal normal. Auch wenn diese neue Normalität jetzt schon sehr lange anhält. Es ist gut, sie zu erkennen und erst mal so zu akzeptieren.

(Wie) Können wir diese Krise meistern?

Auch wenn es zwischenzeitlich nicht gut läuft: Wir sind alle mit dem kompletten mentalen Potential ausgestattet, um Krisen zu bewältigen. Viele gehen sogar gestärkt daraus hervor, sie trainieren durch die Krise ihre seelischen Muskeln. Letztlich haben wir keine andere Wahl, als schwierige Situationen immer wieder neu zu meistern und neue Ideen und Lösungen zu entwickeln. Auch wenn uns manchmal nichts mehr einfällt: Es wird weiter gehen und während des „Gehens“ zeigen sich meist neue Wege.

Was kann ich ganz konkret für mich tun?

Wichtig ist, regelmäßig bewusst die eigenen Akkus aufzuladen. Zum Beispiel sich Zeit für Dinge zu nehmen, die wirklich Spaß machen. Entdeckt alte Interessen wieder – jetzt ist die Gelegenheit, mal wieder (virtuell) Karten zu spielen oder alte Lieblingsgerichte zu kochen. Das geht sogar auch digital, wenn alle das gleiche kochen und zur verabredeten Zeit genießen. Bewahrt euch immer den Blick für das Schöne. Achtet im Gespräch mit anderen darauf, viel über „Gutes“ zu sprechen und zu lächeln. Das hebt die eigene Stimmung und beeinflusst auch die der anderen positiv. Und das wirkt sich wiederum auf die eigene mentale Gesundheit.

Bleibt in Bewegung! Langweilt euch die tägliche Spazierrunde? Wie wäre es mal mit einem Hula-Hupp-Training zu guter Musik? Oder einem Online-Tanzkurs?

Wenn man nicht zur Arbeit geht, im Homeoffice arbeitet oder in Kurzarbeit ist, hilft es, sich den Tag gut zu strukturieren und mit anderen in Verbindung zu bleiben: morgens rechtzeitig aufstehen und den Tag so gut wie möglich einteilen in Arbeitszeiten oder „Pflichtprogramm“ wie einkaufen und aufräumen. Aber auch Partnerschafts- und Familienzeiten, Pausen und Essenszeiten sollten eingeplant werden und, wenn möglich, auch Zeiten ganz allein. Dabei ist es wichtig, nachsichtig mit sich selbst zu sein. Wenn der Plan mal nicht funktioniert, gilt es, Milde walten zu lassen.

Wie kann ich mir selber und anderen helfen, wenn es einem nicht gut geht?

Wenn du merkst, dass es dir schon länger nicht gut geht, solltest du dir Hilfe holen. Vielleicht kannst du zunächst mit einer engen Bezugsperson im Familien- oder Freundeskreis sprechen. Das Prinzip dabei ist: Durch gute Gespräche bekommt man mehr Abstand zum belastenden Thema und kann dadurch eher neue Lösungsideen entwickeln. Zum anderen geben einem Außenstehende oft gute Inspirationen, auf die man selbst nicht kommt, weil man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Nutze die Gespräche aber nicht ausschließlich zum Beklagen der Situation, dazu hat kein Gegenüber lange Lust und es bringt dich auch nicht weiter. Wende dich an einen außenstehenden Berater, der geübt darin ist, gemeinsam mit dir an der Verbesserung deiner Situation zu arbeiten. Es gibt einige kostenfreie Seelsorge-Telefonhotlines. Vielleicht bietet dein Arbeitgeber auch die Möglichkeit einer anonymen Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung an?

Ist ein Mensch in deinem Umfeld schon mehrere Wochen nicht gut drauf oder verhält sich anders als gewohnt? Dann sprich ihn an! Wenn man psychisch belastet ist, kann man oft nicht mehr erkennen, wie man nach außen wirkt und kommt gleichzeitig aus dem eigenen Problemkreislauf alleine nicht heraus. Umso wichtiger: die Ansprache von außen und externe Hilfe.

Es ist ratsam, der betroffenen Person so konkret wie möglich zu sagen, was einem aufgefallen ist und ihn für die Geschehnisse nicht abzuwerten. Sag der Person, dass er oder sie etwas unternehmen sollte, damit es ihm oder ihr wieder besser geht. Steh ihm/ihr dabei zur Seite. Vielen Menschen tut es gut, sich professionelle Hilfe zu holen, aber auch zu spüren, mit den Problemen nicht allein zu sein.

Weitere Tipps zur Erhaltung der mentalen Gesundheit findest du auch in diesem Filmclip: https://simpleshow.com/de-de/mentale-gesundheit/

Reinhild Fürstenberg

Reinhild Fürstenberg ist geschäftsführende Gesellschafterin des Fürstenberg Instituts. Die diplomierte Gesundheitswissenschaftlerin gründete 1989 gemeinsam mit ihrem Mann das Fürstenberg Institut. Mit vernetzten Beratungsangeboten unterstützt das Institut Unternehmen dabei, die mentale Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter nachhaltig zu verbessern und sie fit für neue Herausforderungen der Arbeitswelt zu machen. Dazu zählen aktuell der Umgang mit digitalem Stress, Gesundheit im Homeoffice oder das Führen von Teams auf Distanz und vor Ort. Kernkompetenzen des Instituts sind die Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung (EAP), die gesundheitsorientierte Organisationsberatung, der Work-Life-Service sowie die Fürstenberg Akademie. Weitere Informationen unter: www.fuerstenberg-institut.de

28. Januar 2021