Generationenkonflikt: Wenn dein Chef dein Kind sein könnte

Sie sind jung, frisch und haben den Kopf voller neuer Ideen: Mitarbeiter, die schon früh in Führungspositionen aufsteigen, sprühen nur so vor Potential. Gleichzeitig bekommen sie in vielen Unternehmen heftigen Gegenwind.

Bosse brauchen Respekt

Führungskräfte haben Expertise, Erfahrung und längst ihren Platz in der Arbeitswelt gefunden. Mit selbstsicheren Schritten stehen sie bestenfalls wie ein Fels in der Brandung hinter uns und leiten parallel den Weg. Aber was, wenn der neue Vorgesetzte jünger ist als du? Laut einer Online-Erhebung des Randstadt Arbeitsbarometers hätten zwei von drei Arbeitnehmern lieber einen Vorgesetzten, der älter als sie selber ist. Sogar wenn sich dieser durch Kompetenzen und Fachwissen bereits als würdiger Chef erwiesen hat, bleibt der Altersunterschied ein Problem.[1]

Eine aktuelle Studie der WHU Beisheim School of Management und der Universität Konstanz stellt sogar die These auf: Je jünger der Chef, desto größer die Probleme.[2] Annahme hierbei ist, dass die Kombination aus einem jüngeren Vorgesetzten und älteren Mitarbeitern die traditionellen Karrieremuster verändert. Galt früher das Senioritätsprinzip, also dass ältere Arbeitnehmer Erfahrung und Wissen an Jüngere weitergeben, spielt heute die künftige Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter eine größere Rolle. Hinzu kommt, dass Gefühle wie Neid, Unbehagen und Unzufriedenheit in uns auflodern, wenn uns gleichaltrige oder sogar jüngere Kollegen auf ihrem Erfolgsweg überholen.[2] Mit diesem Wissen im Hinterkopf, sollte es uns leichter fallen uns nicht durch Emotionen leiten zu lassen und jüngeren Vorgesetzten, den Respekt entgegenzubringen, den sie verdienen. Schließlich entsteht ein Miteinander durch einen respektvollen Umgang über alle Ebenen hinweg – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft.

Zwischenmenschliche Probleme

Bei dem Konflikt zwischen alt und jung ist daher nicht unbedingt das Know-How entscheidend. „Nicht fachliche Kompetenzen bereiten jungen Führungskräften Probleme, sondern die zwischenmenschlichen Angelegenheiten“, sagt Karriereberaterin Christine Öttl in einem Interview mit der Welt.Besonders Mitarbeiter innerhalb des mittleren Managements seien in einer Sandwich-Position gefangen, weil sie einerseits loyal gegenüber den höheren Abteilungsleitern und gleichzeitig den eigenen Mitarbeitern sein müssten. Das Hauptproblem: „Junge Führungskräfte verstehen oft nicht, welche Rolle und welche Aufgaben mit ihrer Führungsposition verbunden sind.“[3] Der Ball liegt damit vor allem bei den Vorgesetzten, die den richtigen Umgang mit ihrer Herausforderung als junge Führungskraft finden müssen.

Alles neu? Lieber nicht.

Damit ältere Kollegen ihre jüngeren Chefs ernst nehmen, haben wir ein paar Ratschläge für sie gesammelt: 1. Wertschätzung ist das A und O. Schließlich weißt du selber noch aus deiner Zeit vor dem Chefsessel, dass es nichts Schlimmeres gibt, als eine Führungskraft, die deinen Erfolg nicht sieht. Dadurch schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen bekommen deine Mitarbeiter das Gefühl, dass sie trotz Vorgesetztenwechsel weiterhin wichtig für das Unternehmen sind, gleichzeitig wirst du ihnen viel sympathischer.

Doch achte bei deiner Lorbeerverteilung darauf, dass du 2. nicht zu freundschaftlich auftrittst. Gerade jüngere Führungskräfte rutschen schnell mit ihren Mitarbeitern wieder auf Augenhöhe und können sich in entscheidenden Momenten nicht mehr nach oben ziehen. 3. Auch wenn du tolle Pläne und neue Visionen hast, versuche nicht, dein Team von heute auf morgen umzukrempeln. Mit dem Motto „Alles neu“ könntest du vielen Mitarbeitenden vor den Kopf stoßen. Viel besser ist es, gemeinsam an neuen Wegen zu arbeiten und das Gefühl zu vermitteln, dass sie Teil der Veränderung sind und etwas dazu beitragen können. Last but not least: Habe keine Angst, Position zu beziehen und deinen Mitarbeitern auch mal die Stirn zu bieten.[4] Du schaffst das schon!

Quellen
[1]iww.de
[2]wiwo.de
[3]welt.de
[4]faktor-a.arbeitsagentur.de

11. Oktober 2019