Übergangen bei der Beförderung: Was du tun kannst

Du hast in den vergangenen Monaten unzählige Überstunden gemacht, hast freiwillig zusätzliche Projekte übernommen, dafür gesorgt, dass deine Kund:innen zufrieden sind, die Projekte perfekt laufen und die Kasse deines Unternehmens klingelt. Alles mit einem Ziel: Endlich die schwer erarbeitete Beförderung zu bekommen. Doch dann geht der erhoffte Karriereboost doch an eine andere Person. Bei einer erwarteten Beförderung übergangen zu werden, kann ein extrem frustrierendes Erlebnis sein und an deiner Motivation und deinem Selbstvertrauen nagen. Wie geht man am besten damit um, wenn man bei einer Beförderung übergangen wird, und was sind mögliche Gründe? Wir verraten es dir.

Gibt es ein Recht auf Beförderung?

Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die rechtliche Lage: Das Arbeitsrecht sieht kein Anrecht auf Beförderungen vor, Entscheidungen über Beförderungen und Karrierewege im privatrechtlichen Bereich sind den Unternehmen vorbehalten. Für Lehrer:innen & Co. sieht die Situation ein wenig anders aus: Die Karriereperspektiven für Beamt:innen sind in sogenannten Laufbahnen geordnet, sodass klar ist, welche Karriereschritte im Laufe des Berufslebens möglich sind und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen. Dennoch haben auch Beamt:innen nicht automatisch ein Recht auf Beförderung – die entsprechende Position muss verfügbar sein und der:die Bewerber:in muss die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen.

Kurz und gut: Wenn du in einem Unternehmen arbeitest, musst du deine Vorgesetzten davon überzeugen, dass du bereit bist für die nächste Beförderung. Gegen eine in deinen Augen ungerechte Entscheidung bezüglich deiner Beförderung kannst du keine rechtlichen Schritte unternehmen.

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Anzeichen dafür, dass du bei der Beförderung übergangen wurdest

Um dich herum haben Kolleg:innen, die auf der gleichen Karrierestufe eingestiegen sind wie du, plötzlich neue Titel? Bei der letzten Beförderungsrunde bist du leer ausgegangen, obwohl du schon mehr als drei Jahre im gleichen Job im gleichen Unternehmen bist? Dann spricht einiges dafür, dass du bei der Beförderung übergangen wurdest. Ganz klar ist die Situation natürlich, wenn du dich aktiv für einen höheren Posten beworben hast und dieser an eine andere Person gegangen ist.

Übergangen bei der Beförderung? Mögliche Gründe

Du zeigst stets hohen Einsatz im Job mit guten Ergebnissen, bist qualifiziert, bleibst am Ball und hebst immer die Hand, wenn zusätzliche Jobs vergeben werden? Aus deiner Perspektive mag alles für deine Beförderung sprechen. Aus der Sicht deines Arbeitgebers muss das dennoch nicht auch der Fall sein. Wenn du bei der Beförderung übergangen wirst, kann das folgende Gründe haben:

1. Du hast nicht nach einer Beförderung gefragt

Der erste Schritt zur Beförderung ist, dass du deine Karrierewünsche mit deinen Vorgesetzten teilst. Wenn du nicht klar deine Erwartungen formulierst, kannst du im Zweifel lange auf die nächste Beförderung warten. Und das zu Recht: Wer Führungsqualitäten für sich beansprucht, und mit einer Beförderung auch mehr Gehalt erwartet, sollte eloquent genug sein, diese Wünsche zu formulieren und den Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass eine Beförderung angebracht ist.

Wenn du bei der Beförderung übergangen wurdest, ohne aktiv deine eigene Beförderung zu verhandeln, musst du dich also an deiner eigenen Nase packen. Unser Tipp: Bereite dich entsprechend auf dein nächstes Feedback-Gespräch vor und formuliere deine Erwartungen. Vielleicht wartet dein:e Chef:in nur darauf, dass du deinen Beförderungswunsch endlich selbst ansprichst.

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2. Dein Einsatz wird nicht wertgeschätzt

Wenn es stressig wird, bist du der Ruhepol im Team. Du behältst den Überblick, beruhigst andere, findest Wege, wie ihr trotz Zeitdruck Aufgaben effizient erledigt und haust vor allem selbst richtig rein, Überstunden inklusive. Das ist löblich – aber es bedeutet nicht unbedingt, dass du dich für die nächste Beförderung qualifizierst. Führungsqualitäten zu zeigen bedeutet nicht nur, mehr zu arbeiten – sondern vor allem auch, Verantwortung sinnvoll abzugeben und die Kolleg:innen zu befähigen, selbständig Aufgaben zu übernehmen. Nüchtern betrachtet erwarten viele Unternehmen Führungspersönlichkeiten, die Arbeit abgeben und Dinge aus der Vogelperspektive betrachten als permanent selbst zu ackern.

3. Du bist dir deiner Sache zu sicher

Der genau gegenteilige Fall liegt vor, wenn du es schaffst, Verantwortung mit zu großem Selbstverständnis abzugeben und andere permanent für dich schuften lässt, vor allem zu Beginn deiner Karriere. Moderne Unternehmen fördern Teamwork und Kommunikation auf Augenhöhe sowie ein gewisses Maß an Humbleness unter ihren Führungskräften. Wer allzu offensichtlich als Chef:in auftritt, hat daher gute Karten, bei der Beförderungsrunde übergangen zu werden. 

4. Dir fehlen wichtige fachliche Qualifikationen

Eine Beförderung bringt oft mehr Verantwortung und einen erweiterten Tätigkeitsbereich mit sich. Entsprechend können die Erwartungen an deine fachlichen Qualifikationen über deinen aktuellen Stand hinausgehen. Das bedeutet: Informiere dich ganz genau über die fachlichen Anforderungen, bevor du dich für eine Beförderung bewirbst! Wenn du dir selbst das nötige Fachwissen draufschaffst, hast du sehr gute Karten für die Beförderung. Das Gleiche gilt, wenn du aus eigener Initiative deine berufliche Fortbildung voranbringst. Viele Arbeitgeber übernehmen dafür die Kosten. 

5. Dir fehlt es an Führungsqualität

Auch heute noch ist der klassische Karriereweg der nach oben in der Hierarchie eines Unternehmens: Beförderung bedeutet ein Mehr an Verantwortungen und ab einem bestimmten Level das Führen von Personen. Dieses sehr klassische Denken ist widersprüchlich zu der Tatsache, dass es Menschen gibt, die inhaltlich brillant sind und sich immer tiefer in Themen einarbeiten und spezialisieren. Für solche Personen eignet sich eine fachliche Karriere, die horizontal und nicht vertikal verläuft, oft viel besser. Wenn du bei der Beförderung übergangen wurdest, macht es vielleicht Sinn, gemeinsam mit deinem:deiner Vorgesetzten in diese Richtung zu denken und einen entsprechenden Karriereweg im Unternehmen zu definieren.

6. Es ist gerade keine entsprechende Position frei

Beförderungen und persönliche Karrieren in einem Unternehmen verlaufen nicht entsprechend der individuellen Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeiter:innen. Voraussetzung für eine Beförderung ist auch immer, dass es im Unternehmen einen entsprechenden Bedarf gibt. Das bedeutet: Wenn du den Wunsch hast, befördert zu werden, solltest du das offen mit deinen Vorgesetzten besprechen. Eventuell musst du dich etwas gedulden, doch wenn dein Unternehmen dich halten möchte, wird es deinen Wunsch ernst nehmen. 

Übergangen bei der Beförderung – und nun?

Im besten Fall wägst du die oben erläuterten Faktoren ab, bevor du dich für eine Beförderung bewirbst. Wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und du bei der Beförderungsrunde übergangen wurdest, heißt es zunächst, einen kühlen Kopf zu bewahren. Vermeide Impulsentscheidungen und wäge deine nächsten Schritte gut ab. Du hast mehrere Optionen.

1. Definiere den Weg für deine Beförderung gemeinsam mit deinen Vorgesetzten

Voraussetzung dafür ist, dass dein:e Vorgesetzte:r die Gründe offenlegt, weshalb du mit deinem Wunsch auf Beförderung übergangen wurdest. Definiert gemeinsam, welche Erwartungen du in welchem Zeitraum erfüllen musst, damit es mit der Beförderung klappt und bleib am Ball. Solltest du bei der nächsten Beförderungsrunde wieder übergangen werden, ist es Zeit, dir Gedanken zu machen, ob du im richtigen Unternehmen arbeitest.

2. Überdenke deine Pläne

Vielleicht gibt es triftige Gründe, die gegen deine Beförderung sprechen – und vielleicht handelt dein:e Vorgesetzte:r in deinem eigenen Interesse, wenn er:sie deine Beförderung ablehnt. Auf den ersten Blick sind Beförderungen immer attraktiv, auf den zweiten Blick bedeuten sie mehr Verantwortung, mehr Arbeit und können im Zweifel deiner Karriere sogar schaden.  

3. Finde den Arbeitgeber, der zu dir passt

Vielleicht ist dein aktueller Arbeitgeber aber auch einfach nicht das Unternehmen, bei dem du Karriere machen wirst. Bevor du frustriert in die stille Kündigung gehst, solltest du die Notbremse ziehen und dich nach einem Arbeitgeber umsehen, der zu dir und zu deinen Karriereplänen passt. Auf kununu findest du mehr als zehn Millionen echte Insights zu Unternehmen, unter anderem zu Gehalt und Karrieremöglichkeiten. 

Letztes Update: 5. Januar 2024