Warum ein Baby dich um dein Gehalt bringt

Schon klar, dass ein Baby Geld kostet. Windeln kaufen sich schließlich nicht von selbst, die Pädagogen in der Kinderbetreuung arbeiten nicht umsonst und die neuste Designerlatzhose gibt es auch nicht gratis. Doch die finanziellen Einbußen, die der kleine Sonnenschein mit sich bringt, gehen nach einer brandaktuellen Studie von Henrik Kleven von der University of Princeton weit darüber hinaus. Die Babypause bringt dich nämlich langfristig um dein Gehalt - um wieviel und was das für die Gesellschaft an sich bedeutet, verraten wir dir in diesem Artikel.

Kinder als Strafe?

Die Studie, die in sechs europäischen Ländern sowie den USA durchgeführt wurde, trägt den drastischen Namen "Child Penalties" - zu Deutsch "Kinderstrafen". Doch laut Josef Zweimüller von der Universität Zürich, der ebenfalls an der Studie mitarbeitete, ist dieser Titel nur zu Recht gewählt: "Als Child Penalties bezeichnen wir die Einkommenseinbußen nach der Geburt des ersten Kindes. Und leider muss man das tatsächlich so sehen: Für Frauen sind Kinder beim Gehalt eine Strafe. Mütter verdienen auch dann noch erheblich weniger als Männer, wenn das erste Kind fünf bis zehn Jahre alt ist", gibt der Ökonomieprofessor gegenüber der Süddeutschen Zeitung zu bedenken.

61% weniger Gehalt innerhalb von 10 Jahren

Bei dem von Josef Zweimüller angesprochenen Pay Gap sind sich die Wissenschaftler einig: Vor der Elternschaft entwickeln sich die Gehälter von Mummy und Daddy gleich, doch danach gehen sie deutlich auseinander. Um wie viel, ist dabei von Land zu Land verschieden. Spitzenreiter im Pay Gap ist Deutschland, wo Frauen zehn Jahre nach der Geburt des ersten Kindes um rund 61% weniger verdienen als vor Strampler, Fläschchen und Co. Die Österreichischen Jungmütter sind den Deutschen dabei bereits knapp auf den Fersen, rund 51% beträgt hier der Gehaltsverlust. Auf Platz drei liegen mit einigem Abstand die skandinavischen Staaten Dänemark, Schweden und Norwegen und die USA mit Gehaltsdifferenzen von 20% bis 30%.

Dauer der Karenz nicht ausschlaggebend

Du denkst dir: "Na klar, in den USA bleiben die Mütter nach der Geburt ja auch nicht so lange zu Hause!" Tja, Trugschluss. Es ist nämlich egal, ob du es lieber gemütlich angehst oder der Workaholic in dir schon ganz unruhig wird. Es ist nicht ausschlaggebend, wie schnell oder langsam du in deinen Job zurückkehrst, sondern vor allem wie. Denn so viel steht fest: Der größte "Gehaltsfresser" ist die Eltern-Teilzeit.

Die Gesellschaft muss sich ändern

Die Lösung um jenen Pay Gap aus der Welt zu schaffen, ist nicht so einfach. Laut Josef Zweimüller reichen nämlich mehr Kindergeld und genügend Krippenplätze noch lange nicht aus. "Wir sehen, dass die Gehaltseinbußen mit den gesellschaftlichen Erwartungen und sozialen Normen einhergehen. In Dänemark wird von Frauen nicht erwartet, dass sie sich zu Hause um die Kinder kümmern. In Deutschland halten das die meisten Menschen für richtig. Das Ziel muss sein, die Einstellung der Männer zu verändern. Sonst wird der Großteil der Erziehungsarbeit weiter von Frauen gemacht."

Männer haben mit Baby bessere Aufstiegschancen

Ein derartiger Wandel in der Gesellschaft wäre eine Win-Win-Situation für Mann und Frau. Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin kam nämlich zu dem Ergebnis, dass Väter wesentlich bessere Aufstiegschancen haben als diejenigen, die sich noch nicht der Mutprobe des Windelwechselns, Kartoffelbreiessens und Schreiwettbewerbs gestellt haben. Arbeitgeber trauen jungen Papas mehr zu, da sie für eine Familie sorgen können und lassen sich dadurch auch leichter zur nächsten Gehaltserhöhung überreden.

Nichtsdestotrotz wollen wir nicht alles schlecht reden: Das erste Lächeln des kleinen Sonnenschein wird für immer ein ganz besonderes Wunder bleiben und der eigene Nachwuchs im Allgemeinen das größte Geschenk der Welt! Deswegen ist es umso schöner, in jener besonderen Phase mit dem kleinen Mini-Me Zeit zu verbringen - als Mama und Papa. Darum, liebe Väter, teilt euch doch wenigstens die Elternzeit auf, damit auch die Mutter möglichst bald wieder voll in ihren Job einsteigen kann. Falls dafür noch ein bisschen Überzeugungsarbeit notwendig ist, schau doch mal bei  Martin Drechsler von der Väter GmbH vorbei. 

Quellen:

henrikkleven.com

orf.at

sueddeutsche.de

rtl.de