Psychische Belastung am Arbeitsplatz: 30% betroffen

Nicht die viel zitierten Manager sind es, die am häufigsten an psychischen Belastungen am Arbeitsplatz leiden. Nein, einer aktuellen österreichischen Untersuchung zufolge sind es besonders Arbeiter, die unter ständigem Zeitdruck, immer gleichen Arbeitsabläufen und unsicheren Zukunftsprognosen leiden.

29 Prozent aller Arbeitnehmer sind am Arbeitsplatz höher psychisch belastet, zehn Prozent davon sehr hoch, warnte die Arbeiterkammer Oberösterreich heute bei einer Pressekonferenz. Laut Österreichischem Arbeitsplatzmonitor sind eine Million Österreicher von mehreren der folgenden psychischen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz betroffen: Sie empfinden Stress oder Druck, sind demotiviert, können nicht abschalten, sind depressiv, fühlen sich erschöpft und überlastet, sind gereizt und empfinden eine Sinnleere. 40 Prozent der Angestellten, die unter Zeitdruck stehen, sind am Arbeitsplatz mehrfach psychisch belastet. Auch Erschöpfungssymptome und Depressionen bzw. Burn-out-Syndrom nehmen immer mehr zu. Seit 1994 hat sich die Zahl der Krankenstandstage wegen psychischer Belastungen verdreifacht. Wie die AK betont, handelt es sich dabei aber nicht um einer erhöhte Empfindlichkeit der Betroffenen oder um einen „Modetrend“. Der Österreichische Gesundheitsmonitor zeigt vielmehr ab 2010 eine deutliche Zunahme an Beschäftigten, die drei oder mehr psychischen Belastungsfaktoren ausgesetzt sind.

Hauptsächlich Arbeiter von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz betroffen

Betroffen sind hauptsächlich Arbeiter und Arbeiterinnen: 39 Prozent haben durch ihre Arbeit starke psychische Beeinträchtigungen. Stark oder sehr stark psychisch belastet sind vor allem Bauarbeiter (41 Prozent), Fabrikarbeiter (39 Prozent), Kassierer (38 Prozent), Installateure (36 Prozent) und Reinigungskräfte (34 Prozent). Bei Abteilungsleitern sind hingegen 33 Prozent, bei den Beschäftigten im öffentlichen Dienst 28 und bei den Angestellten 27 Prozent höher psychisch belastet.

Hauptursache Zeitdruck

Die Hauptursache für psychische Belastungen ist Zeitdruck (21 Prozent). 19 Prozent sind durch die hohe Konzentration beim Job psychisch belastet, 17 Prozent durch die hohe Verantwortung, die sie tragen. 14 Prozent werden ständig kontrolliert oder haben keine Rückzugsmöglichkeiten. Bei 13 Prozent führen hingegen Probleme mit dem Chef zu einer psychischen Belastung, bei eben so vielen Lärm am Arbeitsplatz.

Körperliche Folgen

Dies hat natürlich auch körperliche Folgen: 75 Prozent haben Muskelverspannungen und/oder Kreuzschmerzen, 62 Prozent Kopfschmerzen und 67 Prozent sind schlichtweg erschöpft. Auch Schlafstörungen (58 Prozent) und Nervosität (53 Prozent) sind häufig. Weiters vorhanden: Verdauungsbeschwerden (39 Prozent), Konzentrationsbeschwerden (35 Prozent) und ein hoher Blutdruck (27 Prozent).

Schutz für Arbeitnehmer

Das österreichische ArbeitnehmerInnenschutzgesetz ASchG verpflichtet Arbeitgeber dazu, gesundheitliche Belastungen am Arbeitsplatz zu ermitteln und zu dokumentieren. Eine Novelle des ASchG bestimmt nun, dass darüberhinaus auch die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz evaluiert werden müssen, allerdings erst für Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern. Laut AK weiß man in Unternehmen häufig nicht, wie man mit psychisch belasteten Mitarbeitern umgehen soll, die häufig tagelang (im Schnitt 36,8 Tage) im Betrieb fehlen. Die immer öfter durchgeführten Krankenstandsrückkehrgespräche setzen die Beschäftigten oft nur unter Druck. Solche Gespräche seien daher abzulehnen. Vielmehr sollte ein betriebliches Eingliederungsmanagement dafür sorgen, dass die zurückkehrenden Arbeitnehmer nach dem Krankenstand nicht wieder denselben belastenden Faktoren ausgesetzt sind und schrittweise und ohne Druck ihr Tätigkeit fortführen können.

Der Österreichische Arbeitsgesundheitsmonitor wird jährlich vom IFES (Institut für empirische Sozialforschung) durchgeführt und ist repräsentativ für unselbständig Erwerbstätige in Österreich.