Weihnachtsgeld – alle Jahre wieder eine schöne Bescherung

Weihnachten rückt näher und der Geldbeutel wird immer schmaler. Blickt man zwischen Glühwein und Geschenkekauf mal flüchtig auf den Kontoauszug, kann einem schnell mal schwindlig werden. Kein Wunder: Stolze 507 Euro werden 2023 deutsche Haushalte durchschnittlich für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Da ist ein zusätzliches Weihnachtsgeld sehr willkommen. Aber wer bekommt Weihnachtsgeld und in welcher Höhe? Wann wird das Weihnachtsgeld ausgezahlt? Wir haben die wichtigsten Informationen für Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammengestellt.

Bekommst du in diesem Jahr von deinem Arbeitgeber Weihnachtsgeld?

Deutschland: Wer bekommt Weihnachtsgeld?

Nicht jede:r Arbeitnehmer:in in Deutschland hat Anspruch auf Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld. Laut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung bekommen im Winter 2022 54 Prozent der Beschäftigten Weihnachtsgeld. Abhängig ist der Geldsegen vom jeweiligen Arbeitsvertrag: So erhalten 79 Prozent der Arbeitnehmer:innen mit Tarifvertrag Weihnachtsgeld, da sie in der Regel auch einen rechtlichen Anspruch darauf haben. Durchschnittlich beträgt das Weihnachtsgeld der Tarifbeschäftigten 2022 2.747 Euro brutto und somit 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Branchenvergleich gibt es allerdings große Unterschiede. Das Statistische Bundesamt weist den Bereich „Kokerei und Mineralölverarbeitung“ als den aus, in dem mit durchschnittlich 5.651 Euro ein besonders hohes Weihnachtsgeld ausgezahlt wird. Ebenfalls über dem Durchschnitt liegt das tarifliche Weihnachtsgeld in der Chemiebranche (5.369 Euro) sowie in der Energieversorgung mit 5.171 Euro.

Da sich diese Zahlen nur auf die Weihnachtsgratifikation für Beschäftigte mit Tarifvertrag beziehen, ist nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland davon betroffen. Viele nicht tarifgebundene Unternehmen richten sich mit ihren Verträgen sowie Regelungen für Weihnachts- und Urlaubsgeld nach den Tarifregelungen, rechtlich gebunden sind sie jedoch nicht.

Wer bekommt wie viel Weihnachtsgeld?

Quelle: Befragung der Hans-Böckler-Stiftung von 57.000 Beschäftigten zwischen Anfang November 2020 und Ende Oktober 2021

Weihnachtsgeld: eine freiwillige Zahlung

Bei Beschäftigten ohne tarifliche Bindung geht mehr als die Hälfte der Befragten einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung beim Thema Weihnachtsgratifikation leer aus. Denn hier ist die Jahressonderzahlung ein freiwilliges Entgegenkommen des Unternehmens. Doch aufgepasst: Zahlt dein:e Arbeitgeber:in dir mehrere Jahre in Folge Weihnachtsgeld ohne dies klar als freiwillige Zahlung zu kennzeichnen, entwickelt sich dadurch ein Anrecht auf Weihnachtsgeld auf deiner Seite. Dein Unternehmen kann sich dann also nicht plötzlich dazu entscheiden, kein Weihnachtsgeld mehr zu zahlen.

Wie hoch ist das Weihnachtsgeld?

Ist dein Weihnachtsgeld über einen Tarifvertrag geregelt, ist die Höhe abhängig von den vorangegangenen Tarifverhandlungen. Wenn dein Unternehmen Weihnachts- und/oder Urlaubsgeld auf freiwilliger Basis zahlt, kann es die Höhe selbst bestimmen, allerdings muss jede:r Beschäftige eines Betriebs das Gleiche bekommen. Üblicherweise werden zwischen 60 und 80 Prozent eines Monatsgehalts ausgezahlt. Achtung: Weihnachts- und Urlaubsgeld ist nicht steuerfrei! Jahressonderzahlungen werden brutto ausgezahlt, du musst sie also wie deine normalen Gehaltszahlungen versteuern.

Wann wird das Weihnachtsgeld ausgezahlt?

Auch den Zeitpunkt der Auszahlung der Jahressonderzahlung können die Unternehmen selbst bestimmen, üblicherweise wird es zusammen mit dem November-Gehalt überwiesen.

Weihnachtsgeld im öffentlichen Dienst

Wie alle anderen tarifgebundenen Arbeitgeber:innen zahlen Unternehmen im öffentlichen Dienst ein Weihnachtsgeld. Die Höhe der Jahressonderzahlung sowie weitere bindende Details werden jährlich im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) festgelegt.

Kündigung – was passiert mit meinem Weihnachtsgeld

Egal, ob du selbst kündigst oder gekündigt wirst: Ob du Anspruch hast auf dein Weihnachtsgeld, hängt in den meisten Fällen davon ab, wann dein Arbeitsvertrag endet bzw. vom Zeitpunkt der Kündigung. Unternehmen arbeiten meistens mit fixen Stichtagen, die im Arbeitsvertrag oder in der Betriebsvereinbarung festgehalten sind. Wenn dein Arbeitsverhältnis vor diesem Stichtag endet, hast du keinen Anspruch auf deine Jahressonderzahlung. Durch diese Stichtagsregelung kann es auch passieren, dass du dein Weihnachtsgeld zurückzahlen musst.

Weihnachtsgeld während Mutterschutz & Elternzeit

Keine Sorge, auch wenn du schon im Mutterschutz bist, hast du Anrecht auf dein Weihnachtsgeld. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied in einem Urteil, dass das Diskriminierungsverbot Unternehmen untersagt, Mutterschutzzeiten (also Beschäftigungsverbote) bei der Gewährung einer Weihnachtsgratifikation anteilig leistungsmindernd zu berücksichtigen. Sollte es vertraglich nicht anders geregelt sein, überträgt sich dieses Recht auch auf deine Elternzeit. Du erhältst in diesem Fall deine Jahressonderzahlung zusätzlich zu deinem Elterngeld.

"Das Gehalt ist übertariflich, allerdings wird man auch nicht reich. Es gibt Urlaubs- und Weihnachtsgeld, sowie weitere Zusatzleistungen hier und da."

Eine Bewertung bei Alnatura Produktions- und Handels GmbH.

Kürzung von Weihnachtsgeld bei Krankheit?

Vor allem bei längerer Krankheit stellt sich die Frage, ob dein Unternehmen dir dein Weihnachtsgeld kürzen kann. Bei einer Krankschreibung zahlt dein Unternehmen dein Gehalt bis zu sechs Wochen weiter. Solltest du länger als sechs Wochen krank sein, springt die Krankenversicherung ein und zahlt dein Krankengeld (das ca. 70 Prozent deines Gehalts entspricht). Ob und ab wann dein Arbeitgeber dir im Krankheitsfall Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld streichen kann, hängt von der entsprechenden Regelung im Tarifvertrag, im Arbeitsvertrag oder in der Betriebsvereinbarung ab.

Kurzarbeit & Weihnachtsgeld

Gibt es während Kurzarbeit einen Anspruch auf Jahressonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld? Eine wichtige Frage, besonders seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie, während der viele Unternehmen auf Kurzarbeit umstellen mussten. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2018 verbietet die pauschale Kürzung oder Streichung von Weihnachtsgeld während Kurzarbeit.

Allerdings sind Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld freiwillige Zahlungen von Unternehmen an ihre Beschäftigten. Wenn Unternehmen diese Freiwilligkeit Mitarbeiter:innen gegenüber fortlaufend kommunizieren, haben sie den Handlungsspielraum, Sonderzahlungen zeitweise auszusetzen oder zu kürzen, zum Beispiel um wirtschaftlichen Schaden abzuwenden.

Kann mein Weihnachtsgeld gepfändet werden?

Diese Frage stellt sich im Falle einer Lohn- oder Gehaltspfändung. Solche Pfändungen können gerichtlich festgesetzt werden, wenn ein:e Arbeitnehmer:in beispielsweise hohe Schulden angehäuft hat und diese nicht bedienen kann. Der:die Schuldner:in hat in diesem Falle das Recht, sich an das beschäftigende Unternehmen zu wenden und auf einen Teil deines Gehalts zuzugreifen.

Auch Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld können bis zu einem bestimmten Betrag gepfändet werden, wenn die Zahlung mehr als 500 Euro brutto beträgt.

Weihnachtsgeld in Österreich

Anders als in Deutschland haben in Österreich nahezu alle Beschäftigten ein Recht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld. Für 98 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Österreich gelten Kollektivverträge, in denen ein 13. und ein 14. Jahresgehalt verbindlich vorgeschrieben sind. Das 13. Jahresgehalt oder das Urlaubsgeld wird im Juni oder Juli ausgezahlt, das 14. Jahresgehalt oder Weihnachtsgeld im November oder Dezember. Die Höhe der Jahressonderzahlungen ist abhängig vom jeweils gültigen Kollektivvertrag.

Anspruch auf die volle Höhe des 13. und 14. Gehalts haben Mitarbeitende, wenn Sie das gesamte Kalenderjahr im Unternehmen beschäftigt waren. Ist das nicht der Fall, werden das 13. und 14. Gehalt meist aliquot, also anteilig, ausbezahlt. Besonders attraktiv sind die 13. und 14. Gehälter, da sie mit nur sechs Prozent deutlich geringer besteuert werden als die zwölf Monatsgehälter.

"Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld werden pünktlich ausbezahlt",

sagt ein:e Angestellte:r bei Deichmann SE.

Weihnachtsgeld in der Schweiz

In der Schweiz wird das Weihnachtsgeld landläufig als 13. Arbeits- oder Monatslohn bezeichnet. Grundsätzlich ist der 13. Monatslohn eine freiwillige Zahlung der Unternehmen, die praktisch als fester Bestandteil in den meisten Schweizer Arbeitsverträgen enthalten ist. Wie in den anderen deutschsprachigen Ländern wird er im November oder Dezember ausgezahlt. Der 13. Arbeitslohn ist weder von der Arbeitsleistung noch von der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens abhängig und kann daher nicht gekürzt werden, sondern beträgt ein Dreizehntel des Jahresgehalts. Wenn Mitarbeitende nicht das gesamte Kalenderjahr im Unternehmen beschäftigt waren, wird der 13. Arbeitslohn anteilig ausbezahlt.

letztes Update: 4. Dezember 2023