Weiterbildung – alles, was du wissen musst

Möchtest du dich beruflich weiter entwickeln, neue Fähigkeiten erwerben oder dich beruflich neu orientieren? Vielleicht ist eine Weiterbildung das Richtige für dich. Voraussetzungen, Finanzierung, Länge – in diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte zum Thema Weiterbildung und was der Unterschied ist zu einer Fortbildung.

Was ist eine Weiterbildung?

Nach abgeschlossenem Studium oder Ausbildung sammelt man als Berufseinsteiger:in üblicherweise zunächst praktische Erfahrung im Beruf. In unserer digitalisierten Welt ist es jedoch wichtig, auch im Berufsleben weiter zu lernen und nicht stehen zu bleiben. Eine Weiterbildung neben dem Job kann der Schlüssel zu Aufstieg und Erfolg im Job sein. Zur Weiterbildung zählen Lehrgänge, Umschulungen und Meisterkurse, aber auch Sprachunterricht, das Nachholen von Schulabschlüssen oder eher freizeitorientierte Bildungsangebote. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF) unterscheidet drei unterschiedliche Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung:

  • Die allgemeine und politische Weiterbildung (Weiterbildungsangebote ohne direkten Berufsbezog wie Sprachkurse oder Seminare zu Medienkompetenz oder Teamfähigkeit)
  • Die berufliche Weiterbildung (Seminare oder Kurse zur Vertiefung oder Ergänzung beruflicher Kenntnisse)
  • Die Weiterbildung an einer Hochschule (zum Beispiel berufsbegleitende und weiterbildende Bachelor- oder Masterstudiengänge)

Weiterbildung und Fortbildung – was ist der Unterschied?

Die Begriffe Fort- und Weiterbildung werden häufig vermischt, tatsächlich gibt es jedoch Unterschiede was Inhalt, Dauer und finanzielle Förderung bedeutet. 

Fortbildung

Eine Fortbildung bezieht sich immer direkt auf den bereits ausgeübten Beruf. Fortbildungen haben das Ziel, dass man sich im Beruf weiter spezialisiert oder sich berufsrelevante Fachkenntnisse aneignet. Fortbildungen setzen daher eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie eine entsprechende Berufserfahrung voraus. Lebenslanges Lernen und berufliche Weiterentwicklung werden staatlich gefördert. Das Thema berufliche Fortbildung ist im Bundesbildungsgesetz (BBiG) geregelt. 

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Beispiel: Fortbildung

Annika ist Krankenschwester und arbeitet seit fünf Jahren in einer Klinik. Um ihre beruflichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und auf dem neuesten Stand zu bleiben, entscheidet sie sich für eine Fortbildung zum Thema "Notfallmedizin und Erste Hilfe". Die Fortbildung umfasst verschiedene Module, darunter aktuelle Notfallprozeduren, lebensrettende Maßnahmen und den Umgang mit Notfallpatient:innen. Die Fortbildung kommt Annika in ihrem beruflichen Alltag direkt zugute. Sie kann das erlernte Wissen direkt in der Patient:innenbetreuung einsetzen.

Dauer einer Fortbildung

Die Dauer von Fortbildungsangeboten ist sehr unterschiedlich. Fortbildungskurse können einen einzigen Tag lang dauern oder sich über Wochen oder gar Monate erstrecken. Es gibt auch Module, die nur am Wochenende stattfinden. In vielen Fällen steht am Ende eine Fortbildung eine Prüfung.

Weiterbildung

Während man sich in einer Fortbildung tiefer einarbeitet in den bestehenden Beruf oder sich in einem Teilbereich spezialisiert, kann eine Weiterbildung inhaltlich weiter gefasst sein und muss nicht zwingend direkt mit dem ausgeübten Beruf zu tun haben. Auch Umschulungen, die man absolviert, um sich beruflich neu zu orientieren, sind eine Form der Weiterbildung. Eine Weiterbildung endet meistens mit einem Abschluss oder einem Zertifikat. Oft dauern Weiterbildungen länger als Fortbildungen.

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Beispiel: Weiterbildung

Max arbeitet als Buchhalter in einem Versicherungskonzern. Als Weiterbildung absolviert er ein berufsbegleitendes Studium in Controlling und Finanzmanagement, um sich für höhere Positionen im Finanzbereich zu qualifizieren und so seine Karrierechancen zu verbessern.

Wann lohnt sich eine Weiterbildung?

Mit einer Weiterbildung investiert man in die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Die Fähigkeiten und die Qualifikation, die du mit einer Weiterbildung bekommst, können die Attraktivität deines Lebenslaufs steigern. Nach erfolgreichem Abschluss einer Weiterbildung kannst du dich auf eine Position mit mehr Verantwortung bewerben beziehungsweise ein besseres Gehalt verhandeln. Eine Weiterbildung kann auch dazu dienen, sich beruflich neu zu orientieren. Allerdings kostet eine Weiterbildung auch Geld und Zeit. Laut Sebastian Ebert, Professor für Mikroökonomie an der Frankfurt School of Finance & Management, lohnt sich aus wirtschaftlicher Perspektive eine Weiterbildung vor allem für Menschen zwischen 20 und 30 Jahren immer. 

Was sind die Voraussetzungen, um eine Weiterbildung zu absolvieren?

Grundsätzlich kann jede:r, der:die eine Grundausbildung absolviert hat und über etwas Berufserfahrung verfügt, eine Weiterbildung machen. Es gibt keine spezifischen Voraussetzungen, um eine Weiterbildung machen zu können. Der Zeitpunkt für den Beginn einer Weiterbildung hängt eher von persönlichen Faktoren sowie der aktuellen beruflichen Situation ab, denn eine Weiterbildung kostet Zeit und in vielen Fällen auch Geld. 

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

Es gibt keine genaue Regelung des Begriffs Weiterbildung. Im Prinzip kann jede Art von Lernen neben dem Beruf als Weiterbildung bezeichnet werden. Hier einige Beispiele:

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Beispiele für Weiterbildungen

  • Beratung und Coachingangebote, um in spezifischen beruflichen oder persönlichen Bereichen zu wachsen
  • Sprachkurse, um berufliche Chancen zu erweitern und im internationalen Kontext zu arbeiten
  • Vom Arbeitgeber durchgeführte oder finanzierte Schulungen, um den Umgang mit neuen Technologien oder Programmen zu erlernen
  • Aufbaustudium neben dem Beruf, um Fachkenntnisse und einen weiteren Abschluss zu erhalten
  • Studium an einer Hochschule, um sich weiter zu qualifizieren nach einer Ausbildung
  • Berufliche Umschulung, um in einem neuen Bereich tätig zu werden
  • Weiterbildung zum Meisterabschluss für Handwerker:innen
  • Auch das Lesen von Fachliteratur oder der Besuch von Messen kann eine Form der Weiterbilduing darstellen

Wer hat Anspruch auf eine Weiterbildung?

Grundsätzlich gibt es kein einklagbares Recht auf Weiterbildung, es sei denn, der Arbeitgeber schreibt entsprechende Weiterbildungen vor, zum Beispiel bei einer Beförderung auf eine neue Position. Die meisten Unternehmen erkennen den Wert von Weiterbildung für ihre Mitarbeiter:innen an: Laut Statistischem Bundesamt bieten mehr als drei Viertel der Unternehmen in Deutschland ihren Mitarbeiter:innen entsprechende Angebote. Außerdem gelten in Deutschland in den einzelnen Bundesländer (außer Bayern und Sachsen) spezielle Regelungen zum Bildungsurlaub, also zu einer bezahlten Freistellung während einer Weiterbildung. 

In Österreich gibt es mit der Bildungskarenz ein entsprechendes Pendant, allerdings gibt es keinen unbeschränkten Anspruch auf Weiterzahlung des Gehalts. 

In der Schweiz gibt es eine gesetzlich geregelte und bezahlte Weiterbildung nur, wenn es sich um verpflichtende Seminare handelt. Zudem haben einige Branchen verpflichtende Vereinbarungen für Weiterbildungsmöglichkeiten.  

Kosten für die Weiterbildung – was übernimmt der Arbeitgeber?

Unternehmen, die ihren Mitarbeiter:innen ein Weiterbildungsangebot bieten, kommen üblicher Weise auch für die Kosten auf. Etwas anders ist die Situation, wenn du dich individuell für eine auf dich und deine berufliche Entwicklung zugeschnittene Weiterbildung interessierst, zum Beispiel für ein Aufbaustudium neben dem Beruf. In diesem Fall hast du weder automatisch einen Anspruch darauf, dass dein Arbeitgeber dich unterstützt, noch dass er die Kosten dafür trägt.

Wie so oft kommt es aber auf die individuelle Situation an. Wenn du vermitteln kannst, dass deine Weiterbildung einen Mehrwert für das Unternehmen darstellt, etwa, weil du danach eine andere Rolle übernehmen kannst, hast du gute Chancen, dass dein Unternehmen dich unterstützt und die Kosten ganz oder zumindest anteilig trägt. 

Ausbildungsförderung – welche Unterstützung gibt es?

Der Staat erkennt die Relevanz von Weiterbildung an und unterstützt sie für bestimmte Personengruppen über die Agentur für Arbeit mit unterschiedlichen Maßnahmen:

1. Bildungsgutschein

Arbeitslose, Arbeitssuchende und Beschäftigte haben unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch auf einen Bildungsgutschein. In diesem Fall werden die Kosten beziehungsweise ein Teil der Kosten für eine Weiterbildung von der Agentur für Arbeit getragen. Mit dem Bildungsgutschein soll Arbeitslosigkeit beendet beziehungsweise verhindert werden.

2. Weiterbildungsprämie

Wer eine Weiterbildung mit dem Ziel eines Abschlusses in einem Ausbildungsberuf macht, hat unter Umständen Anspruch auf eine Weiterbildungsprämie. Dabei handelt es sich um eine Einmalzahlung der Agentur für Arbeit als Anerkennung für die Weiterbildung.

3. Weiterbildungsstipendium

Das Weiterbildungsstipendium wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert und richtet sich an begabte junge Menschen (unter 25 Jahre), die sich im Anschluss an ihre Ausbildung weiter qualifizieren möchten. Stipendiat:innen werden bis zu drei Jahre lang finanziell bei ihrer Weiterbildung unterstützt. Jährlich vergibt das BMBF 6.500 Weiterbildungsstipendien, für die mach sich bewerben muss. 

Weiterbildungsförderung in Österreich

In Österreich bieten die Arbeitnehmerkammern ein Weiterbildungsprogramm für Arbeitnehmer:innen an. Mitglieder der Kammern haben pro Jahr einen Anspruch auf einen Bildungsgutschein. Für Mitglieder der Arbeiterkammer Wien gibt es beispielsweise pro Kalenderjahr einen Bildungsgutschein von 120 Euro und zusätzlich einen Digi-Bonus für Weiterbildungsangebote rund um das Thema Digitalisiereung. 

Was passiert, wenn ich eine Weiterbildung abbreche?

Bevor du dich für eine geförderte Weiterbildung entscheidest, solltest du dir sicher sein, dass sie das Richtige ist für dich. Wenn du eine geförderte Weiterbildung abbrichst, ist das ärgerlich für dich – und es kann dazu führen, dass du einen Teil der Kosten tragen musst. Es kann gute Gründe geben, weshalb du eine von der Agentur für Arbeit geförderte Weiterbildung abbrechen musst. Der erfreulichste ist, wenn du einen neuen Job gefunden hast. In diesem Falle ist der Abbruch legitim und du musst dich nicht rechtfertigen. Wenn du eine Weiterbildung wegen Krankheit abbrechen musst, solltest du ein entsprechendes ärztliches Attest vorlegen. 

Können Weiterbildungen vertraglich geregelt sein?

Viele Unternehmen haben einen Passus zum Thema Weiterbildung in den Vertragsentwürfen für ihre Mitarbeiter:innen aufgenommen – schließlich ist es aus Unternehmenssicht wichtig, allen Mitarbeiter:innen die gleichen Möglichkeiten zu geben. Es als Unternehmen ist jedoch nicht verpflichtend, das Thema Weiterbildung im Arbeitsvertrag zu regeln.

Kann mein Arbeitgeber mich zu einer Weiterbildung verpflichten?

Dein Unternehmen kann dich nicht dazu zwingen, an einer Weiterbildung teilzunehmen. Wenn sich dein Tätigkeitsbereich im Unternehmen ändert oder du eine neue Rolle einnimmst, kann eine Weiterbildung verpflichtend – und definitiv sinnvoll – sein.

Zählt Weiterbildung als Arbeitszeit?

Wenn du das Weiterbildungsangebot deines Arbeitgebers nutzt, zählt die Zeit, die du damit verbringst, als Arbeitszeit. Anders sieht es aus, wenn du dich freiwillig weiterbildest. In diesem Fall musst du dafür deine Freizeit nutzen – oder eine entsprechende Regelung mit deinem Arbeitgeber vereinbaren.

Letztes Update: 2. April 2024