Fragen an den Arbeitgeber: Welche du stellen solltest und welche nicht

„Haben Sie noch Fragen?“ – dies begegnet uns in der Regel am Ende des Bewerbungsgesprächs. Denn nun wird es Zeit die Rollen zu tauschen und die Bewerber:innen haben die Möglichkeit bei ihrem potentiellen Arbeitgeber nochmal genauer nachzufragen. Diese Chance noch mehr über das Unternehmen und die freie Position zu erfahren, solltest du dir keinesfalls entgehen lassen. Denn mit den richtigen Fragen kannst du bei deinem Arbeitgeber einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlassen.

Was sind also die Do´s und die Dont´s? Welche Fragen im Vorstellungsgespräch solltest du stellen - und welche nicht?

Fragen stellen im Bewerbungsgespräch: Mit "alten Regeln" brechen

Während Bewerbungsratgeber aus dem letzten Jahrzehnt vielleicht dazu aufrufen, auf keinen Fall Urlaubstage, Bonuszahlungen und Benefits zu erfragen, dürfen wir nicht vergessen, dass die Arbeitswelt sich in den letzten Jahren stark gewandelt hat. Fachkräftemangel, Sinnsuche und immer mehr Menschen, die einen größeren Fokus auf eine gesunde Work-Life-Balance legen, haben dazu geführt, dass “alte Regeln” aufgebrochen werden. Und das ist gut so. Schließlich ist ein Vorstellungsgespräch nicht nur dafür da, dass du dich dem Unternehmen präsentierst – es soll auch dir bei deiner Entscheidung helfen ob du hier einen Großteil deiner Zeit verbringen und eine langfristige Verbindung eingehen möchtest. Und wenn dafür zum Beispiel wichtig ist, ob du deinen Hund mit zur Arbeit bringen kannst, ist die Frage danach durchaus berechtigt.  

Diese Fragen kannst du im Bewerbungsgespräch stellen

1. "Was erwarten Sie von dem idealen Kandidat:innen in dieser Position?"

Wenn diese Frage nicht schon im Laufe des Gesprächs geklärt wurde, eignet sie sich sehr gut als Rückfrage. So bringst du noch mehr über die Anforderungen des Jobs in Erfahrung und kannst noch einmal abklären, welche Fähigkeiten und Kenntnisse benötigt werden, die vielleicht noch nicht in der Stellenanzeige genannt wurden. Außerdem kannst du durch das Stellen dieser Frage mögliche Missverständnisse über zukünftige Aufgabenbereiche aus dem Weg räumen.

Eine Abwandlung dieser Frage ist ebenfalls möglich, da sich die Anforderungen im Laufe der Zeit verändern können: „Wie würden sich die ersten Wochen in dieser Position gestalten und inwieweit würden sich die Erwartungen an diese Position danach verändern?“

2. "Was sind die wichtigsten Wachstumsfelder des Unternehmens?"

Und wo liegen die größten Chancen im Vergleich zu den Mitbewerbern? Natürlich solltest du bereits über den Wettbewerb informiert sein, es ist aber dennoch nie falsch, Personaler nach deren persönlicher Einschätzung zu fragen, um einen Insider-Einblick in das Unternehmen zu bekommen. Auch wenn an dieser Stelle keine Geschäftsgeheimnisse enthüllt werden, wirst du mit dieser Frage schon im Bewerbungsgespräch in Erfahrung bringen, wo die Reise hingeht. Außerdem solltest du nicht vergessen: Eine Bewerbung ist immer ein wechselseitiger Prozess. Diese Frage bringt den Arbeitgeber in die Position das Unternehmen bestmöglich zu präsentieren und von der Konkurrenz abzuheben.

3. "Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?"

Wer diese Frage stellt, findet schnell heraus, ob Werte und Struktur des Unternehmens zu den eigenen Vorstellungen passen. Denn durch die Auskunft der Personaler:innen erfährst du nicht nur mehr über die Unternehmenskultur insgesamt, sondern beispielsweise auch über den Führungsstil und die Zusammenarbeit im Unternehmen. Um weitere Einsicht in die Unternehmenskultur zu bekommen, lohnt es sich immer vorab einen Blick auf das kununu Profil deines potentiellen Arbeitgebers zu werfen. So kannst du die Einblicke aus den User:innen-Bewertungen mit den Eindrücken, die du im Unternehmen erhältst vergleichen.

4. "Warum arbeiten Sie gerne für das Unternehmen?"

Durch diese Frage erfährst du mehr über die Dynamik und Kultur des Unternehmens. Der große Vorteil: Du bekommst obendrauf einen persönlichen Eindruck des Unternehmens aus der Sicht eines Mitarbeitenden und eröffnest so leicht ein spannendes Gespräch. Eine Variation dieser Frage ist ebenfalls möglich: „Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?“ oder „Warum würden Sie sich wieder dazu entscheiden für dieses Unternehmen zu arbeiten?“

5. "Was waren die größten Erfolge, die Ihr Unternehmen im letzten Jahr verzeichnen konnte?"

Und was ist der wichtigste Beitrag zum Erfolg des Unternehmens in dieser Position? Wenn du diese Frage stellst, erfährst du in der Regel nicht nur welche Ziele bereits erreicht wurden. Du erhältst Einblicke, wie die Zusammenarbeit im Unternehmen abläuft und wie die einzelnen Teams arbeiten um gemeinsame Erfolge zu erreichen. Außerdem bietet diese Frage schon im Vorstellungsgespräch die Möglichkeit, mehr über zukünftig angestrebte Ziele zu erfahren, wie diese umgesetzt werden sollen und auch wo deine Fähigkeiten gebraucht werden.

6. "Aus Ihrer Sicht: Was ist die größte Herausforderung in dieser Position?"

Diese Frage erfüllt mehrere Zwecke zugleich: Einerseits erfährst du welche Anforderungen im Job gestellt werden und was von dir in dieser Position erwartet wird. Andererseits siehst du, welche Möglichkeiten und Chancen auf dich im Unternehmen warten. Und das Wichtigste: Du kannst herausfinden, wie gut die Stelle zu dir und deinen Zielen passt. Aus diesem Grund ist die Frage sehr gut geeignet, um sie im Bewerbungsgespräch an deinen potentiellen Arbeitgeber zu stellen.

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Weitere typische Fragen mit denen du punkten kannst

Fragen zum Unternehmensalltag  

Deine Fragen dienen dem Zweck, dass du dich besser für oder gegen das Jobangebot entscheiden kannst – sofern du dieses erhältst. Sie sollten daher so gestellt werden, dass deren Antworten dir einen tatsächlichen Mehrwert bieten. Dafür eignen sich beispielsweise Fragen, wie: 

  • Werde ich im Team oder alleine arbeiten? 
  • Was sind die Kernarbeitszeiten? 
  • Schließt die Stelle eine Reisetätigkeit ein? 
  • Arbeite ich direkt mit Kunden zusammen? 

Diese sind nur einige Beispiele von vielen. Solche oder ähnliche Frage helfen dir also dabei, dir ein genaueres Bild davon zu machen, wie dein Arbeitsalltag im Unternehmen aussehen würde.  

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Übrigens

Bei etwas “brisanteren” Fragen, zum Beispiel zum Thema Überstunden, kommt es ganz auf die Fragestellung an (denn es ist natürlich berechtigt, dass du dir davon einen Eindruck machen möchtest). Statt zu Fragen “Muss ich hier viele Überstunden machen” formuliere ein wenig neutraler, etwa “Gibt es im Unternehmen eine offizielle Regelung für den Umgang mit Überstunden?”.

Fragen zu deiner Tätigkeit und dem Team 

Wenn es mit dem Job klappt, wirst du bald viel Zeit mit der neuen Aufgabe und mit neuen Kolleg:innen verbringen. Da ist es nur verständlich, dass du wissen möchtest, wie dein Arbeitsalltag aussehen könnte. Diese Fragen zeigen im Vorstellungsgespräch außerdem, dass du dir ein realistisches Bild machen möchtest und das Stellenangebot ernst nimmst. 

  • Welchen Aufgabenbereich umfasst die ausgeschriebene Position? 
  • Wie viel Zeit ist für die Einarbeitungsphase vorgesehen? 
  • Wer wäre mein direkter Vorgesetzter?
  • Aus wie vielen Personen würde mein Team bestehen? 
  • Wie sieht die Kommunikation zwischen den Abteilungen aus? 

Fragen zur Unternehmenskultur 

Um sich mit einem Unternehmen verbunden zu fühlen und hier gern die eigene Zeit, Energie und Wissen zu investieren, braucht es eine Kultur, mit der du dich gut identifizieren kannst. Deine Fragen danach zeigen deinem potenziellen Arbeitgeber, dass du an einer langfristigen Verbindung interessiert bist und dich auch auf einer höheren Ebene mit dem Unternehmen beschäftigst.  

  • Welche Werte spielen in der Unternehmenskultur die größte Rolle? 
  • Gibt es regelmäßige, unternehmensübergreifende Updates in Sachen Strategie und Visionen? 
  • Gibt es innerhalb der Teams Events oder Meetings, um das Teamgefühl zu stärken? 
  • Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
  • Warum würden Sie sich wieder dazu entscheiden für dieses Unternehmen zu arbeiten?

Fragen zu Benefits

Diese Fragen gelten wohl als die “kritischsten”, weil wir immer noch innerlich verankert haben, dass es sich nicht gehört, Forderungen zu stellen. Erst recht nicht beim Arbeitgeber. Dabei wollen wir ja auch im Job im besten Fall eine Beziehung auf Augenhöhe führen und das bedeutet auch, die eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren. Dabei hilft es, sich vorher zu überlegen, welche Benefits dir persönlich wirklich wichtig sind, sodass du nicht gleich das ganze Spektrum von Remote Work bis Firmenwagen abfragen musst. Entscheide dich für zwei, drei Fokusthemen, die für dich in deinem Arbeitsverhältnis die größte Bedeutung haben. Folgende Formulierungen können dir dabei helfen: 

  • Gibt es eine offizielle Homeoffice-Regelung? 
  • Gibt es im Unternehmen Mitabreitende, die remote arbeiten? 
  • Wäre es theoretisch möglich, einen Hund mit ins Büro zu nehmen? 
  • Besteht ein Kantinen-Angebot oder kümmern sich Mitarbeitende eigenständig um ihr Mittagessen? 
  • Gibt es finanzielle Unterstützung beim öffentlichen Nahverkehr? 
  • Sind im Jahresgehalt Zusatzzahlungen (wie Weihnachtsgeld, Bonus, etc.) inkludiert? 
  • Hat das Unternehmen ein firmeninternes Sportangebot? 
  • Gibt es Weiterbildungsprogramme für Mitarbeitende? 

Übrigens: Welche Fragen stellen Personaler häufig im Bewerbungsgespräch und wie kannst du dich am besten darauf vorbereiten? Erfahre mehr in diesem Beitrag.

Diese Fragen solltest du im Bewerbungsgespräch NICHT stellen

Wie lernen wir bereits früh: Es gibt keine dummen Fragen. Das mag wohl in den meisten Fällen stimmen, aber gerade im Vorstellungsgespräch stolpern Bewerber:innen schnell über schlechte Rückfragen. Damit sich die Jobsuche nicht ungewollt verlängert, haben wir Fragen gesammelt, die du im Vorstellungsgespräch besser nicht stellen solltest.

1. "Wie schnell kann man sich beruflich verändern?"

Klingt doch gar nicht so schlecht, oder? Der Schein trügt. Natürlich freuen sich Arbeitgeber, wenn Bewerber:innen engagiert sind und Ziele verfolgen. Aber diese Frage wirkt weder strebsam noch ambitioniert, sondern eher berechnend. Denn für dein Gegenüber klingt das schnell mal so: "Der Job, auf den ich mich gerade bewerbe interessiert mich gar nicht wirklich, sondern ist für mich nur Mittel zum Zweck." Und das wiederum bedeutet für Personaler:innen, dass du nach kurzer Zeit in deiner Position unzufrieden sein wirst oder schnell wieder gehst, wenn es nicht so läuft, wie du es dir vorstellst.

Wenn du dich für Aufstiegschancen in deiner Position oder in dem Unternehmen interessierst, dann formuliere deine Frage lieber so: "Wie könnte sich die Position in Zukunft in diesem Unternehmen entwickeln?" oder "Wie sieht bei Ihnen die Mitarbeitendenentwicklung aus?"

2. "Was macht Ihr Unternehmen genau?"

Zugegeben, diese Frage werden wohl die wenigsten wirklich in einem Bewerbungsgespräch stellen. Dennoch sollte sie in dieser Liste nicht unerwähnt bleiben. Denn sie steht stellvertretend für alle Fragen, die dich unvorbereitet wirken lassen. Die goldene Regel lautet: Alles, was sich googeln lässt, solltest du NICHT fragen. Denn Rückfragen zu Bereichen, über die man eigentlich bestens informiert sein sollte, schießen Bewerber:innen schnell ins Aus. Vermeide daher nach Informationen zu fragen, die du leicht auch selbst auf der Unternehmensseite oder durch Recherche gefunden hättest.

3. Ja-/Nein-Fragen

Vermeide einfache Ja oder Nein-Fragen, da so schnell der Gesprächsfluss unterbrochen wird. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass du ausschließlich sehr umfangreiche Fragen stellen solltest, die nur schwer umgehend zu beantworten sind. Denn auch dadurch kann eine unangenehme Stille entstehen, während dein Gegenüber nach der passenden Antwort sucht. Außerdem könnten die Ausführungen zu sehr umfassenden Fragen möglicherweise den Rahmen sprengen.

4. "Nein, ich habe keine Fragen."

Wenn es eines gibt – bei dem sich (fast) alle Personaler:innen und HR-Expert:innen einig sind – dann, dass du immer Fragen stellen solltest. Auch wenn du im ersten Moment denkst, es wäre schmeichelhaft deinem Gegenüber zu sagen, es wurde keine Frage offen gelassen – mach es nicht. Du hinterlässt dadurch nämlich eher den Eindruck, als würdest du nicht mehr über den Job und das Unternehmen erfahren wollen. Und keine Fragen zu stellen ist nicht zuletzt eine verpasste Gelegenheit, um für dich herauszufinden, wie gut der potentielle Arbeitgeber wirklich zu dir passt. Daher unser Tipp: Nimm dir die Zeit und stelle die Fragen, die dich wirklich interessieren.

Warum auch “unangenehme Fragen” wichtig sind

Wenn du von Anfang an das Gefühl hast, viel zu wenig Geld zu bekommen oder nicht genug Urlaub zu haben, startet das Arbeitsverhältnis nicht gerade optimal und endet manchmal schneller als gedacht – weil deine Bedürfnisse zu spät ans Licht kommen.  Darum: Trau dich! Und bleibe dabei charmant und respektvoll. Es ist übrigens auch ok, wenn du durch Fragen herausfindest, dass die ausgeschriebene Position eben doch nicht die richtige für dich ist. 

letztes Update: 7. Februar 2023