5 Gründe, warum Frauen sich im Job mehr zutrauen sollten

Frauen und Männer steigen im Durchschnitt mit den gleichen Qualifikationen ins Berufsleben ein - trotzdem trauen sich Frauen im Job oftmals weniger zu als ihre männlichen Kollegen. Was sind die Ursachen dafür und welche beruflichen Nachteile können so entstehen? Welche Vorteile hat dagegen ein hohes Selbstbewusstsein? Und natürlich: Welche Gründe gibt es für Frauen, sich am Arbeitsplatz mehr zuzutrauen? Wir verraten es dir. (Achtung Spoiler: Es gibt jede Menge Gründe)

Auch 2024: Frauen sind am Arbeitsmarkt benachteiligt

In der heutigen Arbeitswelt gelten Frauen immer noch als dreifach benachteiligt. Dreifach? Man geht im Statistischen Bundesamt aktuell davon aus, dass zwischen Frauen und Männern ein Gender Pay Gap, ein Gender Hours Gap und ein Gender Employment Gap besteht.

Gender Pay Gap

Als Gender Pay Gap wird die Lücke (englisch: Gap) beschrieben, die zwischen dem Gehalt von Männern und Frauen besteht. Meist wird die Gender Pay Gap als prozentueller Lohnunterschied angegeben. Im EU-weiten Durchschnitt verdienen Frauen rund 12,7 Prozent brutto weniger als Männer.

  • Deutschland: In Deutschland verdienten Frauen im Jahr 2023 laut einer umfassenden Analyse von kununu durchschnittlich 17 Prozent weniger.
  • Österreich: Das österreichische Bundeskanzleramt gibt für 2021 eine Gender Pay Gap von durchschnittlich 18,8 Prozent an.
  • Schweiz: In der Schweiz fällt die Lohnlücke vergleichsweise geringer aus und lag 2020 bei 10,8 Prozent.

Achtung: Hierbei handelt es sich um die unbereinigte Gender Pay Gap. Diese berechnet die Differenz zwischen den Gehältern unabhängig von Faktoren wie beispielsweise der Teilzeitquote, die bei Frauen höher liegt.

Nun betrifft die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen am Arbeitsmarkt jedoch nicht nur das Gehalt. Auch bei den geleisteten Arbeitsstunden ist die Differenz hoch.

Gender Hours Gap

Bei weiblichen und männlichen Arbeitnehmer:innen bestehen Unterschiede hinsichtlich ihrer bezahlten und unbezahlten Arbeitszeit. Diese werden unter dem Überbegriff Gender Hours Gap zusammengefasst. Die Lücke berücksichtigt außerdem die Anstellungsformen (Teilzeit, Vollzeit, Mini-Job) und die geleisteten Überstunden.

Das Statistische Bundesamt gab 2023 erste Zahlen zum Gender Hours Gap heraus. Durchschnittlich arbeiten deutsche Arbeitnehmerinnen 121 Stunden pro Monat. Ihre männlichen Kollegen kommen dagegen auf 148 Stunden.

Auch der Anteil der Beschäftigungsverhältnisse variiert zwischen den Geschlechtern. Es herrscht ein Gender Employment Gap.

Gender Employment Gap

Wie viele Frauen und Männer sind erwerbstätig? Mit der Gender Employment Gap wird der prozentuale Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Arbeitnehmer:innen in einem Arbeitsverhältnis näher beschrieben.

2023 gingen laut Statistischem Bundesamt deutschlandweit 79,4 Prozent der Männer einer Erwerbstätigkeit nach, jedoch nur 72,1 Prozent der Frauen. Die Lücke entsteht unter anderem durch unbezahlte Care-Arbeit, die häufig von Frauen erledigt wird.

Tipp: Du möchtest mehr über die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Deutschland erfahren? Entdecke hier interaktiv spannende Fakten rund um den Gender Pay Gap.

Warum trauen sich Frauen so wenig zu?

Wir haben es oben bereits kurz angerissen: Frauen haben Männer hinsichtlich ihres Bildungsniveaus eingeholt. Man geht laut neuesten Daten sogar davon aus, dass weibliche Arbeitnehmerinnen beruflich etwas besser qualifiziert seien. Aber warum trauen sich Frauen im Job trotzdem so wenig zu?

Die Ursachen dafür sind weitreichend. So haben Forscher:innen beispielsweise herausgefunden, dass Frauen trotz hoher Bildung tendenziell häufiger als Männer am Impostor-Syndrom erkranken. Dabei gehen betroffene Personen davon aus, dass sie hochstapeln würden und ihren beruflichen Erfolg eigentlich gar nicht verdient hätten.

Außerdem geht man davon aus, dass Mädchen bereits im Kindesalter mit direkter und indirekter Diskriminierung zu kämpfen haben. Nicht nur tatsächliche Benachteiligung - du darfst nicht mitspielen, weil du ein Mädchen bist oder bekommst keinen Zugang zu Bildung -, sondern auch veraltete Rollenbilder oder Traditionen spielen hier eine Rolle. Wenn Mädchen sich aufgrund ihres Geschlechts zurückhalten oder ruhig und brav sein sollen, kann das ihr Selbstbewusstsein im Erwachsenenalter beeinflussen. Die weiterhin vorhandene Diskriminierung im Job kann womöglich ebenfalls dazu beitragen, dass sich Frauen wenig zutrauen und lieber unter dem Radar bleiben.

Diese beruflichen Nachteile entstehen durch Selbstzweifel

Ein geringes Selbstbewusstsein kann bei Frauen - aber theoretisch natürlich auch bei Männern - zu beruflichen Nachteilen führen. Darunter fallen unter anderem die folgenden Aspekte:

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Mögliche Nachteile im Job

  • Keine Bewerbungen auf lukrative Jobs: Wenn du an deinen Fähigkeiten zweifelst, bewirbst du dich wahrscheinlich eher nicht für besonders lukrative oder herausfordernde Jobs. Schließlich gehst du davon aus, dass deine Bewerbung sowieso keine Chance hat.
  • Ausbleibende Beförderungen: Mit einem geringen Selbstbewusstsein fällst du deiner Führungskraft nicht unbedingt auf - auch, wenn deine Leistung stimmt. Das kann dazu führen, dass du bei Beförderungen übergangen wirst.
  • Erhöhte Lohnlücke: Wer sich selbst nichts zutraut, agiert in Gehaltsverhandlungen eher zögerlich und lässt sich mit leeren Versprechungen abspeisen. Die Lücke zum Lohn deiner männlichen Kollegen kann damit größer werden.
  • Wenig Wertschätzung und Anerkennung: Kommunizierst du deine Erfolge und machst deine Leistung nach außen erkennbar? Nein? Deine Führungskraft kann deine gute Arbeit deshalb übersehen. Bei dir kommt das wiederum als geringe Wertschätzung an.

Von diesen Vorteilen profitieren selbstbewusste Frauen im Job

Einfach mal auf den Putz hauen und die eigene Arbeitsleistung so richtig feiern: Gar nicht mal so leicht, wenn man nicht der Typ dafür ist. Warum es sich im Job trotzdem lohnt, immer mal wieder richtig stolz auf sich selbst zu sein und Selbstbewusstsein zu zeigen, beweisen diese Vorteile:

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Vorteile von Selbstbewusstsein am Arbeitsplatz

  • Höhere Arbeitszufriedenheit: Es herrscht bei Frauen ein Zusammenhang zwischen Selbstbewusstsein und ihrer Arbeitszufriedenheit. Besonders selbstbewusste Frauen sind im Job tendenziell glücklicher.
  • Sichtbarkeit und Anerkennung: Weist du aktiv auf deine Erfolge hin, macht dich das sichtbarer. Lob und Anerkennung sind dir sicher.
  • Bessere Jobchancen und beruflicher Aufstieg: Neben möglichen Beförderungen kannst du auch bei Bewerbungen von deinem selbstbewussten Ich profitieren. Du traust dir schließlich alles zu und schreckst vor Herausforderungen nicht zurück.
  • Gehaltssprünge: Du weißt, was du kannst und welchen Wert du für dein Unternehmen hast. In Gehaltsverhandlungen hilft dir das bei deiner Argumentation und du kannst bestenfalls mehr Geld verdienen.

Darum solltest du im Job mehr an dich glauben

Jeder Mensch hat es verdient, im Berufsleben glücklich zu sein. Sei es nun eine Gehaltserhöhung, eine Beförderung oder einfach der Job, der wirklich zu dir passt: Ein starkes Selbstbewusstsein erlaubt es dir, als Frau am Arbeitsmarkt dein vollständiges Potenzial auszuschöpfen und das zu machen, was dir Spaß macht. In dem Unternehmen, das dir optimale Arbeitsbedingungen bietet. In der Position, die du mit deiner Qualifikation verdient hast.

5 Gründe, warum du dir als Frau im Job mehr zutrauen solltest:

Die Gesellschaft war nie so bereit für dich!

Wir glauben: Die Gesellschaft war noch nie so bereit für Frauen in der Arbeitswelt. Die Politik hat in den letzten Jahren einige gesetzliche Grundlagen geschaffen, um die Stellung von Arbeitnehmerinnen zu verbessern.

Bereits seit 2015 schreibt Deutschland den 100 größten börsennotierten Unternehmen zum Beispiel eine Frauenquote für den Aufsichtsrat vor - diese liegt bei 30 Prozent. Laut FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte) stieg der Frauenanteil seitdem kontinuierlich an. 2023 waren 35 Prozent der neu bestellten Vorstandsmitglieder in deutschen DAX-Unternehmen Frauen.

Es geht aber nicht nur um Frauen in Führungspositionen. In Österreich holen die Frauen beispielsweise laut Statistischem Bundesamt im Berufsleben stark auf und haben mittlerweile eine Erwerbstätigenquote von 73,4 Prozent - bei den Männern sind es 82,1 Prozent. Die Zahl der erwerbstätigen Frauen ist damit so hoch wie nie, 2012 waren es noch rund 70 Prozent. Die Gesellschaft wartet darauf, dass Frauen die Berufswelt erobern. Du darfst also auch Forderungen beim Gehalt oder Verantwortungsbereich stellen - immerhin kannst du in der Regel ähnliche Qualifikationen wie Männer vorweisen.

Niemand ist perfekt - auch nicht deine männlichen Kollegen

Frauen halten sich selbst häufig nicht für gut genug und schon gar nicht für perfekt. Immer scheint es noch etwas zu geben, wo du noch nicht zu 100 Prozent funktionierst. Dieses Phänomen ist sogar wissenschaftlich bekannt. Weil an Frauen so hohe Ansprüche existieren, neigen diese im Job eher zu Perfektionismus als Männer.

Aber bist du als Frau nicht gerade die Person, die viele verschiedene Dinge unter einen Hut bringt? Die häufig die gesamte Mental Load auf sich nimmt? Du bist keine Hochstaplerin, sondern kannst etwas! Und das darfst du in Gesprächen mit deiner Führungskraft jederzeit klarstellen.

Du bist nicht allein!

Anderen Frauen geht es oft genauso wie dir. Auch sie haben teilweise wenig Selbstbewusstsein und trauen sich einfach nicht zu, was sie eigentlich können. Dabei wäre es doch so einfach, wenn man sich gegenseitig unterstützen würde. Deshalb: Nutze deine Beziehungen, um deine Arbeitsbedingungen zu verbessern. Wenn du gemeinsam mit deiner Kollegin bei deinem Chef oder deiner Chefin die schlechten Arbeitsbedingungen ansprichst, bist du nicht auf dich allein gestellt.

Du willst lieber etwas Neues? Deine beste Freundin oder gute Bekannte kann dir eine Einschätzung darüber geben, wie Gleichberechtigung in ihrem Unternehmen gelebt wird und ob du dich dort bewerben solltest. Natürlich kannst du auch auf kununu.com die Bewertungen eines beliebigen Arbeitgebers auf das Kriterium Gleichberechtigung prüfen.

Du wirst für deinen Mut belohnt!

Selbstbewusstsein wird belohnt. Wenn du als selbstbewusste Frau klipp und klar sagst, was du dir wünschst und wo du dich in einigen Jahren im Beruf siehst, dann tritt das wahrscheinlich auch ein.

Das hat einen unschönen Hintergrund. Geschlechtsstereotypische Erwartungen können dazu führen, dass man im Berufsleben bei dir als Frau von Zurückhaltung und Unauffälligkeit ausgeht. Mit großem Selbstbewusstsein fällst du auf, man bewertet dich auf einmal anders, deine Leistung wird sichtbarer und wird anerkannt.

Übrigens: Im Gegensatz zu Männern erwartet man von selbstbewussten Frauen für einen noch stärkeren Effekt auf Beförderungen übrigens außerdem eine besonders soziale Orientierung. Die Geschlechtsstereotypen bleiben somit zumindest in Teilen bestehen.

Männer tun es schon längst!

Männer trauen sich im Berufsleben schon längst viel mehr zu als Frauen. Das liegt neben den genderspezifischen Erwartungen auch daran, dass sie über Jahrhunderte bevorzugt behandelt wurden oder sogar allein in ihrer Branche waren. So ließ man Frauen im Richteramt beispielsweise erst 1922 zu.

Männer fällt es in der Regel viel leichter als Frauen, individuelle Erfolge zu betonen und Aufgaben abzulehnen, weil sie gerade "viel zu viel" zu tun haben. Doch auch du darfst das tun. Hab keine Angst davor, dich als Frau im Arbeitsleben klar zu positionieren und deinen Wert klarzustellen.

Du versinkst sonst irgendwann in Arbeit und wirst nie mit einer Beförderung oder Gehaltserhöhung belohnt. Deine Arbeitszufriedenheit sollte stets im Fokus stehen.

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Letztes Update: 29. Februar 2024